KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE
ARTIKEL 9 „ICH GLAUBE ... DIE HEILIGE KATHOLISCHE KIRCHE"
748 „Da Christus das Licht der Völker ist, wünscht dieses im Heiligen Geist versammelte Hochheilige Konzil dringend, alle Menschen durch seine Herrlichkeit, die auf dem Antlitz der Kirche widerscheint, zu erleuchten, indem sie der ganzen Schöpfung das Evangelium verkündet." Mit diesen Worten beginnt die Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium" des Zweiten Vatikanischen Konzils (LG 1). Damit zeigt das Konzil, dass der Glaubensartikel über die Kirche gänzlich von den Glaubensartikeln über Jesus Christus abhängt. Die Kirche hat kein anderes Licht als das Licht Christi; man kann sie nach einem Bild, das den Kirchenvätern lieb war, mit dem Mond vergleichen, dessen ganzes Licht Widerschein der Sonne ist.
749 Der Artikel über die Kirche hängt auch gänzlich vom vorhergehenden Artikel über den Heiligen Geist ab. „Denn nachdem wir gezeigt haben, dass der Heilige Geist Quell und Spender aller Heiligkeit ist, bekennen wir jetzt, dass von ihm die Kirche mit Heiligkeit beschenkt wird" (Catech. R. 1,10,1). Wie die Väter sagen, ist die Kirche der Ort, „wo der Geist blüht" (Hippolyt, trad. ap. 35).
750 Der Glaube, dass die Kirche „heilig" und „katholisch" und (wie das Credo von Nizäa-Konstantinopel hinzufügt) „eine" und „apostolisch" ist, lässt sich vom Glauben an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist nicht trennen. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir eine heilige Kirche („Credo ... Ecelesiam"), sagen aber nicht, dass wir an die Kirche glauben, damit wir nicht Gott und seine Werke miteinander verwechseln, sondern alle Gaben, die er in seine Kirche gelegt hat, klar der Güte Gottes zuschreiben [Vgl. Catech. R. 110,22.].
ABSATZ 1 DIE KIRCHE IM PLANE GOTFES
I Namen und Sinnbilder der Kirche
751 Das Wort „Kirche" kommt (wie das englische „church") vom griechischen Beiwort „kyriaké", das heißt „die dem Herrn gehörende". Die biblische Bezeichnung für sie lautet „ekklesia" (vom griechischen Zeitwort „ek-kalein", „herausrufen"; davon das französische „église") und bedeutet
„Volksversammlung" [Vgl. Apg 19,39], zumeist religiösen Charakters. Dieser Ausdruck wird in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments des öftern für die Versammlung des auserwählten Volkes vor Gott verwendet, vor allem für die Versammlung am Sinai, wo Israel das Gesetz erhielt und von Gott zu seinem heiligen Volk gemacht wurde [Vgl. Ex19]. Die christliche Urgemeinde sah sich als Nachfolgerin dieser Versammlung und nannte sich deshalb Kirche. In der Kirche ruft Gott von allen Enden der Erde sein Volk zusammen.
752 Im christlichen Sprachgebrauch bezeichnet „Kirche" die liturgische Versammlung [Vgl. 1 Kor 11,18;14,19.28.34.35], aber auch die Ortsgemeinde [Vgl. 1 Kor 1,2; 16,1] oder die gesamte Gemeinschaft der Gläubigen [Vgl. 1 Kor 15,9; Gal 1,13; Phil 3,6]. Diese drei Bedeutungen lassen sich nicht voneinander trennen. Die „Kirche" ist das Volk, das Gott in der ganzen Welt versammelt. Sie besteht in den Ortsgemeinden und verwirklicht sich als liturgische, vor allem als eucharistische Versammlung. Sie lebt aus dem Wort und dem Leib Christi und wird dadurch selbst Leib Christi.
Die Symbole der Kirche
753 In der Heiligen Schrift finden wir eine Fülle von Bildern und Gestalten, durch die Offenbarung vom unerschöpflichen Mysterium der Kirche spricht. Die dem Alten Testament entnommenen Bilder sind Variationen eines Grundgedankens, nämlich der Idee des „Gottesvolkes". Im Neuen Testament [Vgl. Eph 1,22; Kol 1,18] finden alle diese Bilder eine neue Mitte: Christus, der zum Haupt dieses Volkes wird [Vgl. LG 9], das somit sein Leib ist. Um diese Mitte sind Bilder angeordnet, „die vom Hirtenleben und Ackerbau, vom Hausbau oder auch von der Familie und der Brautschaft genommen" sind (LG 6).
754 „Die Kirche ist nämlich der Schafstall, dessen einzige und notwendige Tür Christus ist [Vgl. Joh 10,1—10]. Sie ist auch die Herde, als deren künftigen Hirten sich Gott selbst angekündigt hat [Vgl. Jes 40,11; Ez 34,11—31]. Wenngleich ihre Schafe von menschlichen Hirten geleitet werden, so werden sie dennoch unaufhörlich von Christus selbst geführt und genährt werden, dem guten Hirten und dem Ersten der Hirten [Vgl. Joh 10,11; 1 PeIr 5,4], der sein Leben hingegeben hat für die Schafe [Vgl. Jes 40,11; Ez 34,11—31]" (LG 6 ).
755 „Die Kirche ist das Ackerfe!d oder der Acker Gottes (1 Kor3,9). Auf jenem Acker wächst der alte Ölbaum, dessen heilige Wurzel die Patriarchen waren und in dem die Versöhnung von Juden und Heiden geschehen ist und geschehen wird [Vgl. Jes 5,1—7]. Sie wurde vom himmlischen Ackerherrn als auserlesener Weingarten gepflanzt". Der par wahre Weinstock ist Christus, der den Rebzweigen Leben und Fruchtbarkeit gibt, uns nämlich, die wir durch die Kirche in ihm bleiben, und ohne den wir nichts tun können" (LG 6).
756 „Des Öfteren wird die Kirche auch Bauwerk Gottes genannt (1 Kor 3,9). Der Herr selbst hat sich mit dem Stein verglichen, den die Bauleute verworfen haben, der aber zum Eckstein geworden ist [Vgl. Apg 4,11; 1 Petr 2,7; Ps 118,22]. Auf diesem Fundament wird die Kirche von den Aposteln errichtet [Vgl. 1 Kor 3,11. 4 Eph 2, 19—22] und von ihm empfängt sie Festigkeit und Zusammenhalt. Dieser Bau wird durch verschiedene Bezeichnungen geziert: Haus Gottes (1 Tim 3,15), in dem nämlich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt Gottes im Geiste [Vgl. Offb 12,17]; Zelt Gottes unter den Menschen (Offb 21,3) und insbesondere heiliger Tempel, der von den heiligen Vätern, in den steinernen Heiligtümern dargestellt, gepriesen, und in der Liturgie nicht zu Unrecht mit der heiligen Stadt verglichen wird, dem neuen Jerusalem. In ihn werden wir nämlich hier auf Erden als lebendige Steine eingebaut (1 Petr 2,5). Diese heilige Stadt schaut Johannes bei der Erneuerung der Welt aus den Himmeln von Gott herabsteigen, bereitet wie eine Braut, die geschmückt ist für ihren Mann (Offb 21,1—2)" (LG 6).
757 „Die Kirche wird auch ‚das Jerusalem droben‘ und ‚unsere Mutter‘ genannt (Gal 4,26)3 ; sie wird beschrieben als die makellose Braut des makellosen Lammes (Offb 19,7; 21,2.9; 22,17); Christus hat sie ‚geliebt und sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen‘ (Eph 5,25—26); in unauflöslichem Bund hat er sie sich zugesellt; er ‚nährt und hegt‘ sie unaufhörlich (Eph 5,29)" (LG 6).
II Ursprung, Gründung und Sendung der Kirche
758 Um das Geheimnis der Kirche zu ergründen, müssen wir zunächst über ihren Ursprung im Ratschluss der heiligsten Dreifaltigkeit und ihre fortschreitende Verwirklichung in der Geschichte nachsinnen.
Ein im Herzen des Vaters gefasster Ratschluss
759 „Der ewige Vater hat die gesamte Welt nach dem völlig freien und verborgenen Ratschluss seiner Weisheit und Güte erschaffen; er hat beschlossen, die Menschen zur Teilhabe am göttlichen Leben zu erheben", zu dem er in seinem Sohn alle Menschen beruft. „Die aber an Christus glauben, beschloss er in der heilige Kirche zusammenzurufen." Diese „Familie Gottes" wird nach dem Ratschluss des Vaters im Lauf der Menschheitsgeschichte schrittweise gebildet und verwirklicht. Die Kirche wurde nämlich „schon seit dem Ursprung der Welt vorausgestaltet, in der Geschichte des Volkes Israel und im Alten Bund auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten Zeiten gegründet und durch die Ausgießung des Geistes offenbart" und wird „am Ende der Zeiten in Herrlichkeit vollendet werden" (LG 2).
Die Kirche — schon seit dem Ursprung der Welt vorausgestaltet
760 „Die Welt wurde auf die Kirche hin erschaffen", sagten die Christen der ersten Zeiten (Hermas, vis. 2,4,1) [Vgl. Aristides, apol. 16,6; Justin, apol. 2,7]. Gott hat die Welt auf die Teilnahme an seinem göttlichen Leben hin erschaffen. Diese Teilhabe kommt dadurch zustande, dass die Menschen in Christus versammelt werden, und diese „Versammlung" ist die Kirche. Die Kirche ist das Ziel aller Dinge [Vgl. Epiphanius, her. 1,1,5]. Selbst die schmerzlichen Ereignisse wie der Fall der Engel und die Sünde des Menschen wurden von Gott nur zugelassen als Anlass und Mittel, um die ganze Kraft seines Armes zu entfalten und der Welt das Vollmaß seiner Liebe zu schenken:
„Wie Gottes Wille ein Werk ist und Welt heißt, so ist seine Absicht das Heil der Menschen, und diese heißt Kirche" (Clemens v. Alexandrien, pd. 1,6,27).
Die Kirche — im Alten Bund vorbereitet
761 Die Sammlung des Gottesvolkes beginnt in dem Augenblick, als die Sünde die Gemeinschaft der Menschen mit Gott und mit den Mitmenschen zerstört. Die Sammlung der Kirche ist gewissermaßen die Reaktion Gottes auf das durch die Sünde hervorgerufene Chaos. Diese Wiedervereinigung geschieht insgeheim in allen Völkern: Gott, unserem Vater, ist „in jedem Volk willkommen ... wer ihn fürchtet und tut, was recht ist" (Apg 10,35).
762 Die entfernte Vorbereitung der Sammlung des Gottesvolkes beginnt mit der Berufung Abrahams, dem Gott verheißt, er werde der Stammvater eines großen Volkes werden [Vgl. Gen 12,2; 15,5—6]. Die unmittelbare Vorbereitung beginnt mit der Erwählung Israels zum Gottesvolk [Vgl. Ex19,5—6; Dtn7,6]. Israel wird erwählt, um das Zeichen der künftigen Sammlung aller Nationen zu sein [Vgl. Je,2,2—5; Mi4,1—4]. Doch schon die Propheten klagen Israel an, es habe den Bund gebrochen und sich wie eine Dirne benommen [Vgl. z.B. Hos 1; Je, 1,2—4; Jer 2]. Sie kündigen einen neuen und ewigen Bund an [Vgl. Je,2,2—5; Mi4,1—4]. „Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet" (LG 9).
Die Kirche — von Jesus Christus gegründet
763 Aufgabe des Sohnes und Grund seiner Sendung ist es, in der Fülle der Zeiten den Heilsratschluss seines Vaters zu verwirklichen‘. „Denn der Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche, indem er die frohe Botschaft verkündete, nämlich die Ankunft des Reiches Gottes, das von alters her in den Schriften verheißen war" (LG 5). Um den Willen des Vaters zu erfüllen, gründete Christus auf Erden das Himmelreich. Die Kirche ist „das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi" (LG 3).
764 „Dieses Reich aber leuchtet im Wort, in den Werken und in der Gegenwart Christi den Menschen auf" (LG 5). Die das Wort Jesu annehmen, „haben das Reich selbst angenommen" (ebd.). Der Keim und Beginn dieses Reiches ist die „kleine Herde" (Lk 12,32) derer, die Jesus um sich versammelt hat und deren Hirt er selbst ist [Vgl. Mt 10,16; 26,31; Joh 10,1-21]. Sie bilden die wahre Familie Jesu [Vgl. Mt12,49]. Die er so um sich schart, lehrt er eine neue Handlungsweise und ein eigenes Gebet [Vgl. Mt 5-6].
765 Der Herr Jesus gab seiner Gemeinschaft eine Struktur, die bis zur Vollendung des Reiches bleiben wird. An erster Stelle steht die Wahl der Zwölf mit Petrus als ihrem Haupt [Vgl. Mk 3,14—15]. Sie repräsentieren die zwölf Stämme Israels [Vgl. Mt 19,28;Lk 22,30] und sind somit die Grundsteine des neuen Jerusalem [Vgl. Offb 21,12—14]. Die Zwölf [Vgl. Mk 6,7] und die weiteren Jünger [Vgl. Lk 10,1—2] haben an der Sendung Christi, an seiner Gewalt, aber auch an seinem Schicksal teil [Vgl. Mt 10,25; Joh 15,20]. Durch alle diese Akte gründet Christus die Kirche und baut sie auf.
766 Die Kirche ging jedoch vor allem aus der Ganzhingabe Christi für unser Heil hervor, die in der Einsetzung der Eucharistie vorweggenommen und am Kreuz in die Tat umgesetzt wurde. „Der Anfang und das Wachstum [der Kirche werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die aus der geöffneten Seite des gekreuzigten Christus heraustreten" (LG 3). „Denn aus der Seite des am Kreuz entschlafenen Christus ist das wunderbare Sakrament der ganzen Kirche hervorgegangen" (SC 5). Wie Eva aus der Seite des schlafenden Adam geformt wurde, so ist die Kirche aus dem durchbohrten Herzen des am Kreuz gestorbenen Christus geboren [Vgl. hi. Ambrosius, Luc. II, 85—89].
Die Kirche — durch den Heiligen Geist geoffenbart
767 „Als das Werk vollendet war, das der Vater dem Sohn auf Erden zu tun aufgetragen hat, wurde am Pfingsttag der Heilige Geist gesandt, auf dass er die Kirche immerfort heilige" (LG 4). Damals „wurde die Kirche vor der Menge öffentlich bekannt gemacht, die Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden durch die Verkündigung nahm ihren Anfang" (AG 4). Als „Zusammenrufung" aller Menschen zum Heil ist die Kirche ihrer Natur nach missionarisch, von Christus zu allen Völkern gesandt, um alle Menschen zu Jüngern zu machen [Vgl. Mt 28,19—20; AG 2; 5—6].
768 Um seine Sendung zu vollziehen, „bereitet und lenkt" der Geist die Kirche „durch die verschiedenen hierarchischen und charismatischen Gaben" (LG 4). Durch ihn „empfängt die Kirche, die mit den Gaben ihres Gründers ausgestattet ist und seine Gebote der Liebe, der Demut und der Selbstverleugnung treulich hält, die Sendung, das Reich Christi und Gottes anzukündigen und in allen Völkern zu begründen. So stellt sie Keim und Anfang dieses Reiches auf Erden dar" (LG 5).
Die Kirche — in Herrlichkeit vollendet
769 „Die Kirche ... wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet werden" (LG 48), bei der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Bis dahin „schreitet die Kirche auf ihrer Pilgerschaft dahin zwischen Verfolgungen der Welt und Tröstungen Gottes" (Augustinus, civ. 18,51) [Vgl. LG 8]. Hier auf Erden weiß sie sich fern vom Herrn in der Fremde [Vgl. 2 Kor 5,6; LG 6] und sehnt sich nach dem vollendeten Reich, „danach, mit ihrem König in Herrlichkeit vereint zu werden" (LG 5). Zur Vollendung der Kirche und durch sie zur Vollendung der Welt in Herrlichkeit wird es nicht ohne große Prüfungen kommen. Erst dann werden „alle Gerechten von Adam an, ‚von dem gerechten Abel bis zum letzten Erwählten‘, in der allumfassenden Kirche beim Vater versammelt werden"
(LG 2).
III Das Mysterium der Kirche
770 Die Kirche steht in der Geschichte, gleichzeitig aber auch über ihr. Nur „mit den Augen des Glaubens" (Catech. R. 1,10, 20) vermag man in ihrer sichtbaren Wirklichkeit auch eine geistige Wirklichkeit wahrzunehmen, die Trägerin göttlichen Lebens ist.
Die Kirche — sichtbar und geistig
771 „Der einzige Mittler Christus hat seine heilige Kirche, die Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, hier auf Erden als sichtbares Gefüge verfasst und erhält sie als solches unablässig; so gießt er durch sie Wahrheit und Gnade auf alle aus" (LG 8). Die Kirche ist gleichzeitig:
— „die mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft und der geheimnisvolle Leib Christi,
— die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft,
— die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche".
Diese Aspekte „bilden eine einzige, komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst" (LG 8).
Die „Eigentümlichkeit [der Kirche] ist es, zugleich menschlich und göttlich zu sein, sichtbar mit Unsichtbarem ausgestattet, glühend im Handeln und frei für die Betrachtung, in der Welt gegenwärtig und doch unterwegs; und zwar so, dass in ihr das, was menschlich ist, auf das Göttliche hingeordnet und ihm untergeordnet wird, was sichtbar ist, auf das Unsichtbare, was zur Tätigkeit gehört, auf die Betrachtung, was gegenwärtig ist, auf die künftige Stadt, die wir suchen" (SC 2).
„Welche Niedrigkeit! Welche Erhabenheit! Ein Gezelt Kedars und ein Heiligtum Gottes, eine irdische Wohnstätte und ein himmlischer Palast, Lehmhütte und Königsburg, Leib des Todes und Tempel des Lichtes, der Abscheu der Stolzen und die Braut des Herrn ! Schwarz ist sie und doch schön, ihr Töchter Jerusalems! Ob die Mühsal und der Schmerz der langen Verbannung sie auch entstellen, so schmückt sie dennoch himmlische Schönheit" (Bernhard, Cant. 27,14).
Die Kirche — Mysterium der Vereinigung der Menschen mit Gott
772 In der Kirche vollzieht und offenbart Christus sein innerstes Mysterium als Ziel des Ratschlusses Gottes, „das All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen" (Eph 1,10). Der hl. Paulus nennt die bräutliche Vereinigung Christi und der Kirche ein „tiefes Geheimnis" (Eph 5,32). Da die Kirche mit Christus als ihrem Bräutigam vereint ist [ Vgl. Eph 5, 25—27], wird sie ihrerseits Geheimnis [Vgl. Eph 3,9-11]. Dieses Mysterium betrachtend, schreibt der hl. Paulus: „Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit" (Kol 1,27).
773 Die Gemeinschaft der Menschen mit Gott durch „die Liebe, die niemals aufhört" (1 Kor 13,8), ist das Ziel, das all das bestimmt, was in der Kirche an diese vergängliche Welt gebundenes sakramentales Mittel ist(1). Ihre hierarchische Struktur „ist ganz für die Heiligkeit der Glieder Christi bestimmt. Die Heiligkeit wird aber an dem ‚tiefen Geheimnis‘ gemessen, in dem die Braut mit der Hingabe der Liebe die Hingabe des Bräutigams erwidert" (MD 27). Als die Braut „ohne Flecken und Falten" (Eph 5,27) geht Maria uns allen auf dem Weg der Heiligkeit, die das Mysterium der Kirche ausmacht, voran. „In diesem Sinne geht die marianische Dimension der Kirche der Petrusdimension voraus" (MD 27).
Die Kirche — universales Heilssakrament
774 Das griechische Wort „mysterion" [Geheimnis] wurde auf lateinisch durch zwei Ausdrücke wiedergegeben durch „mysterium" und „sacramentum". In der späteren Deutung drückt der Begriff „sacramentum" mehr das sichtbare Zeichen der verborgenen Heilswirklichkeit aus, die mit dem Begriff „mysterium" bezeichnet wird. In diesem Sinn ist Christus selbst das Heilsmysterium: „Das Mysterium Gottes ist nichts anderes als Christus" (Augustinus, ep. 187,11,34). Das Heilswerk seiner heiligen und heiligenden Menschennatur ist das Heilssakrament, das sich in den Sakramenten der Kirche (die von den Ostkirchen auch als „die heiligen Mysterien" bezeichnet werden) bekundet und in ihnen wirkt. Die sieben Sakramente sind die Zeichen und Werkzeuge, durch die der Heilige Geist die Gnade Christi, der das Haupt ist, in der Kirche, die sein Leib ist, verbreitet. Die Kirche enthält und vermittelt also die unsichtbare Gnade, die sie bezeichnet. In diesem analogen Sinn wird sie „Sakrament" genannt.
775 „Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechts" (LG 1). Das erste Ziel der Kirche ist, das Sakrament der tiefen Vereinigung der Menschen mit Gott zu sein. Weil die Gemeinschaft unter den Menschen in der Vereinigung mit Gott wurzelt, ist die Kirche auch das Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes. In ihr hat diese Einheit schon begonnen, denn sie sammelt Menschen „aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen" (Offb 7,9). Gleichzeitig ist die Kirche „Zeichen und Werkzeug" des vollen Zustandekommens dieser noch ausstehenden Einheit.
776 Als Sakrament ist die Kirche Werkzeug Christi. Die Kirche ist in den Händen Christi „Werkzeug der Erlösung aller" (LG 9), „allumfassendes Sakrament des Heiles" (LG 48), durch das Christus die „Liebe Gottes zum Menschen zugleich offenbart und verwirklicht" (GS 45,1). Sie ist „das sichtbare Projekt der Liebe Gottes zur Menschheit" (Paul VI., Ansprache vom
22. Juni 1973). Diese Liebe will, „dass das ganze Menschengeschlecht ein einziges Volk Gottes bilde, in den einen Leib Christi zusammenwachse und zu dem einen Tempel des Heiligen Geistes aufgebaut werde" (AG 7) [Vgl. LG 17].
KURZTEXTE
777 Das biblische Wort für die Kirche [ekklesia] bedeutet wörtlich „Zusammenrufung". Es bezeichnet die Versammlung derer die das Wort Gottes zusammenruft damit sie das Volk Gottes bilden und durch den Leib Christi genährt selbst Leib Christi werden.
778 Die Kirche ist zugleich Weg und Ziel des Ratschlusses Gottes. In der Schöpfung vorausgebildet im Alten Bund vorbereitet durch die Worte und Taten Christi gegründet durch sein erlösendes Kreuz und seine Auferstehung verwirklicht wird sie durch die Ausgießung des Heiligen Geistes als Heilsmysterium offenbart. Sie wird als Vereinigung aller auf Erden Freigekauften [Vgl. Offb 14,4] in der Herrlichkeit des Himmels vollendet werden.
779 Die Kirche ist zugleich sichtbar und geistig hierarchische Gesellschaft und mystischer Leib Christi. Sie bildet eine Einheit bestehend aus menschlichem und göttlichem Element. Das macht ihr Geheimnis aus das einzig der Glaube zu erfassen vermag.
780 Die Kirche ist in dieser Welt das Sakrament des Heils das Zeichen und Werkzeug der Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen.
ABSATZ 2 DIE KIRCHE —VOLK GOTTES, LEIB CHRISTI,
TEMPEL DES HEILIGEN GEISTES
I Die Kirche ist Volk Gottes
781 „Zu jeder Zeit und in jedem Volk ist Gott jeder willkommen, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt. Gott hat es jedoch gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen sollte. So hat er das israelitische Volk sich zum Volk erwählt und hat mit ihm einen Bund geschlossen und es Stufe für Stufe unterwiesen ... Dies alles jedoch wurde zur Vorbereitung und zum Vorbild jenes neuen und vollkommenen Bundes, der in Christus geschlossen ... werden sollte ... Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet
in seinem Blute, indem er sich aus Juden und Heiden ein Volk berief das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen" sollte (LG 9).
Die Besonderheiten des Volkes Gottes
782 Das Volk Gottes weist Besonderheiten auf, die es von allen Religionsund Volksgruppen, von allen politischen und kulturellen Gruppen der Geschichte klar unterscheiden:
Es ist das Volk Gottes. Gott gehört keinem Volk zu eigen. Er hat sich aber aus denen, die einst kein Volk waren, ein Volk erworben: „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, einen heiligen Stamm" (1 Petr2,9).
von oben", „aus Wasser und Geist" (Joh 3,3—5), das heißt durch den Glauben an Christus und die Taufe.
Dieses Volk hat Jesus, den Christus [Gesalbten, Messias] zum Haupt. Weil ein und dasselbe
Salböl, der Heilige Geist, vom Haupt in den Leib hinabfließt, ist es „das messianische Volk".
„Es hat als Stand die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, in deren Herzen der Heilige
Geist wie in einem Tempel wohnt."
„Es hat als Gesetz das neue Gebot, zu lieben, wie Christus uns geliebt hat [Vgl. Job 13,34]" (LG 9). Das ist das „neue" Gesetz des Heiligen Geistes [Vgl. Röm 8,2; Gal 5,25].
Es hat als Sendung, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein [Vgl. Mt 15,13—16]. Es ist „für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils".
„Es hat schließlich als Ziel das Reich Gottes, das von Gott selbst auf Erden grundgelegt wurde
und weiter ausgedehnt werden muss, bis es am Ende der Zeiten von ihm auch vollendet wird"
(LG 9).
Ein priesterliches, prophetisches und königliches Volk
783 Jesus Christus wurde vom Vater mit dem Heiligen Geist gesalbt und zum „Priester, Propheten und König" bestellt. Das ganze Volk Gottes hat an diesen drei Ämtern Christi teil und ist verantwortlich für die Sendung und den Dienst, die sich daraus ergeben [Vgl. RH 18—21].
784 Wer durch den Glauben und die Taufe in das Volk Gottes eintritt, erhält Anteil an der einzigartigen Berufung dieses Volkes: an seiner priesterlichen Berufung. „Christus der Herr, als Hoherpriester aus den Menschen genommen, hat das neue Volk ‚zum Königreich und zu Priestern für Gott und seinen Vater gemacht‘. Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften nämlich zu einem geistigen Haus und einem heiligen Priestertum geweiht" (LG 10).
785 „Das heilige Volk Gottes nimmt auch teil am prophetischen Amt Christi", vor allem durch den übernatürlichen Glaubenssinn, der dem ganzen Volk, den Laien und der Hierarchie, zu eigen ist. Durch ihn „hängt [es] dem einmal den Heiligen übergebenen Glauben unwiderruflich an" (LG 12), versteht ihn immer tiefer und wird inmitten dieser Welt zum Zeugen Christi.
786 Das Gottesvolk hat auch an der königlichen Funktion Christi Anteil. Christus übt sein Königtum dadurch aus, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung alle Menschen an sich zieht [Vgl. Joh 13,32]. Christus, der König und Herr des Weltalls, hat sich zum Diener aller gemacht, denn er „ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele" (Mt 20,28). Für den Christen bedeutet Christus zu dienen „König sein" (LG 36) — vor allem „in den Armen und Leidenden", in denen die Kirche „das Bild ihres armen und leidenden Gründers erkennt" (LG 8). Das Volk Gottes wahrt seine „königliche Würde" dadurch, dass es der Berufung nachlebt, mit Christus zu dienen.
„Alle, die in Christus wiedergeboren sind, macht das Zeichen des Kreuzes zu Königen, während die Salbung des Heiligen Geistes sie zu Priestern weiht. Darum sollen sich auch alle geistlichen und geistigen Christen bewusst sein, dass sie — abgesehen von den besonderen Aufgaben Unseres Amtes — aus königlichem Geschlecht stammen und an den Pflichten des Priesters Anteil haben. Was ist so königlich, als wenn ein Gott untertäniger Geist die Herrschaft über seinen Leib führt? Und was entspricht den Obliegenheiten eines Priesters mehr, als dem Herrn ein reines Gewissen zu weihen und ihm auf dem Altare seines Herzens makellose Opfer der Frömmigkeit darzubringen?" (Leo d. Gr., serm. 4,1).
II Die Kirche ist Leib Christi
Die Kirche ist Gemeinschaft mit Jesus
787 Jesus hat von Anfang an die Jünger an seinem Leben teilnehmen lassen [Vgl. Mk 1,16-20; 3,13—19]. Er enthüllt ihnen das Mysterium des Gottesreiches [Vgl. Mi 13,10—17] und gibt ihnen Anteil an seiner Sendung, seiner Freude [Vgl. Lk 10,17—20] und an seinen Leiden [Vgl. Lk 22,28—30]. Jesus spricht von einer noch innigeren Verbundenheit zwischen ihm und denen, die ihm nachfolgen: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch ... Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben" (Joh 15,4—5). Und er kündigt eine geheimnisvolle, wirkliche Gemeinschaft zwischen seinem und unserem Leib an: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm" (Joh 6,56).
788 Als seine sichtbare Gegenwart den Jüngern genommen wurde, ließ Jesus sie nicht als Waisen zurück [Vgl. Joh 14,18]. Er versprach, bei ihnen zu bleiben bis zum Ende der Zeiten [Vgl. Mt 28,20], und sandte ihnen seinen Geist [Vgl. Joh 20,22; Apg2,33]. In gewissem Sinne wurde die Gemeinschaft mit Jesus dadurch noch vertieft: „Indem er nämlich seinen Geist mitteilte, hat er seine Brüder, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht" (LG 7).
789 Der Vergleich der Kirche mit dem Leib wirft Licht auf die innige Verbindung zwischen der Kirche und Christus. Die Kirche ist nicht nur um ihn versammelt, sondern in ihm, in seinem Leib geeint. Drei Aspekte der Kirche als des Leibes Christi sind besonders hervorzuheben: die Einheit aller Glieder untereinander durch ihre Vereinigung mit Christus; Christus als das Haupt des Leibes; die Kirche als die Braut Christi.
Ein einziger Leib
790 Die Gläubigen, die auf das Wort Gottes antworten und zu Gliedern des Leibes Christi werden, werden eng mit Christus vereint: „In jenem Leibe strömt Christi Leben auf die Glaubenden über, die durch die Sakramente auf geheimnisvolle und wirkliche Weise mit Christus, der gelitten hat und verherrlicht ist, vereint werden" (LG 7). Dies gilt vor allem von der Taufe, durch die wir mit dem Tod und der Auferstehung Christi vereint werden [Vgl. Röm 6,4—5; 1 Kot 12,13.], und von der Eucharistie, durch die „wir wirklich Anteil am Leib des Herrn [erhalten] und ... zur Gemeinschaft mit ihm und miteinander erhoben" werden (LG 7).
791 Die Einheit des Leibes hebt die Verschiedenheit der Glieder nicht auf:
„Bei der Auferbauung des Leibes Christi waltet die Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Der eine Geist ist es, der seine vielfältigen Gaben gemäß seinem Reichtum und den Erfordernissen der Dienste zum Nutzen der Kirche austeilt." Die Einheit des mystischen Leibes bewirkt und fördertunter den Gläubigen die Liebe zueinander: „Daher leiden, wenn ein Glied etwas leidet, alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit" (LG 7). Die Einheit des mystischen Leibes überwindet alle menschlichen Trennungen: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus [als Gewand] angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‚einer‘ in Christus Jesus" (Gal 3,27—28).
Christus ist das Haupt des Leibes
792 Christus „ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche" (Kol 1,18). Er ist Ursprung der Schöpfung und der Erlösung. In die Herrlichkeit des Vaters erhoben, „hat er in allem den Vorrang" (Kol 1,18), besonders in der Kirche, durch die er sein Reich auf alles ausdehnt.
793 Er vereint uns mit seinem Pascha. Alle Glieder müssen sich ihm anzugleichen suchen, „bis Christus in [ihnen] Gestalt annimmt" (Gal 4, 19). „Deswegen werden wir aufgenommen in die Mysterien seines Lebens ... werden wir seinen Leiden — als Leib dem Haupt — zugesellt; wir leiden mit ihm, um mit ihm verherrlicht zu werden" (LG 7).
794 Er sorgt für unser Wachstum [Vgl. Kol 2,19.]. Um uns ihm, unserem Haupt, entgegenwachsen zu lassen [Vgl. Eph 4,11—16.], versieht Christus seinen Leib, die Kirche, mit den Gaben und Diensten, durch die wir uns gegenseitig auf dem Weg des Heils voranbringen.
795 Christus und die Kirche bilden somit den „ganzen Christus" [Christus totus]. Die Kirche ist mit Christus eins. Die Heiligen sind sich dieser Einheit sehr lebhaft bewusst:
„Lasst uns also jubeln und Dank sagen, dass wir nicht bloß Christen geworden sind, sondern Christus. Versteht ihr, Brüder, erfasst ihr die Gnade, die Gott uns schenkte, als er uns Christus zum Haupt gab? Staunt, freut euch, Christus sind wir geworden. Denn wenn jener das Haupt ist, wir die Glieder, dann ist der ganze Mensch er und wir ... Die Fülle Christi, das ist also Haupt und Glieder. Was heißt: Haupt und Glieder? Christus und die Kirche" (Augustinus, ev. J0. 21,8).
„Unser Erlöser erweist sich als eine Person mit der heiligen Kirche, die er sich zu eigen gemacht hat" (Gregor d. Gr., mir. præf. 1,6,4).
„Haupt und Glieder sind gleichsam eine mystische Person" (Thomas v. A., s. th. 3,48,2, ad 1).
Der von den heiligen Glaubenslehrern gelehrte Glaube und das gesunde Empfinden der Gläubigen äußern sich in einem Wort der hl. Jeanne d‘Arc an ihre Richter: „Von Jesus und der Kirche denke ich, dass das alles eins ist und dass man daraus kein Problem machen soll".
Die Kirche ist die Braut Christi
796 Die Einheit zwischen Christus und der Kirche, dem Haupt und den Gliedern des Leibes, besagt auch, dass die beiden zwar voneinander verschieden sind, aber in einer persönlichen Beziehung stehen. Dieser Aspekt wird oft durch das Bild von Bräutigam und Braut zum Ausdruck gebracht. Dass Christus der Bräutigam der Kirche ist, wurde von den Propheten angedeutet, und Johannes der Täufer verkündete es [Vgl. Joh 3,29]. Der Herr selbst hat sich als „der Bräutigam" bezeichnet (Mk 2,19) [Vgl. Mt 22, 1—14; 25,1—13]. Der Apostel stellt die Kirche und jeden Gläubigen, der Glied des Leibes Christi ist, als eine Braut dar, die er Christus dem Herrn „verlobt" hat, damit sie ein Geist mit ihm sei [Vgl. 1 Kor 6, 15—17; 2 Kor 11,2]. Sie ist die makellose Braut des makellosen Lammes [Vgl. Offb 22,17; Eph 1,4; 5,27], die „Christus ... geliebt" und für die er sich „hingegeben hat, um sie ... rein und heilig zu machen" (Eph 5,25—26), die er durch einen ewigen Bund mit sich verbunden hat und die er pflegt wie seinen eigenen Leib [Vgl. Eph 5,29].
„Der ganze Christus, Haupt und Leib, einer aus vielen ... Rede nun das Haupt oder rede der Leib, immer redet Christus: er redet aus der Rolle des Hauptes [ex persona capitis] wie aus der des Leibes [ex persona corporis]. Wie steht es geschrieben? ‚Zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche‘ (Eph 5,31—32). Und der Herr selbst sagt im Evangelium: ‚Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch‘ (Mt 19,6). Es sind, wie ihr wisst, zwei Personen, und doch wiederum nur eine durch die eheliche Verbindung Bräutigam nennt er sich selber als Haupt, Braut als Leib" (Augustinus, Psal. 74,4).
III Die Kirche — Tempel des Heiligen Geistes
797 „Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für unsere Glieder ist, das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für den Leib Christi, die Kirche" (Augustinus, serm. 267,4). „Diesem Geist Christi als dem unsichtbaren Prinzip ist zuzuschreiben, dass alle Teile des Leibes sowohl untereinander als auch mit ihrem erhabenen Haupt verbunden sind, da er ganz im Haupt ist, ganz im Leib, ganz in den einzelnen Gliedern" (Pius XII., Enz. „Mystici Corporis": DS 3808). Der Heilige Geist macht die Kirche zum „Tempel des lebendigen Gottes" (2 Kor 6, 16) [Vgl. 1 Kor 3, 16—17; Eph 2,21]:
„Dieses göttliche Geschenk ist der Kirche anvertraut ... In ihr ist niedergelegt die Gemeinschaft mit Christus, das heißt der Heilige Geist, das Angeld der Unverweslichkeit, die Befestigung unseres Glaubens, die Himmelsleiter zu Gott Wo die Kirche, da ist auch der Geist Gottes; und wo der Geist Gottes, dort ist die Kirche und alle Gnade" (Irenäus, hier. 3,24,1).
798 Der Heilige Geist ist „in allen Teilen des Leibes das Prinzip jeder lebenspendenden und wirklich heilsamen Handlung" (Pius XII., Enz. „Mystici Corporis": DS 3808). Er bewirkt auf vielfältige Weise die Auferbauung des ganzen Leibes in der Liebe [Vgl. Eph 4,16]: durch das Wort Gottes, „das die Kraft hat, aufzubauen" (Apg 20,32); durch die Taufe, durch die er den Leib Christi bildet [Vgl. 1 Kor 12,13]; durch diejenigen Sakramente, die den Gliedern Christi Wachstum und Heilung geben; durch die „Gnade der Apostel", die unter den Gnadengaben „hervorragt" (LG 7); durch die Tugenden, die das gute Handeln bewirken; durch die vielfältigen besonderen Gaben, die so genannten Charismen, durch die er die Gläubigen „geeignet und bereit macht, verschiedene für die Erneuerung und den weiteren Aufbau der Kirche nützliche Werke und Dienste zu übernehmen" (LG 12) [Vgl. AA 3].
Die Charismen
799 Die Charismen, ob außergewöhnlich oder schlicht und bescheiden, sind Gnadengaben des Heiligen Geistes, die direkt oder indirekt der Kirche dienen: sie sind zum Aufbau der Kirche, zum Wohl der Menschen und für die Nöte der Welt geschenkt.
800 Die Charismen sind von dem, der sie erhält, aber auch von allen Gliedern der Kirche dankbar entgegenzunehmen. Sie sind ja ein wunderbarer Gnadenreichtum für die apostolische Lebenskraft und für die Heiligkeit des ganzen Leibes Christi. Es muss sich dabei um Gaben handeln, die wirklich vom Heiligen Geist kommen, und sie sind so auszuüben, dass sie den echten Anregungen dieses Geistes voll entsprechen. Kurz, sie müssen in Liebe ausgeübt werden, die das eigentliche Maß der Charismen ist [Vgl. 1 Kor 13].
801 In diesem Sinn ist es stets notwendig, die Charismen zu prüfen. Kein Charisma enthebt der Pflicht, die Hirten der Kirche zu ehren und ihnen zu gehorchen, da es ihnen „in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht auszulöschen, sondern alles zu prüfen und, was gut ist, zu behalten" (LG 12). Alle Charismen, die in ihrer Verschiedenheit einander ergänzen, sollen so zusammenwirken, dass „sie anderen nützen" (1 Kor 12,7) [Vgl. LG 30; CL 24].
KURZTEXTE
802 Christus Jesus hat sich für uns hingegeben um uns von aller Schuld zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen das ihm als sein besonderes Eigentum gehört (Tit 2 14)
803 Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht eine königliche Priesterschaft ein heiliger Stamm ein Volk das sein besonderes Eigentum wurde (1 Petr 2 9).
804 Der Eintritt in das Volk Gottes geschieht durch den Glauben und die Taufe „Zum neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen" (LG 13) damit in Christus die Menschen eine einzige Familie und ein einziges Gottesvolk bilden" (AG 1).
805 Die Kirche ist der Leib Christi Durch den Geist und sein Wirken in den Sakramenten vor allem in der Eucharistie macht der gestorbene und auferstandene Christus die Gemeinschaft der Gläubigen zu seinem Leib.
806 In der Einheit dieses Leibes gibt es eine Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Alle Glieder sind miteinander verbunden insbesondere mit denen die leiden arm sind oder verfolgt werden.
807 Die Kirche ist der Leib dessen Haupt Christus ist Sie lebt aus ihm in ihm und für ihn; er lebt mit ihr und in ihr.
808 Die Kirche ist die Braut Christi Er hat sie geliebt und sich für sie hin gegeben. Er hat sie durch sein Blut gereinigt. Er hat sie zur Frucht baren Mutter aller Kinder Gottes gemacht.
809 Die Kirche ist der Tempel des Heiligen Geistes Der Geist ist gleichsam die Seele des ms tischen Leibes das Prinzip seines Lebens der Einheit in der Verschiedenheit und des Reichtums seiner Gaben und Charismen.
810 So erscheint die ganze Kirche als das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk (Cyprian).
ABSATZ 3 DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE
811 „Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen" (LG 8). Diese vier Eigenschaften, die sich nicht voneinander trennen lassen [Vgl. DS 2888], bezeichnen Wesenszüge der Kirche und ihrer Sendung. Die Kirche besitzt sie nicht von sich aus. Christus macht durch den Heiligen Geist seine Kirche zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen. Er beruft sie dazu, jede dieser Eigenschaften zu verwirklichen.
812 Einzig der Glaube vermag zu erkennen, dass die Kirche diese Eigenschaften von ihrem göttlichen Ursprung her besitzt. Deren geschichtliche Auswirkungen sind jedoch Zeichen, die auch klar die menschliche Vernunft ansprechen. Wie das Erste Vatikanische Konzil sagt, ist die Kirche „wegen ihrer wunderbaren Ausbreitung, außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit an allem Guten, wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit ein mächtiger und fortdauernder Beweggrund der Glaubwürdigkeit und ein unwiderlegbares Zeugnis ihrer göttlichen Sendung" (DS 3013).
I Die Kirche ist eine
„Das heilige Geheimnis der Einheit der Kirche" (UR 2)
813 Die Kirche ist eine von ihrem Ursprung her. „Höchstes Vorbild und Urbild dieses Geheimnisses ist die Einheit des einzigen Gottes, des Vaters und des Sohnes im Heiligen Geist in der Dreiheit der Personen" (UR 2). Die Kirche ist eine von ihrem Gründer her. Dieser, „der Menschgewordene Sohn hat durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott versöhnt und die Einheit aller in einem Volk und in einem Leib wiederhergestellt" (GS 78,3). Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. „Der Heilige Geist, der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare Gemeinschaft der Gläubigen und verbindet sie in Christus so innig, dass er das Prinzip der Einheit der Kirche ist" (UR 2). Die Einheit gehört somit zum Wesen der Kirche:
„O welch geheimnisvolles Wunder! Einer ist der Vater aller Dinge, einer auch der Logos aller Dinge, und der Heilige Geist ein und derselbe überall, und es gibt auch nur eine einzige jungfräuliche Mutter; ich liebe es, sie Kirche zu nennen" (Clemens v. Alexandrien, pæd. 1,6,42).
814 Von Anfang an weist indes diese eine Kirche eine große Vielfalt auf. Diese rührt einerseits von der Unterschiedlichkeit der Gaben Gottes her, andererseits von der Vielzahl der sie empfangenden Menschen. In der Einheit des Gottesvolkes kommen die Verschiedenheiten der Völker und Kulturen. zusammen. Unter den Gliedern der Kirche besteht eine Vielfalt von Gaben, Aufgaben, Lebensbedingungen und Lebensweisen; „in der kirchlichen Gemeinschaft gibt es zu Recht Teilkirchen, die über eigene Überlieferungen verfügen" (LG 13). Der große Reichtum an Verschiedenheiten steht der Einheit der Kirche nicht entgegen, sondern die Sünde und ihre Folgen belasten und bedrohen diese Gabe der Einheit unablässig. Darum muss der hI. Paulus dazu ermahnen, „die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens" (Eph 4,3).
815 Welches sind die Bande der Einheit? Vor allem ist es die Liebe, „das Band der Vollkommenheit" (Kol 3,14). Die Einheit der pilgernden Kirche wird aber auch durch folgende sichtbare Bande der Gemeinschaft gesichert:
— das Bekenntnis ein und desselben, von den Aposteln überlieferten Glaubens;
— die gemeinsame Feier des Gottesdienstes, vor allem der Sakramente;
— die apostolische Sukzession, die durch das Weihesakrament die brüderliche Eintracht der Familie Gottes aufrechterhält [Vgl. UR 2; LG 14; CIC, can. 205].
816 „Die einzige Kirche Christi ... zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen, ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut ... Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, ist verwirklicht in [subsistit in] der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird" (LG 8).
Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus erklärt:
„Nur durch die katholische Kirche Christi, die allgemeine Hilfe zum Heil ist, kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig dem Apostelkollegium, dem Petrus vorsteht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu bilden, dem alle völlig einverleibt werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören" (UR 3).
Verletzungen der Einheit
817 „In dieser einen und einzigen Kirche Gottes sind schon von den ersten Zeiten an Spaltungen aufgekommen, die der Apostel als schwer verwerflich tadelt; in den späteren Jahrhunderten aber sind ausgedehntere Uneinigkeiten entstanden, und es trennten sich nicht unbedeutende Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche, bisweilen nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten" (UR 3). Zu den Spaltungen, welche die Einheit des Leibes Christi verwunden (man unterscheidet dabei die Häresie, die Apostasie und das Schisma) [Vgl. CIC, can. 751], kommt es nicht ohne die Sünden der Menschen:
„Wo Sünden sind, da ist Vielheit, da sind Spaltungen, da Sekten, da Streitgespräche. Wo aber Tugend ist, da ist Einmütigkeit, da Einheit, weshalb alle Gläubigen eines Herzens und einer Seele waren" (Origenes, horn. in Ezech. 9,1).
818 „Denen aber, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind und mit dem Glauben an Christus erfüllt werden, können keine Vorwürfe wegen der Sünde der Trennung gemacht werden und die katholische Kirche begegnet ihnen in brüderlicher Achtung und Liebe ... sie werden aufgrund des Glaubens in der Taufe gerechtfertigt, Christus einverleibt, und darum gebührt ihnen der Ehrenname des Christen, und mit Recht werden sie von den Kindern der katholischen Kirche als Brüder im Herrn anerkannt" (UR 3).
819 Zudem sind außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche „vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden" (LG 8):
„das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente" (UR 3) [Vgl. LG 15]. Der Geist Christi bedient sich dieser Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften als Mittel zum Heil. Ihre Kraft kommt aus der Gnaden- und Wahrheitsfülle, die Christus der katholischen Kirche anvertraut hat. Alle diese Güter stammen von Christus, führen zu ihm [Vgl. UR3] und drängen von selbst „auf die katholische Einheit hin" (LG 8).
Auf die Einheit hin
820 Die Einheit „hat Christus seiner Kirche von Anfang an geschenkt, eine Einheit, die nach unserem Glauben unverlierbar in der katholischen Kirche besteht, und die, wie wir hoffen, immer mehr wachsen wird bis zur Vollendung der Zeiten" (UR 4). Christus gibt seiner Kirche stets die Gabe der Einheit, aber die Kirche muss ständig beten und arbeiten, um die Einheit, die Christus für sie will, zu erhalten, zu stärken und zu vervollkommnen. Deshalb bittet Jesus selbst zur Stunde seines Leidens und fortwährend den Vater um die Einheit seiner Jünger: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist, und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast" (Joh 17,21). Das Verlangen, zur Einheit aller Christen zurückzufinden, ist eine Gabe Christi und ein Ruf des Heiligen Geistes [Vgl. UR 1].
821 Um diesem Ruf richtig zu entsprechen, bedarf es:
— einer dauernden Erneuerung der Kirche in einer größeren Treue zu ihrer Berufung. Diese Erneuerung ist die Triebkraft der Bewegung hin zur Einheit [VgL UR6];
— der Bekehrung des Herzens, um nach einem reinen Leben gemäß dem Evangelium zu streben [Vgl. UR7], denn die Untreue der Glieder gegenüber der Gabe Christi verursacht die Trennungen;
— des gemeinsamen Gebetes, denn „die Bekehrung des Herzens und die Heiligkeit des Lebens ist in Verbindung mit dem privaten und öffentlichen Gebet für die Einheit der Christen als die Seele der ganzen ökumenischen Bewegung anzusehen; sie kann mit Recht geistlicher Ökumenismus genannt werden" (UR 8);
— der gegenseitigen brüderlichen Kenntnis [Vgl. UR9];
— der ökumenischen Bildung der Gläubigen und vor allem der Priester [Vgl. UR 10];
— des Gesprächs zwischen den Theologen und der Begegnungen zwischen den Christen der verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften [Vgl. UR4; 9; 11];
— der Zusammenarbeit der Christen in den verschiedenen Bereichen des Dienstes am Menschen [Vgl. UR 12].
822 „Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten" (UR 5). Man muss sich aber auch bewusst sein, „dass dieses heilige Anliegen der Wiederversöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten übersteigt". Darum setzen wir unsere Hoffnung „gänzlich auf das Gebet Christi für die Kirche, auf die Liebe des Vaters zu uns und auf die Kraft des Heiligen Geistes" (UR 24).
II Die Kirche ist heilig
823 „Es ist Gegenstand des Glaubens, dass die Kirche ... unzerstörbar heilig ist. Denn Christus, der Sohn Gottes, der mit dem Vater und dem Geist als ‚allein Heiliger‘ gepriesen wird, hat die Kirche als seine Braut geliebt, indem er sich selbst für sie hingab, um sie zu heiligen, und er hat sie als seinen Leib mit sich verbunden sowie mit der Gabe des Heiligen Geistes erfüllt zur Ehre Gottes" (LG 39). Die Kirche ist somit „das heilige Volk Gottes" (LG 12), und ihre Glieder werden „heilig" genannt [Vgl. Apg 9,13;1Kor6.1: 16,1].
824 Die Kirche wird durch Christus geheiligt, weil sie mit ihm vereint ist; durch ihn und in ihm wirkt sie auch heiligend. Die „Heiligung der Menschen in Christus und die Verherrlichung Gottes" sind es, „auf die alle anderen Werke der Kirche als auf ihr Ziel hinstreben" (SC 10). In der Kirche ist „die ganze Fülle der Heilsmittel" (UR 3) vorhanden. In ihr „erlangen wir mit der Gnade Gottes die Heiligkeit" (LG 48).
825 „Die Kirche ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet" (LG 48). Sie muss in ihren Gliedern die vollkommene Heiligkeit erst noch erreichen. „Mit so vielen und so großen Mitteln zum Heile ausgerüstet, sind alle Christgläubigen jedweden Berufs und Standes auf ihrem jeweiligen Weg vom Herrn zu der Vollkommenheit der Heiligkeit berufen, in der Vater selbst vollkommen ist" (LG 11).
826 Die Liebe ist die Seele der Heiligkeit, zu der alle berufen sind: „Sie leitet und beseelt alle Mittel der Heiligung und führt sie zum Ziel" (LG 42).
„Ich begriff, dass, wenn die Kirche ein aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzter Leib ist, das edelste Organ ihr nicht fehlen dürfe; ich begriff, dass sie ein Herz haben muss, das von Liebe glüht. Ich begriff, dass die Liebe allein die anderen Glieder in Tätigkeit zu versetzen vermag, und dass, wenn sie je erlöschte, die Apostel aufhören würden, das Evangelium zu verkünden, und die Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen ... Ich begriff, dass die Liebe alle Berufungen umfasst, dass sie alles in allem ist, dass sie alle Zeiten und Orte einschließt ...‚ mit einem Wort, dass sie ewig ist" (Theresia vom Kinde Jesu, ms. autob. B 3v).
827 „Während Christus, ‚heilig, schuldlos, unbefleckt‘, die Sünde nicht kannte, sondern allein die Vergehen des Volkes zu sühnen kam, umfasst die Kirche in ihrem eigenen Schoß Sünder, ist zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig, sie geht so immerfort den Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8)1. Alle Glieder der Kirche, auch ihre Amtsträger, müssen bekennen, dass sie Sünder sind [Vgl. 1 Joh 1.8—10]. In allen wächst zwischen der guten Saat des Evangeliums bis zum Ende der Zeiten auch das Unkraut der Sünde [Vgl. Mt 13, 24—30]. Die Kirche vereint sündige Menschen, die zwar vom Heil Christi erfasst, aber noch immer erst auf dem Weg zur Heiligkeit sind:
„Die Kirche ist heilig, auch wenn sich in ihrer Mitte Sünder befinden; denn sie lebt kein anderes Leben als das der Gnade. Wo die Glieder der Kirche an diesem Leben teilhaben, werden sie geheiligt, wo sie aber dieses Leben preis-geben, verfallen sie der Sünde und Unordnung. Das aber behindert dann die Strahlkraft der Heiligkeit der Kirche. Darunter leidet sie und tut Buße für diese Sünden. Sie hat dabei aus dem Blute Christi und aus der Gabe des Heiligen Geistes die Gewalt, ihre Söhne und Töchter von der Sündenschuld wieder zu befreien" (SPF 19).
828 Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, dass diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist. Sie stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen die Heiligen als Vorbilder und Fürsprecher gibt [Vgl. LG 40; 48—51,]. „In den schwierigsten Situationen der Geschichte der Kirche standen am Ursprung der Erneuerung immer Heilige" (CL 16,3), „Die geheime Quelle und das unfehlbare Maß der missionarischen Kraft der Kirche ist ihre Heiligkeit" (CL 17,3).
829 „Während aber die Kirche in der seligsten Jungfrau Maria schon zur Vollkommenheit gelangt ist, in der sie ohne Makel und Runzel ist, bemühen sich die Christgläubigen noch, die Sünde völlig zu besiegen und so in der Heiligkeit zu wachsen; und daher erheben sie ihre Augen zu Maria" (LG 65): in ihr ist die Kirche schon die ganz heilige.
III Die Kirche ist katholisch
Was heißt „katholisch"?
830 Das Wort „katholisch" bedeutet „allumfassend" im Sinn von „ganz" oder „vollständig". Die Kirche ist katholisch in einem doppelten Sinn:
Sie ist katholisch, weil in ihr Christus zugegen ist. „Wo Christus Jesus ist, ist die katholische Kirche" (Ignatius v. Antiochien, Smyrn. 8,2). In ihr ist der mit seinem Haupt vereinte Leib Christi in Fülle verwirklicht [Vgl. Eph 1,22—23]. Sie erhält somit von ihm „die Fülle der Mittel zum Heil" (AG 6), die er gewollt hat: das richtige und ganze Glaubensbekenntnis, das vollständige sakramentale Leben und das geweihte Dienstamt in der apostolischen Sukzession. In diesem grundlegenden Sinn war die Kirche schon am Pfingsttag katholisch [Vgl. AG 4] und sie wird es bis zum Tag der Wiederkunft Christi bleiben.
831 Sie ist katholisch, weil sie von Christus zum ganzen Menschengeschlecht gesandt worden ist [Vgl. Mt 28,19]:
„Zum neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen. Deswegen muss dieses Volk eines und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und durch alle Zeiten hin ausbreiten. So soll sich die Absicht des Willens Gottes erfüllen, der die Menschennatur am Anfang als eine gegründet und beschlossen hat, seine Kinder, die zerstreut waren, schließlich zur Einheit zu versammeln ... Diese Eigenschaft der Universalität, die das Volk Gottes auszeichnet, ist eine Gabe des Herrn selbst, mit deren Hilfe die katholische Kirche tatkräftig und stetig danach strebt, die ganze Menschheit mit all ihren Gütern unter dem Haupt Christus zusammenzufassen in der Einheit seines Geistes" (LG 13).
Jede Teilkirche ist „katholisch"
832 „Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen örtlichen Gemeinden der Gläubigen anwesend, die in der Verbindung mit ihren Hirten auch selbst im Neuen Testament Kirchen genannt werden ... In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen ... In diesen Gemeinschaften ist, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Zerstreuung leben, Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche versammelt wird" (LG 26).
833 Unter „Teilkirche" — Bistum (oder Eparchie) — versteht man eine Gemeinschaft von Christen, die mit ihrem in der apostolischen Sukzession stehenden Bischof im Glauben und in den Sakramenten vereint ist [Vgl. CD 11; CIC, cann. 368—369]. Diese Teilkirchen sind „nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche" (LG 23).
834 Die Teilkirchen sind im Vollsinn katholisch durch die Gemeinschaft mit einer von ihnen: mit der Kirche von Rom, „die den Vorsitz in der Liebe führt" (Ignatius v. Antiochien, Rom. 1,1). „Mit dieser Kirche nämlich muss wegen ihres besonderen Vorranges notwendig jede Kirche übereinstimmen, das heißt die Gläubigen von überall" (Irenäus, kur. 3,3,2; übernommen vom 1. Vatikanischen K.: DS 3057). „Seitdem das inkarnierte Wort zu uns herabgekommen ist, hielten und halten alle christlichen Kirchen von überall die große Kirche, die hier [in Rom] ist, für ihre einzige Basis und Grundlage, weil gemäß den Verheißungen des Herrn die Mächte der Unterwelt sie nie überwältigt haben" (Maximus der Bekenner, opusc.).
835 „Hüten wir uns davor, die Gesamtkirche aufzufassen als die Summe oder gleichsam einen mehr oder weniger lockeren Zusammenschluss von wesentlich verschiedenen Teilkirchen. Im Denken des Herrn ist es die nach Berufung und Sendung universale Kirche, die in verschiedenen Kulturräumen, sozialen und menschlichen Ordnungen Wurzeln schlägt und dabei in jedem Teil der Welt verschiedene Erscheinungsweisen und äußere Ausdrucksformen annimmt" (EN 62). Die reiche Vielfalt von Kirchenordnungen, liturgischen Riten, theologischen und geistlichen Erbgütern, die den Ortskirchen zu eigen sind, „zeigt die Katholizität der ungeteilten Kirche in besonders hellem Licht" (LG 23).
Wer gehört der katholischen Kirche an?
836 „Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes ... sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind" (LG 13).
837 „Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Mittel zum Heil annehmen und sich in ihrem sichtbaren Gefüge mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbinden, nämlich durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird jedoch, auch wenn er der Kirche eingegliedert wird, wer, in der Liebe nicht verharrend, im Schoße der Kirche zwar ‚dem Leibe‘, aber nicht ‚dem Herzen‘ nach verbleibt" (LG 14).
838 „Mit jenen, die als Getaufte mit dem christlichen Namen geziert sind, den vollständigen Glauben aber nicht bekennen oder die Einheit der Gemeinschaft unter dem Nachfolger des Petrus nicht wahren, weiß sich die Kirche aus mehreren Gründen verbunden" (LG 15). „Wer an Christus glaubt und in der rechten Weise die Taufe empfangen hat, steht dadurch in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche" (UR 3). Die Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen ist so tief, „dass ihr nur wenig fehlt, um zu der Fülle zu gelangen, die zu einer gemeinsamen Feier der Eucharistie des Herrn berechtigt" (Paul VI., Ansprache vom 14. Dezember 1975) [Vgl. UR 13-18].
Die Kirche und die Nichtchristen
839 „Diejenigen endlich, die das Evangelium noch nicht empfangen haben, sind auf das Volk Gottes auf verschiedene Weise hingeordnet" (LG 16):
Das Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk. Indem die Kirche, das Gottesvolk im Neuen Bund, sich in ihr eigenes Mysterium vertieft, entdeckt sie ihren Zusammenhang mit dem jüdischen Volk [Vgl. NA 4], „zu dem Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat" (MR, Karfreitag 13: große Fürbitte 6). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus" (Röm 9,4—5), denn „unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).
840 Blickt man auf die Zukunft, so streben das Gottesvolk des Alten Bundes und das neue Volk Gottes ähnlichen Zielen zu: Die Ankunft (oder die Wiederkunft) des Messias. Auf der einen Seite wird die Wiederkunft des gestorbenen und auferstandenen Messias erwartet, der als Herr und Sohn Gottes anerkannt ist; auf der anderen Seite erwartet man für das Ende der Zeiten das Kommen des Messias, dessen Züge verborgen bleiben — eine Erwartung, die freilich durch das Drama der Unkenntnis oder des Verkennens Jesu Christi begleitet wird.
841 Die Beziehungen der Kirche zu den Muslimen. „Die Heilsabsicht umfasst aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird" (LG 16)1.
842 Die Verbindung der Kirche mit den nichichristlichen Religionen liegt zunächst im gemeinsamen Ursprung und Ziel des Menschengeschlechts:
„Alle Völker sind nämlich eine Gemeinschaft und haben einen Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Antlitz der Erde hat wohnen lassen; auch haben sie ein letztes Ziel, Gott, dessen Vorsehung, Zeugnis der Güte und Heilsratschlüsse sich auf alle erstrecken, bis die Erwählten in der Heiligen Stadt ... vereint sein werden" (NA ) [Vgl. NA 3].
843 Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, dass sie, wenn auch erst „in Schatten und Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch unbekannt, aber doch nahe, da er allen Leben, Atem und alles gibt und er will, dass alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, „als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als von dem gegeben ...‚ der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16) [Vgl. NA 2; EN 53].
844 Das religiöse Verhalten der Menschen weist aber auch Grenzen und Irrtümer auf, die das Gottesbild entstellen:
„Vom Bösen getäuscht, wurden ... die Menschen oft eitel in ihren Gedanken und verwandelten die Wahrheit Gottes in Lüge, indem sie der Schöpfung mehr dienten als dem Schöpfer, oder sie sind, ohne Gott in dieser Welt lebend und sterbend, der äußersten Verzweiflung ausgesetzt" (LG 16).
845 Um alle seine Kinder, die Sünde voneinander getrennt und in die Irre geführt hat, von neuem zu vereinen, wollte der Vater die ganze Menschheit in die Kirche seines Sohnes berufen. Die Kirche ist der Ort, an dem die Menschheit ihre Einheit und ihr Heil wiederfinden soll. Sie ist die „versöhnte Welt" (Augustinus, serm. 96,7,9). Sie ist das Schiff, „das da sicher auf hoher See fährt, mit den Segeln am Mastbaum des Kreuzes, die sich blähen im Sturmwind des Heiligen Geistes" (Ambrosius, virg. 18,118). Nach einem anderen bei den Kirchenvätern beliebten Bild wird sie durch die Arche Noachs dargestellt, die allein aus der Sintflut rettet [Vgl. schon 1 Petr 3,20—21].
„Außerhalb der Kirche kein Heil"
846 Wie ist diese von den Kirchenvätern oft wiederholte Aussage zu verstehen? Positiv formuliert, besagt sie, dass alles Heil durch die Kirche, die sein Leib ist, von Christus dem Haupt herkommt:
„Gestützt auf die Heilige Schrift und die Überlieferung lehrt [das Konzil], dass diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Der eine Christus nämlich ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der die Kirche ist, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat, hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die sehr wohl wissen, dass die katholische Kirche von Gott durch Jesus Christus als eine notwendige gegründet wurde, jedoch nicht in sie eintreten oder in ihr ausharren wollen" (LG 14).
847 Diese Feststellung bezieht sich nicht auf solche, die ohne ihre Schuld Christus und seine Kirche nicht kennen:
„Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluss der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen" (LG 16) [Vgl. D5 3866—3872].
848 „Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es ‚unmöglich‘ ist, ihm ‚zu gefallen‘ (Hebr 11,6), so liegt doch auf der Kirche die Notwendigkeit und zugleich das heilige Recht der Verkündigung der Frohbotschaft" (AG 7) an alle Menschen.
Die Mission — eine Forderung der Katholizität der Kirche
849 Der Missionsaufirag. „Zu den Völkern von Gott gesandt, soll die Kirche das allumfassende Sakrament des Heils sein. So müht sie sich gemäß dem innersten Anspruch ihrer eigenen Katholizität und im Gehorsam gegen den Auftrag ihres Stifters, das Evangelium allen Menschen zu verkünden" (AG 1): „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28, 19—20).
850 Ursprung und Ziel der Mission. Der Missionsauftrag des Herrn hat seinen Ursprung in der ewigen Liebe der heiligsten Dreifaltigkeit: „Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch [das heißt als Gesandte unterwegs], da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters" (AG 2). Das letzte Ziel der Mission ist es, die Menschen an der Gemeinschaft teilhaben zu lassen, die zwischen dem Vater und dem Sohn im Geist der Liebe besteht [Vgl. RM 23].
851 Der Beweggrund zur Mission ist die Liebe Gottes zu allen Menschen. Aus ihr hat die Kirche von jeher die Pflicht und die Kraft ihres Missionseifers geschöpft, denn „die Liebe Christi drängt uns .. .„ (2 Kor 5,14) [Vgl. AA 6; RM 11]. Gott will ja, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,4). Gott will, dass alle durch die Erkenntnis der Wahrheit das Heil erlangen. Das Heil findet sich in der Wahrheit. Wer dem Antrieb des Geistes der Wahrheit gehorcht, ist schon auf dem Weg zum Heil; die Kirche aber, der diese Wahrheit anvertraut worden ist, muss dem Verlangen des Menschen entgegenkommen und sie ihm bringen. Weil die Kirche an den allumfassenden Heilsratschluss glaubt, muss sie missionarisch sein.
852 Die Wege der Mission. „Der Heilige Geist ist wahrlich die Hauptperson für die ganze kirchliche Sendung" (RM 21). Er führt die Kirche auf die Missionswege. Sie „setzt die Sendung Christi selbst fort, der den Armen die frohe Botschaft zu bringen gesandt war, und entfaltet sie die Geschichte hindurch. Deshalb muss sie unter Führung des Geistes Christi denselben Weg gehen, den Christus gegangen ist, nämlich den Weg der Armut, des Gehorsams, des Dienens und des Selbstopfers bis zum Tode hin, aus dem er dann durch seine Auferstehung als Sieger hervorging" (AG 5). „Das Blut der Christen ist ein Same" (Tertullian, apol. 50).
853 Auf ihrem Pilgerweg erfährt die Kirche aber auch, „wie groß der Abstand ist zwischen der von ihr verkündeten Botschaft und der menschlichen Schwäche derer, denen das Evangelium anvertraut ist" (G5 43,6). Nur auf dem „Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8), „auf dem schmalen Weg des Kreuzes voranschreitend" (AG 1) kann das Gottesvolk das Reich Christi ausbreiten [Vgl. RM 12—20]. „Wie aber Christus das Werk der Erlösung in Armut und Verfolgung vollbrachte, so ist [auch] die Kirche berufen, denselben Weg einzuschlagen, um den Menschen die Früchte des Heiles mitzuteilen"
(LG 8).
854 In ihrer Sendung „geht die Kirche ... den Weg mit der ganzen Menschheit gemeinsam und erfährt das gleiche irdische Geschick wie die Welt und ist gewissermaßen der Sauerteig und gleichsam die Seele der in Christus zu erneuernden und in die Familie Gottes umzugestaltenden menschlichen Gesellschaft" (GS 40,2). Die Mission erfordert somit Geduld. Sie beginnt mit der Verkündigung des Evangeliums an die Völker und Gruppen, die noch nicht an Christus glauben [Vgl. RM 42—47]; sie geht weiter in der Errichtung christlicher Gemeinden, die „Zeichen der Gegenwart Gottes in der Welt" (AG 15) sein sollen, und in der Gründung von Ortskirchen [Vgl. RM 48—49]. Sie erfordert einen Vorgang der Inkulturation, durch den das Evangelium in den Kulturen der Völker eingepflanzt wird [Vgl. RM 52—54], und es bleibt ihr nicht erspart, auch Misserfolge zu erleben. „Was die Menschen, Gemeinschaften und Völker anlangt, so berührt und durchdringt sie diese nur schrittweise, und nimmt sie so in die katholische Fülle auf" (AG 6).
855 Die Mission der Kirche erfordert das Bemühen um die Einheit der Christen [Vgl. RM 50]. „Gerade die Spaltungen der Christen sind für die Kirche ein Hindernis, dass sie die ihr eigene Fülle der Katholizität in jenen Söhnen wirksam werden lässt, die ihr zwar durch die Taufe zugehören, aber von ihrer völligen Gemeinschaft getrennt sind. Ja, es wird dadurch auch für die Kirche selber schwieriger, die Fülle der Katholizität unter jedem Aspekt in der Wirklichkeit des Lebens auszuprägen" (UR 4).
856 Die Missionsaufgabe erfordert einen respektvollen Dialog mit denen, die das Evangelium noch nicht annehmen [Vgl. RM 55]. Die Gläubigen können aus diesem Dialog für sich selbst Gewinn ziehen, indem sie all das besser kennen lernen, „was immer an Wahrheit und Gnade schon hei den Heiden sich durch eine Art von verborgener Gegenwart Gottes findet" (AG 9). Wenn die Gläubigen jenen die frohe Botschaft verkünden, die sie noch nicht kennen, tun sie es, um das Wahre und Gute, das Gott unter den Menschen und Völkern verbreitet hat, zu kräftigen, zu ergänzen und zu erhöhen und um diese Menschen von Irrtum und Bosheit zu reinigen „zur Herrlichkeit Gottes, zur Beschämung des Satans und zur Seligkeit des Menschen" (AG 9).
IV Die Kirche ist apostolisch
857 Die Kirche ist apostolisch, weil sie auf die Apostel gegründet ist und
zwar in einem dreifachen Sinn:
— sie ist und bleibt „auf das Fundament der Apostel" gebaut (Eph 2, 20) [Vgl. Offb 21,14], auf die von Christus selbst erwählten und ausgesandten Zeugen [Vgl. z.B. Mt 28,16—20; Apg 1,8; 1 Kor 9.1; 15,7—8; Gal 1,1];
— sie bewahrt mit dem Beistand des in ihr wohnenden Geistes die Lehre [Vgl. Apg 2,42], das Glaubensvermächtnis sowie die gesunden Grundsätze der Apostel und gibt sie weiter [Vgl. 2Tim 1.13—14,];
— sie wird bis zur Wiederkunft Christi weiterhin von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet — und zwar durch jene, die ihnen in ihrem Hirtenamt nachfolgen: das Bischofskollegium, „dem die Priester zur Seite stehen, in Einheit mit dem Nachfolger des Petrus, dem obersten Hirten der Kirche" (AG 5).
„Du bist der ewige Hirt, der seine Herde nicht verlässt; du hütest sie allezeit durch deine heiligen Apostel. Du hast sie der Kirche als Hirten gegeben, damit sie ihr vorstehen als Stellvertreter deines Sohnes" (MR, Präfation von den Aposteln).
Die Sendung der Apostel
858 Jesus ist der vom Vater Gesandte. Gleich zu Beginn seines Wirkens „rief er die zu sich, die er erwählt hatte ...‚ und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten" (Mk 3,13—14). Folglich sind sie seine „Gesandten" [griechisch „apostoloi"]. In ihnen setzt er seine eigene Sendung fort: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh 20,21)1. Der Dienst der Apostel führt die Sendung Christi weiter: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf", sagt er zu den Zwölfen (Mt 10, 40) [Vgl. Lk 10,16].
859 Jesus bezieht die Apostel in die vom Vater erhaltene Sendung ein. Wie der Sohn „nichts von sich aus tun" kann (Joh 5,19.30), sondern alles vom Vater erhält, der ihn gesandt hat, so können die von Jesus Gesandten nichts tun ohne ihn [Vgl. Joh 15,5], von dem sie den Missionsauftrag erhalten und die Kraft, ihn zu erfüllen. Die Apostel Christi wissen somit, dass sie von Gott bevollmächtigt sind als „Diener des neuen Bundes" (2 Kor 3,6), „Gottes Diener" (2 Kor 6,4), „Gesandte an Christi Statt" (2 Kor 5,20), „Diener Christi ... und Verwalter von Geheimnissen Gottes" (1 Kor 4,1).
860 Im Auftrag der Apostel liegt eine unübertragbare Aufgabe: erwählte Zeugen der Auferstehung des Herrn und Fundamente der Kirche zu sein. Gleichzeitig liegt darin aber auch eine übertragbare Aufgabe. Christus hat ihnen versprochen, bis zum Ende der Zeiten bei ihnen zu bleiben [Vgl. Mt 28,20.]. Deshalb wird „jene göttliche Sendung, die von Christus den Aposteln anvertraut worden ist, ... bis zum Ende der Welt dauern, da das Evangelium, das von ihnen zu überliefern ist, für alle Zeit für die Kirche Grundlage ihres ganzen Lebens ist. Deshalb haben die Apostel ... für die Einsetzung von Nachfolgern Sorge getragen" (LG 20).
Die Bischöfe sind Nachfolger der Apostel
861 Die Apostel „übertrugen, damit die ihnen anvertraute Sendung nach ihrem Tod fortgesetzt werde, ihren unmittelbaren Mitarbeitern gleichsam nach Art eines Testamentes die Aufgabe, das von ihnen begonnene Werk zu vollenden und zu festigen, wobei sie ihnen ans Herz legten, auf die gesamte Herde Acht zu haben, in die sie der Heilige Geist hineinstellte, die Kirche Gottes zu weiden. Daher setzten sie derartige Männer ein und gaben dann die Anordnung, dass nach ihrem Hingang andere bewährte Männer ihren Dienst aufnähmen" (LG 20) [Vgl. Klemens v. Rom, Kor. 42; 44].
862 „Wie aber das Amt fortdauert, das vom Herrn in einzigartiger Weise Petrus, dem ersten der Apostel, gewährt wurde und seinen Nachfolgern übertragen werden sollte, so dauert auch das Amt der Apostel, die Kirche zu weiden, fort, das von der geheiligten Ordnung der Bischöfe immerwährend ausgeübt werden muss." Darum lehrt die Kirche, „dass die Bischöfe aufgrund göttlicher Einsetzung an die Stelle der Apostel nachgerückt sind, gleichsam als Hirten der Kirche; wer sie hört, hört Christus, und wer sie verachtet, verachtet Christus und den, der Christus gesandt hat" (LG 20).
Das Apostolat
863 Die ganze Kirche ist apostolisch in dem Sinn, dass sie durch die Nachfolger des hl. Petrus und der Apostel in Lebens- und Glaubensgemeinschaft mit ihrem Ursprung bleibt. Die ganze Kirche ist apostolisch auch in dem Sinn, dass sie in die ganze Welt „gesandt" ist. Alle Glieder der Kirche haben, wenn auch auf verschiedene Weisen, an dieser Sendung teil. „Die christliche Berufung ist ihrer Natur nach auch Berufung zum Apostolat." Als „Apostolat" bezeichnet man „jede Tätigkeit des mystischen Leibes", die darauf gerichtet ist, „die gesamte Welt ... auf Christus hinzuordnen" (AA 2).
864 „Da Christus, vom Vater gesandt, Quell und Ursprung des gesamten Apostolates der Kirche ist, kann es nicht anders sein, als dass die Fruchtbarkeit des Apostolates" — der geweihten Amtsträger wie der Laien — „von ihrer lebendigen Vereinigung mit Christus abhängt" (AA 4) [Vgl. Joh 15,5.]. Je nach den Berufungen, den Erfordernissen der Zeit und den vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes nimmt das Apostolat die verschiedensten Formen an. Stets aber ist die Liebe, die vor allem aus der Eucharistie geschöpft wird, „sozusagen die Seele des gesamten Apostolates" (AA 3).
865 Die Kirche ist die eine, heilige, katholische und apostolische in ihrer tiefen, letzten Identität, denn in ihr existiert schon „das Himmelreich", „das Reich Gottes"[Vgl. Offb 19,6]; in ihr wird es am Ende der Zeiten vollendet sein. In der Person Christi ist es gekommen und im Herzen derer, die ihm eingegliedert sind, wächst es geheimnisvoll bis zu seiner endzeitlichen Vollendung. Dann werden alle Menschen, die von ihm erlöst und in ihm heilig und untadelig vor Gott [Vgl. Eph 1,4] geworden sind, versammelt werden als das einzige Volk Gottes, als „die Frau des Lammes" (Offb 21,9), „die Heilige Stadt Jerusalem, [diel von Gott her aus dem Himmel herabkommt, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes" (Offb 21,10—11). „Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes" (Offb 21,14).
KURZTEXTE
866 Die Kirche ist eine: Sie hat nur einen Herrn, bekennt nur einen Glauben, geht aus einer einzigen Taufe hervor, bildet nur einen Leib, wird von einem einzigen Geist beseelt auf eine einzige Hoffnung hin [Vgl. Eph4,3—5] ist diese einmal erfüllt dann werden alle Trennungen überwunden sein.
867 Die Kirche ist heilig Der heilige Gott ist ihr Urheber Christus ihr Bräutigam hat sich für sie hingegeben um sie zu heiligen der Geist der Heiligkeit belebt sie Zwar gehören ihr auch Sünder an doch ist sie die Sündenlose die aus Sündern besteht In den Heiligen erstrahlt ihre Heiligkeit in Maria ist sie schon vollkommen heilig.
868 Die Kirche ist katholisch. Sie verkündet den ganzen Glauben sie hat und spendet die Fülle der Heilsmittel: sie ist zu allen Völkern gesandt sie wendet sich an alle Menschen sie umfasst alle Zeiten sie ist „ihrem Wesen nach missionarisch" (AG 2).
869 Die Kirche ist apostolisch. Sie ist auf feste Grundlagen gebaut auf die zwölf Apostel des Lammes (Ofb 21 14) sie ist unzerstörbar [Vgl. Mt 16,18] sie ist unfehlbar in der Wahrheit gehalten Christus leitet sie durch Petrus und die anderen Apostel die in ihr en Nachfolgern dem Papst und dem Bischofskollegium, bei ihr sind.
870 Die einzige Kirche Christi die wir im Glaubensbekenntnis als die eine heilige katholische und apostolische bekennen ist verwirklicht in der katholischen Kirche die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird auch wenn sich außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit finden" (LG 8).
ABSATZ 4 DIE CHRISTGLÄUBIGEN —HIERARCHIE, LAIEN, ORDENSLEUTE
871 „Gläubige sind jene, die durch die Taufe Christus eingegliedert, zum Volke Gottes gemacht und dadurch auf ihre Weise des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes Christi teilhaft geworden sind; sie sind gemäß ihrer je eigenen Stellung zur Ausübung der Sendung berufen, die Gott der Kirche zur Erfüllung in der Welt anvertraut hat" (CIC, can. 204, § 1) [Vgl. LG 31].
872 „Unter allen Gläubigen besteht, und zwar aufgrund ihrer Wiedergeburt in Christus, eine wahre Gleichheit in ihrer Würde und Tätigkeit, kraft der alle je nach ihrer eigenen Stellung und Aufgabe am Aufbau des Leibes Christi mitwirken" (CIC, can. 208) [Vgl. LG 32].
873 Selbst die Unterschiede, die nach dem Willen des Herrn zwischen den Gliedern seines Leibes bestehen, dienen dessen Einheit und Sendung. Denn „es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung. Den Aposteln und ihren Nachfolgern wurde von Christus das Amt übertragen, in seinem Namen und in seiner Vollmacht zu lehren, zu heiligen und zu leiten. Die Laien hingegen, die auch am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben, verwirklichen in Kirche und Welt ihren eigenen Anteil an der Sendung des ganzen Volkes Gottes" (AA 2). „In beiden Gruppen [Kleriker und Laien] gibt es Gläubige, die sich durch das ... Bekenntnis zu den evangelischen Räten ... Gott weihen und der Heilssendung der Kirche dienen" (CIC, can. 207, § 2).
I Die hierarchische Verfassung der Kirche
Weshalb das kirchliche Amt?
874 Christus selbst ist der Urheber des Amtes in der Kirche. Er hat es eingesetzt, ihm Vollmacht und Sendung, Ausrichtung und Zielsetzung gegeben.
„Christus, der Herr, hat, um das Volk Gottes zu weiden und ständig zu mehren, in seiner Kirche verschiedene Dienste eingesetzt, die auf das Wohl des ganzen Leibes ausgerichtet sind. Denn die Diener, die über heilige Vollmacht verfügen, dienen ihren Brüdern, damit alle, die zum Volk Gottes gehören ...‚ zum Heil gelangen" (LG 18).
875 „Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll aber jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist?" (Röm 10,14—15). Niemand, keine Einzelperson und keine Gemeinschaft, kann sich selbst das Evangelium verkündigen. „Also kommt der Glaube aus dem Hören" (Röm 10,17). Niemand kann sich selbst den Auftrag und die Sendung geben, das Evangelium zu verkündigen. Der vom Herrn Gesandte spricht und handelt nicht in eigener Autorität, sondern kraft der Autorität Christi; er spricht zu der Gemeinde nicht als eines ihrer Glieder, sondern im Namen Christi. Niemand kann sich selbst die Gnade verleihen; sie muss geschenkt und angeboten werden. Das setzt Diener der Gnade voraus, die von Christus bevollmächtigt sind. Von ihm empfangen sie die Sendung und die Vollmacht [heilige Gewalt], „in der Person Christi des Hauptes" [in persona Christi Capitis] zu handeln. Dieses Amt, worin die von Christus Gesandten aus Gottes Gnade das tun und geben, was sie nicht von sich aus tun und geben können, nennt die Überlieferung der Kirche „Sakrament". Das Dienstamt in der Kirche wird durch ein eigenes Sakrament übertragen.
876 Mit der sakramentalen Natur des kirchlichen Amtes hängt innerlich sein Dienstcharakter zusammen. Weil die Amtsträger ganz von Christus abhängig sind, der Sendung und Vollmacht gibt, sind sie wahrhaft „Knecht Christi" (Röm 1,1) nach dem Vorbild Christi, der für uns freiwillig „Knechtsgestalt" angenommen hat (Phil 2,7). Weil das Wort und die Gnade, deren Diener sie sind, nicht von ihnen, sondern von Christus stammen, der sie ihnen für die anderen anvertraut hat, sollen sie sich freiwillig zu Sklaven aller machen [Vgl. 1 Kor 9,19].
877 Desgleichen gehört zur sakramentalen Natur des kirchlichen Dienstamtes sein kollegialer Charakter. Schon zu Beginn seines Wirkens setzte der Herr Jesus die Zwölf ein als „die Keime des neuen Israel und zugleich den Ursprung der heiligen Hierarchie" (AG 5). Miteinander erwählt, werden sie auch miteinander ausgesandt; ihre brüderliche Einheit steht im Dienst der brüderlichen Gemeinschaft aller Gläubigen; sie soll gleichsam ein Widerschein und ein Zeugnis der Gemeinschaft der göttlichen Personen sein [Vgl. Joh 17,21—23]. Deshalb übt jeder Bischof seinen Dienst im Bischofskollegium aus in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, dem Nachfolger des hl. Petrus und Haupt des Kollegiums; in entsprechender Weise üben die Priester ihren Dienst im Presbyterium der Diözese aus, unter der Leitung ihres Bischofs.
878 Zur sakramentalen Natur des kirchlichen Dienstamtes gehört auch sein persönlicher Charakter. Obwohl die Diener Christi gemeinschaftlich handeln, handeln sie stets auch persönlich. Jeder wird persönlich berufen: „Du aber folge mir nach !" (Joh 21,22) [Vgl. Mt 4, 19. 21; Joh 1,43], um in der gemeinsamen Sendung persönlicher Zeuge zu sein, der dem, der ihm die Sendung gibt, persönlich verantwortlich ist. Er ist „in dessen Person" und für Personen tätig: „Ich taufe dich im Namen des Vaters ..."; „ich spreche dich los . . .„.
879 Der sakramentale Dienst in der Kirche ist somit ein zugleich kollegialer und persönlicher Dienst, der im Namen Christi ausgeübt wird. Das bestätigt sich in den Beziehungen zwischen dem Bischofskollegium und seinem Haupt, dem Nachfolger des hl. Petrus, und in der Beziehung zwischen der pastoralen Verantwortung des Bischofs für seine Teilkirche und der gemeinsamen Sorge des Bischofskollegiums für die Gesamtkirche.
Das Bischofskollegium und sein Haupt, der Papst
880 Als Christus die Zwölf bestellte, „setzte er [sie] nach Art eines Kollegiums oder eines beständigen Zusammenschlusses ein, an dessen Spitze er den aus ihrer Mitte erwählten Petrus stellte" (LG 19). „Wie nach der Bestimmung des Herrn der heilige Petrus und die übrigen Apostel ein einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in gleicher Weise der Römische Bischof, der Nachfolger des Petrus, und die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, untereinander verbunden" (LG 22) [Vgl. CIC, can. 330].
881 Der Herr hat einzig Simon, dem er den Namen Petrus gab, zum Felsen seiner Kirche gemacht. Er hat Petrus die Schlüssel der Kirche übergeben‘ und ihn zum Hirten der ganzen Herde bestellt [Vgl. Joli 21,15—17]. „Es steht aber fest, dass jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt worden ist" (LG 22). Dieses Hirtenamt des Petrus und der anderen Apostel gehört zu den Grundlagen der Kirche. Es wird unter dem Primat des Papstes von den Bischöfen weitergeführt.
882 Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des hl. Petrus, ist „das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit sowohl von Bischöfen als auch von Gläubigen" (LG 23). „Der Römische Bischof hat kraft seines Amtes, nämlich des Stellvertreters Christi und des Hirten der ganzen Kirche, die volle, höchste und allgemeine Vollmacht über die Kirche, die er immer frei ausüben kann" (LG 22) [Vgl. CD 2;9].
883 „Das Kollegium oder die Körperschaft der Bischöfe hat aber nur Autorität, wenn es zusammen mit dem Römischen Bischof ... als seinem Haupt verstanden wird." Unter dieser Bedingung ist dieses Kollegium „gleichfalls Träger der höchsten und ganzen Vollmacht gegenüber der ganzen Kirche Diese Gewalt kann freilich nur unter Zustimmung des Römischen
Bischofs ausgeübt werden" (LG 22) [Vgl. ClC., can. 336].
884 „Die Gewalt im Hinblick auf die Gesamtkirche übt das Bischofskollegium in feierlicher Weise auf dem Ökumenischen Konzil aus" (CIC, can. 337, § 1). „Ein Ökumenisches Konzil gibt es niemals, wenn es vom Nachfolger des Petrus nicht als solches bestätigt oder wenigstens angenommen worden ist"
(LG 22).
885 „Insofern dieses Kollegium aus vielen zusammengesetzt ist, bringt es die Vielfalt und Universalität des Volkes Gottes, insofern es aber unter einem Haupt gesammelt ist, die Einheit der Herde Christi zum Ausdruck" (LG 22).
886 „Die einzelnen Bischöfe aber sind sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen" (LG 23). Als solche „üben [sie] ihr Hirtenamt über den ihnen anvertrauten Anteil des Volkes Gottes ... aus" (LG 23), wobei sie von den Priestern und den Diakonen unterstützt werden. Als Mitglieder des Bischofskollegiums aber nimmt jeder von ihnen an der Sorge für alle Kirchen teil [Vgl. CD 3.]. Die Bischöfe üben diese zunächst dadurch aus, dass sie „ihre eigene Kirche als Teil der Gesamtkirche gut leiten". Dadurch tragen sie „wirksam bei zum Wohl des ganzen mystischen Leibes, der auch der Leib der Kirchen ist" (LG 23). Diese Sorge soll sich insbesondere auf die Armen [Vgl. Gal 2,10], auf die um des Glaubens willen Verfolgten sowie auf die Glaubensboten erstrecken, die auf der ganzen Erde tätig sind.
887 Die benachbarten und kulturell einheitlichen Teilkirchen bilden Kirchenprovinzen oder größere Einheiten, welche Patriarchate oder Regionen genannt werden [Vgl. Kanon der Apostel 34]. Die Bischöfe dieser Einheiten können sich in Synoden oder Provinzialkonzilien versammeln. „In ähnlicher Weise können die Bischofskonferenzen heute vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten, damit die kollegiale Gesinnung zur konkreten Anwendung geführt wird" (LG 23).
Das Lehramt
888 Mit den Priestern, ihren Mitarbeitern, haben die Bischöfe als „erste Aufgabe, ... allen die frohe Botschaft Gottes zu verkünden" (P0 4), wie der Herr befohlen hat [Vgl. Mk 16,15]. Sie sind
„Herolde des Glaubens, die neue Jünger zu Christus führen und authentische, das heißt mit der Autorität Christi versehene Lehrer" (LG 25).
889 Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen. Durch den „übernatürlichen Glaubenssinn" hält das Gottesvolk unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest [Vgl. LG 12; DV 10].
890 Die Sendung des Lehramtes ist mit dem endgültigen Charakter des Bundes verknüpft, den Gott in Christus mit seinem Volk geschlossen hat. Das Lehramt muss das Volk vor Verirrungen und Glaubensschwäche schützen und ihm die objektive Möglichkeit gewährleisten, den ursprünglichen Glauben irrtumsfrei zu bekennen. Der pastorale Auftrag des Lehramtes ist es, zu wachen, dass das Gottesvolk in der befreienden Wahrheit bleibt. Zur Erfüllung dieses Dienstes hat Christus den Hirten das Charisma der Unfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Sitten verliehen. Dieses Charisma kann auf verschiedene Weisen ausgeübt werden:
891 „Dieser Unfehlbarkeit ... erfreut sich der Römische Bischof, das Haupt des Kollegiums der Bischöfe, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt, eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkündet ... Die der Kirche verheißene Unfehlbarkeit wohnt auch der Körperschaft der Bischöfe inne, wenn sie das oberste Lehramt zusammen mit dem Nachfolger des Petrus ausübt", vor allem auf einem Ökumenischen Konzil (LG 25) [Vgl. 1. Vatikanisches K.: DS 3074]. Wenn die Kirche durch ihr oberstes Lehramt etwas „als von Gott geoffenbart" und als Lehre Christi „zu glauben vorlegt" (DV 10), müssen die Gläubigen „solchen Definitionen mit Glaubensgehorsam anhangen" (LG 25). Diese Unfehlbarkeit reicht so weit wie die Hinterlassenschaft der göttlichen Offenbarung [Vgl. LG 25].
892 Der göttliche Beistand wird den Nachfolgern der Apostel, die in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus lehren, und insbesondere dem Bischof von Rom, dem Hirten der ganzen Kirche, auch dann geschenkt, wenn sie zwar keine unfehlbare Definition vornehmen und sich nicht endgültig äußern, aber bei der Ausübung des ordentlichen Lehramtes eine Lehre vorlegen, die zu einem besseren Verständnis der Offenbarung in Fragen des Glaubens und der Sitten führt. Diesen authentischen Lehren müssen die Gläubigen „religiösen Gehorsam des Willens und des Verstandes ... leisten" (LG 25), der sich zwar von der Glaubenszustimmung unterscheidet, sie aber unterstützt.
Das Heiligungsamt
893 Der Bischof ist auch „ ‚Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums‘, besonders in der Eucharistie, die er selbst darbringt" oder durch die Priester, seine Mitarbeiter, „darbringen lässt" (LG 26). Die Eucharistie ist ja das Lebenszentrum der Teilkirche. Der Bischof und die Priester heiligen die Kirche durch ihr Gebet und ihre Arbeit, durch den Dienst am Wort und an den Sakramenten. Sie heiligen sie durch ihr Beispiel, nicht als „Beherrscher" der „Gemeinden", sondern als „Vorbilder für die Herde" (1 Petr 5,3). So werden sie „zusammen mit der ihnen anvertrauten Herde zum ewigen Leben gelangen" (LG 26).
Das Leitungsamt
894 „Die Bischöfe leiten Teilkirchen, die ihnen anvertraut worden sind, als Stellvertreter und Gesandte Christi durch Rat, Zuspruch und Beispiel, aber auch mit Autorität und heiliger Vollmacht" (LG 27). Diese Autorität müssen sie jedoch zum Aufbau der Gemeinde im Geist des Dienens ausüben, der der Geist ihres Meisters ist [Vgl. Lk 22, 26—27].
895 „Diese Vollmacht, die sie im Namen Christi persönlich ausüben, ist die eigene, ordentliche und unmittelbare, auch wenn ihr Vollzug letztlich von der höchsten Autorität der Kirche geregelt wird" (LG 27). Man darf jedoch die Bischöfe nicht als Vikare des Papstes ansehen, dessen ordentliche, unmittelbare Autorität über die ganze Kirche deren eigene Autorität nicht zunichte macht, sondern im Gegenteil bestärkt und schützt. Allerdings ist ihre Autorität in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche unter der Leitung des Papstes auszuüben.
896 Bei der Ausübung des Hirtenamtes soll dem Bischof der gute Hirt als Vorbild und „Gestalt" dienen. Seiner Schwächen bewusst, kann er „mit denen leiden, die unwissend sind und irren. Er soll sich nicht weigern, seine Untergebenen zu hören, die er wie seine wahren Kinder hegt ... Die Gläubigen aber müssen dem Bischof anhangen wie die Kirche Jesus Christus und wie Jesus Christus dem Vater" (LG 27).
„Folgt alle dem Bischof wie Jesus Christus dem Vater, und dem Presbyterium wie den Aposteln; die Diakone aber achtet wie Gottes Gebot! Keiner soll ohne Bischof etwas tun, was die Kirche betrifft" (Ignatius v. Antiochien, Smyrn. 8,1).
II Die gläubigen Laien
897 „Unter der Bezeichnung Laien werden hier alle Christgläubigen verstanden außer den Gliedern des Weihestandes und des in der Kirche anerkannten Ordensstandes, die Christgläubigen also, die, als durch die Taufe Christus einverleibte, zum Volk Gottes gemacht und des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes Christi auf ihre Weise teilhaftig geworden, entsprechend ihrem Anteil die Sendung des ganzen christlichen Volkes in der Kirche und in der Welt ausüben" (LG 31).
Die Berufung der Laien
898 „Aufgabe der Laien ist es, kraft der ihnen eigenen Berufung das Reich Gottes zu suchen, indem sie die zeitlichen Dinge besorgen und Gott gemäß ordnen. ... Ihre Aufgabe ist es also in besonderer Weise, alle zeitlichen Dinge, mit denen sie eng verbunden sind, so zu erleuchten und zu ordnen, dass sie immer Christus gemäß geschehen, gedeihen und zum Lob des Schöpfers und Erlösers gereichen" (LG 31).
899 Die Initiative der christlichen Laien ist besonders notwendig, wenn es darum geht, Mittel und Wege zu finden, um die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten mit den Forderungen des christlichen Glaubens und Lebens zu durchdringen. Dieser Einsatz gehört selbstverständlich zum Leben der Kirche:
„Die Gläubigen, und genauer noch die Laien, stehen an der äußersten Front des Lebens der Kirche; die Kirche ist durch sie das Lebensprinzip der menschlichen Gesellschaft. Darum müssen sie und gerade sie ein immer tieferes Bewußtsein gewinnen, dass sie nicht nur zur Kirche gehören, sondern die Kirche sind, das heißt, die Gemeinschaft der Gläubigen auf Erden unter der Führung des Papstes als des gemeinsamen Hauptes und der mit ihm geeinten Bischöfe. Sie sind die Kirche" (Pius XII., Ansprache vom 20. Februar 1946, zitiert in CL 9).
900 Die Laien haben, wie alle Gläubigen, kraft der Taufe und der Firmung von Gott den Auftrag zum Apostolat erhalten; daher haben sie das Recht und die Pflicht, einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen daran zu arbeiten, dass alle Menschen auf der ganzen Erde die göttliche Heilsbotschaft kennen lernen und aufnehmen. Diese Pflicht ist noch dringender, wenn die Menschen nur durch sie das Evangelium vernehmen und Christus kennen lernen können. In den kirchlichen Gemeinschaften ist ihre Tätigkeit so notwendig, dass das Apostolat der Seelsorger ohne sie meistens nicht zur vollen Wirkung gelangen kann.
Die Teilhabe der Laien am Priesteramt Christi
901 Die Laien sind „als Christus Geweihte und mit dem Heiligen Geist Gesalbte in wunderbarer Weise dazu berufen und ausgerüstet, dass immer reichere Früchte des Geistes in ihnen hervorgebracht werden. Denn all ihre Tätigkeiten, Gebete und apostolischen Unternehmungen, das Ehe- und Familienleben, die tägliche Arbeit, die Erholung von Geist und Leib, wenn sie im Geist vollzogen werden, ja sogar die Beschwernisse des Lebens, wenn sie geduldig ertragen werden, werden geistige Opfer, Gott wohlgefällig durch Jesus Christus, die bei der Feier der Eucharistie zusammen mit der Darbringung des Herrenleibes dem Vater in höchster Ehrfurcht dargebracht werden. So weihen auch die Laien, indem sie überall heilig handeln, die Welt selbst Gott" (LG 34) [ 1 Vgl. LG 10].
902 Am Heiligungsdienst haben auf besondere Weise „die Eltern Anteil, indem sie ihr Eheleben in christlichem Geiste führen und für die christliche Erziehung ihrer Kinder sorgen" (CIC, can. 835, § 4).
903 Falls sie die erforderlichen Eigenschaften aufweisen, können Laien auf Dauer zum Dienst als Lektor und Akolyth zugelassen werden‘. „Wo es ein Bedarf der Kirche nahe legt, weil für diese Dienste Beauftragte nicht zur Verfügung stehen, können auch Laien, selbst wenn sie nicht Lektoren oder Akolythen sind, nach Maßgabe der Rechtsvorschriften bestimmte Aufgaben derselben erfüllen, nämlich den Dienst am Wort, die Leitung liturgischer Gebete, die Spendung der Taufe und die Austeilung der heiligen Kommunion" (CIC, can. 230, § 3).
Ihre Teilhabe am Prophetenamt Christi
904 „Christus, der große Prophet, ... erfüllt ... sein prophetisches Amt nicht nur durch die Hierarchie ...‚ sondern auch durch die Laien, die er daher sowohl als Zeugen einsetzt als auch mit einem Sinn für den Glauben und mit der Gnade des Wortes ausrüstet" (LG 35).
„Die Unterweisung, die zum Glauben bekehrt, ... kann auch jedem Prediger, ja sogar jedem Gläubigen zukommen" (Thomas v, A., s. th. 3,71,4, ad 3).
905 Die Laien erfüllen ihre prophetische Sendung auch durch die Evangelisation, „dass nämlich die Botschaft Christi durch das Zeugnis ihres Lebens und das Wort öffentlich bekannt gemacht wird". Bei den Laien erhält diese Evangelisation „eine eigentümliche Prägung und besondere Wirksamkeit von daher, dass sie in den gewöhnlichen Verhältnissen der Welt erfüllt wird"
(LG 35).
Dieses Apostolat besteht „nicht nur im Zeugnis des Lebens. Ein wahrer Apostel sucht nach Gelegenheiten, Christus auch mit seinem Wort zu verkünden, sei es den Nichtgläubigen, ... sei es den Gläubigen" (AA 6) [Vgl. AG 15].
906 Die gläubigen Laien, die dazu fähig sind und sich dafür ausbilden, können auch an der katechetischen Unterweisung [Vgl. CIC, cann, 774; 776; 780], am Lehren der theologischen Wissenschaften [Vgl. CIC, can. 229] sowie an der Gestaltung der Medien [Vgl. CIC, can. 823, § 1] mitwirken.
907 „Entsprechend ihrem Wissen, ihrer Zuständigkeit und ihrer hervorragenden Stellung haben sie das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen und sie unter Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens und der Sitten und der Ehrfurcht gegenüber den Hirten und unter Beachtung des allgemeinen Nutzens und der Würde der Personen den übrigen Gläubigen kundzutun" (CIC, can. 212, § 3).
Ihre Teilhabe am Königsamt Christi
908 Durch seinen Gehorsam bis zum Tod‘ hat Christus seinen Jüngern die Gabe der königlichen Freiheit geschenkt, damit sie „durch Selbstverleugnung und ein heiliges Leben das Reich der Sünde in sich selbst völlig überwinden" (LG36).
„Wer seinen Leib sich unterwirft und Herr über seine Seele ist, ohne sich von Leidenschaften überfluten zu lassen, kann als König bezeichnet werden, weil er seine Person zu regieren vermag. Er ist frei und unabhängig und lässt sich nicht durch eine sündige Knechtschaft gefangennehmen" (Ambrosius, Psal. 118, 14,30).
909 „Außerdem sollen die Laien, auch mit vereinten Kräften, die Einrichtungen und Verhältnisse der Welt, wenn irgendwo Gewohnheiten zur Sünde reizen, so heilen, dass dies alles nach den Richtlinien der Gerechtigkeit gestaltet wird und der Ausübung der Tugenden eher förderlich als schädlich ist. Durch solches Tun erfüllen sie die Kultur und die menschlichen Tätigkeiten mit sittlichem Wert" (LG 36).
910 „Die Laien können sich auch berufen fühlen oder berufen werden zur Mitarbeit mit ihren Hirten im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft, für ihr Wachstum und ihr volles Leben. Sie können dabei sehr verschiedene Dienste übernehmen, je nach der Gnade und den Charismen, die der Herr ihnen schenkt" (EN 73).
911 In der Kirche können „bei der Ausübung dieser [Leitungsgewalt] Laien nach Maßgabe des Rechtes mitwirken" (CIC, can. 129, § 2). So können sie etwa an Partikularkonzilien [CIC, can. 443, §4] und Diözesansynoden [CIC, can. 463, §§ 1.2] teilnehmen, Mitglieder von Pastoralräten werden [CIC, cann.511;536] sich an der solidarischen Wahrnehmung der Seelsorgsaufgaben einer Pfarrei beteiligen [CIC, can. 517, § 2], in Wirtschaftsräten mitarbeiten [CIC, cann. 492, § 1; 536] und Mitglieder von kirchlichen Gerichten sein [CIC, can. 1421, § 2].
912 Die Gläubigen sollen „lernen, sorgfältig zwischen den Rechten und Pflichten, die ihnen obliegen, insofern sie zur Kirche gehören, und denen, die sie betreffen, sofern sie Glieder der menschlichen Gesellschaft sind, zu unterscheiden. Sie werden sich eifrig darum bemühen, beide miteinander harmonisch zu vereinigen, wobei sie daran denken werden, dass sie sich in jeder zeitlichen Angelegenheit vom christlichen Gewissen führen lassen müssen, weil keine menschliche Aktivität, auch nicht in zeitlichen Angelegenheiten, dem Befehl Gottes entzogen werden kann" (LG 36).
913 „So tritt jeder Laie aufgrund der Gaben, die ihm anvertraut worden sind, zugleich als Zeuge und als lebendiges Werkzeug der Sendung der Kirche selbst ‚nach dem Maß der Gabe Christi‘ (Eph 4,7) auf" (LG 33).
III Das gottgeweihte Leben
914 „Der Stand, der durch das Gelöbnis der evangelischen Räte begründet wird, ist zwar nicht Teil der hierarchischen Struktur der Kirche, gehört aber unerschütterlich zu ihrem Leben und ihrer Heiligkeit" (LG 44).
Evangelische Räte, geweihtes Leben
915 Die evangelischen Räte werden in ihrer Vielfalt jedem Jünger Christi empfohlen. Die vollkommene Liebe, zu der alle Gläubigen berufen sind, bringt für jene, die den Ruf zum geweihten Leben frei annehmen, die Verpflichtung mit sich, die Keuschheit in Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen, und in Armut und Gehorsam zu leben. Das Gelübde dieser Räte in einem von der Kirche anerkannten dauernden Lebensstand kennzeichnet das gottgeweihte Leben‘.
916 Der Ordensstand stellt also eine Art „tieferer Weihe" dar, die in der Taufe wurzelt und eine Ganzhingabe an Gott ist [Vgl. PC 5]. Im geweihten Leben fassen die Christgläubigen, vom Heiligen Geist dazu bewogen, den Vorsatz, Christus enger zu folgen, sich dem über alles geliebten Gott hinzugeben und im Streben nach vollkommener Liebe im Dienst des Gottesreiches die Herrlichkeit der künftigen Welt in der Kirche zu bezeichnen und zu verkünden [Vgl. CIC, can. 573].
Ein großer Baum mit vielen Zweigen
917 „So kam es, dass wie bei einem Baum, der aus einem von Gott gegebenen Keim wunderbar und vielfältig auf dem Acker des Herrn Zweige getrieben hat, verschiedene Gestalten des eremitischen oder gemeinschaftlichen Lebens und verschiedene Genossenschaften gewachsen sind, die Hilfsmittel sowohl zum Fortschritt ihrer Mitglieder, als auch zum Wohl des ganzen Leibes Christi vermehren" (LG 43).
918 „Von Anfang an gab es in der Kirche Männer und Frauen, die durch die Befolgung der evangelischen Räte Christus in größerer Freiheit nachzufolgen und ihn ausdrücklicher nachzuahmen verlangten und die — jeder auf seine Weise — ein Leben führten, das Gott geweiht war. Viele wählten unter dem Antrieb des Heiligen Geistes ein Einsiedlerleben, andere gaben den Anstoß zu religiösen Gemeinschaften, die von der Kirche kraft ihrer Vollmacht gern unterstützt und bestätigt wurden" (PC 1).
919 Die Diözesanbischöfe sollen sich bemühen, der Kirche vom Heiligen Geist anvertraute neue Gaben des geweihten Lebens zu erkennen. Die Anerkennung neuer Formen geweihten Lebens ist dem Apostolischen Stuhl vorbehalten‘.
Das eremitische Leben
920 Auch wenn sie die drei evangelischen Räte nicht immer öffentlich geloben, weihen die Eremiten [Einsiedler] „durch strengere Trennung von der Welt, in der Stille der Einsamkeit, durch ständiges Beten und Büßen ihr Leben dem Lob Gottes und dem Heil der Welt" (CIC, can. 603, § 1).
921 Sie zeigen jedem das Innere des Mysteriums der Kirche auf: die persönliche Vertrautheit mit Christus. Den Augen der Menschen verborgen, ist das Leben des Eremiten eine stille Predigt Christi. Der Einsiedler hat sein Leben ganz Christus übergeben, weil dieser für ihn alles ist. Es ist eine besondere Berufung, in der Wüste, im geistlichen Kampf die Herrlichkeit des Gekreuzigten zu finden.
Die geweihten Jungfrauen
922 Seit den Zeiten der Apostel hat der Herr christliche Jungfrauen dazu berufen, sich in einer größeren Freiheit des Herzens, des Leibes und des Geistes ungeteilt an ihn zu binden [Vgl. 1 Kor 7,34—36]. Sie haben mit Zustimmung der Kirche den Entschluß gefasst, „um des Himmelreiches willen" (Mt 19,12) im Stand der Jungfräulichkeit zu leben.
923 Es gibt den „Stand der Jungfrauen, die zum Ausdruck ihres heiligen Vorhabens, Christus in besonders enger Weise nachzufolgen, vom Diözesanbischof nach anerkanntem liturgischem Ritus Gott geweiht, Christus, dem Sohn Gottes, mystisch anverlobt und für den Dienst der Kirche bestimmt werden" (CIC, can. 604, § 1). Durch diesen feierlichen Ritus der Jungfrauenweihe wird „die Jungfrau zu einer gottgeweihten Person, zu einem Zeichen, das auf die Liebe der Kirche zu Christus hinweist, und zu einem Bild für die endzeitliche himmlische Braut und für das künftige Leben" (OCV prænotanda 1).
924 Der Stand der Jungfrauen steht den anderen Formen des geweihten Lebens nahe. Er verpflichtet die in der Welt lebende Frau (oder die Nonne) nach ihrem Stand und den ihr geschenkten Charismen zum Gebet, zur Buße, zum Dienst an ihren Brüdern und Schwestern und zur apostolischen Arbeit [Vgl. OCV prænotanda 2]. „Um ihr Vorhaben treuer zu halten..., können die Jungfrauen Vereinigungen bilden" (CIC, can. 604, § 2).
Das Ordensieben
925 Das Ordensleben ist in den ersten Jahrhunderten des Christentums im Nahen Osten entstanden [Vgl. UR 15]. Es wird in den durch die Kirche kanonisch errichteten Instituten gelebt [Vgl. ClC, can. 573]. Es unterscheidet sich von den anderen Formen des geweihten Lebens durch die Ausrichtung auf den Gottesdienst, das öffentliche Gelübde der evangelischen Räte, das brüderliche Gemeinschaftsleben und das Zeugnis für die Vereinigung Christi mit der Kirche [Vgl. CIC, can. 607].
926 Das Ordensleben gehört zum Mysterium der Kirche. Es ist eine Gabe, die Kirche von ihrem Herrn erhält und die sie dem Gläubigen, der von Gott im Gelübde der Räte berufen wird, als einen dauernden Lebensstand anbietet. So kann die Kirche zugleich Christus bezeugen und sich als Braut des Erlösers erkennen. Das Ordensleben soll in seinen verschiedenen Formen die Liebe Gottes in der Sprache unserer Zeit zum Ausdruck bringen.
927 Alle Ordensleute gehören zu den Mitarbeitern des Diözesanbischofs in seinem Hjrtenamt [Vgl. Cl) 33—35], auch dann, wenn sie ihm nicht direkt unterstellt [exempt] sind [Vgl. CIC, can. 591]. Zur missionarischen Einpflanzung und Ausbreitung der Kirche ist es schon von Anfang der Evangelisierung an notwendig, dass das Ordensleben in allen seinen Formen vorhanden ist [Vgl. AG 18; 40.]. „Die Geschichte bestätigt die großen Verdienste der Ordensfamilien bei der Ausbreitung des Glaubens und der Bildung neuer Kirchen: von den alten monastischen Einrichtungen zu den mittelalterlichen Orden bis zu den neuzeitlichen Kongregationen" (RM 69).
Die Säkularinstitute
928 „Ein Säkularinstitut ist ein Institut des geweihten Lebens, in welchem in der Welt lebende Gläubige nach Vollkommenheit der Liebe streben und sich bemühen, zur Heiligung der Welt, vor allem von innen her, beizutragen" (CIC, can. 710).
929 Durch ein „vollkommen und gänzlich der Heiligung geweihtes Leben" (Pius XII., Ap. Konst. „Provida Mater") beteiligen sich die Mitglieder dieser Institute an der Evangelisierungsaufgabe der Kirche „in der Welt und gleichsam von der Welt her", in der ihre Gegenwart als „Sauerteig" wirkt (PC 11). Ihr „Zeugnis eines christlichen Lebens" ist darauf hingeordnet, „die zeitlichen Dinge gottgemäß zu ordnen und die Welt in der Kraft des Evangeliums zu gestalten". Sie nehmen durch heilige Bindungen die evangelischen Räte auf sich und pflegen untereinander entsprechend „dem ihrer Lebensausrichtung eigenen Weltcharakter" die Gemeinschaft und Brüderlichkeit (CIC, can. 713, § 2).
Die Gesellschaften des apostolischen Lebens
930 „Zu den Instituten des geweihten Lebens kommen die Gesellschaften des apostolischen Lebens hinzu, deren Mitglieder ohne Ordensgelübde das der Gesellschaft eigene apostolische Ziel verfolgen, ein brüderliches Leben in Gemeinschaft führen und gemäß der eigenen Lebensordnung durch Beachtung der Konstitutionen nach Vollkommenheit der Liebe streben. Unter ihnen gibt es Gesellschaften, in denen die Mitglieder durch irgendeine in den Konstitutionen festgelegte Bindung die evangelischen Räte übernehmen" (CIC, can. 731, §§ 1 und 2).
Weihe und Sendung: den kommenden König ankündigen
931 Der Gottgeweihte, der schon durch die Taufe Gott übereignet ist, liefert sich ganz Gott aus, dem über alles Geliebten. So wird er tiefer zum Dienst Gottes geweiht und zum Wohl der Kirche bestellt. Durch den Stand der Weihe an Gott bezeugt die Kirche Christus und zeigt, wie der Heilige Geist in ihr wunderbar wirkt. Jene, die evangelischen Räte geloben, haben zunächst zur Aufgabe, ihrer Weihe gemäß zu leben. Da sie aber „sich kraft ihrer Weihe dem Dienst für die Kirche widmen, sind sie verpflichtet, sich, je nach der Eigenart ihres Instituts, in besonderer Weise in der Missionsarbeit einzusetzen" (CIC, can. 783) [ 1 Vgl. RM 69].
932 In der Kirche, die gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug des Lebens Gottes ist, bildet das geweihte Leben ein besonderes Zeichen des Erlösungsmysteriums. Christus noch „enger" nachfolgen und ihn nachahmen, seine Selbstentäußerung „klarer" bekunden, heißt im Herzen Christi seinen Zeitgenossen „noch näher" sein. Denn die, die sich auf diesem „engeren" Weg befinden, spornen ihre Brüder und Schwestern durch ihr Beispiel an und geben „ein hervorstechendes und herausragendes Zeugnis dafür dass die Welt ohne den Geist der Seligpreisungen nicht verwandelt und Gott dargebracht werden kann" (LG 31).
933 Ob dieses Zeugnis öffentlich (wie im Ordensstand), privat oder geheim abgelegt wird — das Kommen Christi ist für alle Geweihten der Ursprung und die Ausrichtung ihres Lebens.
„Das Volk Gottes hat hier keine bleibende Heimstatt ... Deshalb macht der Ordensstand ... die himmlischen Güter, die schon in dieser Zeit gegenwärtig sind, auch allen Gläubigen kund, bezeugt das neue und ewige, in der Erlösung Christi erworbene Leben und kündigt die zukünftige Auferstehung und die Herrlichkeit des Himmelreiches an" (LG 44).
KURZTEXTE
934 Kraft göttlicher Weisung gibt es in der Kirche unter den Gläubigen geistliche Amtsträger, die im Recht auch Kleriker genannt werden; die übrigen dagegen heißen auch Laien In diesen beiden Gruppen gibt es Gläubige, die sich durch das ... Bekenntnis zu den evangelischen Raten Gott weihen und der Heilssendung der Kirche dienen (CIC can. 207, §§ 1.2).
935 Zur Verkündigung des Glaubens und zum Aufbau seines Reiches sendet Christus seine Apostel und ihre Nachfolger Er lasst sie an seiner Sendung teilhaben. Sie erhalten von ihm die Vollmacht, in seiner Person zu handeln.
937 Der Papst besitzt aufgrund göttlicher Einsetzung die höchste volle, unmittelbare und universale Seelsorgsgewalt" (CD 2).
939 Die Bischöfe haben den Auftrag den Glauben unverfälscht zu lehren den Gottesdienst zu feiern vor allem die Eucharistie und ihre Kirchen als wahre Hirten zu leiten Sie werden dabei von ihren Mitarbeitern, den Priestern und von den Diakonen unterstützt. Zu ihrem Amt gehört auch mit und unter dem Papst die Sorge für alle Kirchen.
940 Da es dem Stand der Laien eigen ist inmitten der Welt und der weltlichen Aufgaben zu leben, sind sie von Gott berufen vom Geist Christi beseelt nach Art des Sauerteigs ihr Apostolat in der Welt auszuüben (AA 2).
941 Die Laien haben am Priestertum Christi Anteil Immer mehr mit ihm vereint entfalten sie die Gnade der Taufe und Firmung in allen Bereichen des persönlichen familiären gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens und kommen so dem an alle Getauften ergehenden Ruf zur Heiligkeit nach.
942 Dank ihrer prophetischen Sendung sind die Laien auch dazu berufen in allem und zwar inmitten der menschlichen Gemeinschaft Christi Zeugen zu sein (GS 43 4).
943 Dank ihrer königlichen Sendung haben die Laien die Macht erhalten durch ihre Selbstverleugnung und die Heiligkeit ihres Lebens die Herrschaft der Sünde in ihnen selbst und in der Welt zu überwinden [Vgl. LG 36].
944 Kennzeichen des gottgeweihten Lebens ist das öffentliche Gelübde der evangelischen Rate der Armut Keuschheit und des Gehorsams in einem von der Kirche anerkannten dauernden Lebensstand.
945 Der Gläubige ist dem über alles geliebten Gott überantwortet schon durch die Taufe ist er ja für Gott bestimmt worden. Im Stand des geweihten Lebens ist er dem Dienst Gottes und dem Wohl der ganzen Kirche noch inniger geweiht.
ABSATZ 5 DIE GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN
946 Dem Bekenntnis zur „heiligen katholischen Kirche" folgt im Symbolum: „die Gemeinschaft der Heiligen". Dieser Glaubensartikel ist in gewisser Weise eine Ausfaltung des vorhergehenden: „Was ist die Kirche anderes als die Versammlung aller Heiligen?" (Niketas, symb. 10). Diese Gemeinschaft der Heiligen ist die Kirche.
947 „Da alle Gläubigen einen einzigen Leib bilden, wird das Gut des einen dem anderen mitgeteilt ... Somit muss man glauben, ... dass in der Kirche eine Gütergemeinschaft besteht ... Das wichtigste unter allen Gliedern der Kirche aber ist Christus, denn er ist das Haupt... Also wird das Gut Christi allen Christen mitgeteilt, so wie die Kraft des Hauptes allen Gliedern, und diese Mitteilung geschieht durch die Sakramente der Kirche" (Thomas v. A., symb. 10). „Die Einheit des Geistes, durch den [die Kirche] geleitet wird, bewirkt, dass das, was sie empfangen hat, allen gemeinsam ist" (Catech. R. 1,10,24).
948 Der Ausdruck „Gemeinschaft der Heiligen" hat somit zwei Bedeutungen, die eng miteinander zusammenhängen: „Gemeinschaft an den heiligen Dingen" [sancta] und „Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen" [sancti].
Sancta sanctis! [Das Heilige den Heiligenfl ruft in den meisten ostkirchlichen Liturgien der Zelebrant aus, wenn er vor der Spendung der Kommunion die heiligen Gaben emporhebt. Die Gläubigen [sancti] werden durch den Leib und das Blut Christi [sancta] genährt, um in der Gemeinschaft [koinonia] des Heiligen Geistes zu wachsen und sie der Welt zu vermitteln.
I Die Gemeinschaft an den geistigen Gütern
949 In der Urgemeinde von Jerusalem hielten die Jünger fest „an der Lehre der Apostel ... und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten" (Apg 2,42).
Die Gemeinschaft im Glauben. Der Glaube der Gläubigen ist der von den Aposteln empfangene Glaube der Kirche, ein Schatz an Leben, der noch reicher wird, wenn man ihn mitteilt.
950 Die Gemeinschaft an den Sakramenten. „Die Früchte aller Sakramente kommen allen Gläubigen zugute; und die Sakramente bilden gleichsam die heiligen Bande, die die Gläubigen aufs engste mit Christus verbinden; vor allem gilt das von der Taufe, durch die sie wie durch die Türe in die Kirche eintreten. Unter dieser ‚Gemeinschaft der Heiligen‘ ist die Gemeinschaft an den Sakramenten zu verstehen ... Obschon dieser Name [,‚Gemeinschaft"] allen Sakramenten zukommt, da sie uns mit Gott verbinden ...‚ so ist er mehr der Eucharistie zu eigen, weil sie diese Gemeinschaft bewirkt" (Catech. R. 1,10,24).
951 Die Gemeinschaft an den Charismen. In der Gemeinschaft der Kirche verteilt der Heilige Geist „unter den Gläubigen jeglichen Standes auch besondere Gnaden" zum Aufbau der Kirche (LG 12). „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt" (1 Kor 12,7).
952 „Sie hatten alles gemeinsam" (Apg 4,32): „Nichts besitzt der wahre Christ, was er nicht mit für ein Gemeingut aller zu halten hat; darum sollen die Christen stets bereit sein, die Not der Bedürftigen zu lindern" (Catech. R. 1,10,27). Der Christ ist ein Verwalter der Güter des Herr [Vgl. Lk 16,1.3].
953 Die Gemeinschaft in der Liebe. „Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber" (Röm 14,7) in der Gemeinschaft der Heiligen. „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm" (1 Kor 12, 26—27). Die Liebe „sucht nicht ihren Vorteil" (1 Kor 13,5) [Vgl. 1 Kor 10,24]. Die geringste unserer Handlungen wirkt sich, wenn sie aus Liebe geschieht, zum Vorteil aller aus. Dies geschieht in der Solidarität mit allen lebenden und toten Menschen, die auf der Gemeinschaft der Heiligen gründet. Jede Sünde schadet dieser Gemeinschaft.
II Die Gemeinschaft der Kirche des Himmels und der Erde
954 Die drei Stände der Kirche. „Bis der Herr kommt in seiner Erhabenheit und alle Engel mit ihm und nach der Vernichtung des Todes ihm alles unterworfen ist, pilgern die einen von seinen Jüngern auf Erden, andere, die dieses Leben vollendet haben, werden gereinigt, andere aber werden verherrlicht und schauen deshalb ‚klar den dreifaltigen und einen Gott selbst, wie er ist"
(LG 49).
„Wir alle jedoch haben, wenn auch in verschiedener Abstufung und Art, Gemeinschaft in derselben Liebe Gottes und des Nächsten und singen unserem Gott denselben Lobgesang der Herrlichkeit. Alle nämlich, die zu Christus gehören, wachsen im Besitz seines Geistes zu der einen Kirche zusammen und hängen in ihm zusammen" (LG 49).
955 „Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr nach dem beständigen Glauben der Kirche durch die Mitteilung geistlicher Güter gestärkt" (LG 49).
956 Die Fürbitte der Heiligen. „Denn dadurch, dass die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit ... hören sie nicht auf, ... beim Vater für uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden erworben haben
Daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe" (LG 49).
„Weint nicht, nach meinem Tod werde ich euch mehr nützen und euch wirksamer unterstützen als während meines Lebens" (Dominikus, sterbend, zu seinen Ordensbrüdern) [Vgl. Jordan v. Sachsen, lib. 93].
„Ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun" (Theresia vom Kinde Jesu, verba).
957 Die Gemeinschaft mit den Heiligen. „Jedoch nicht nur um des Beispiels willen pflegen wir das Gedächtnis derer, die im Himmel sind, sondern mehr noch, damit die Einheit der ganzen Kirche im Geist durch die Übung der brüderlichen Liebe gestärkt wird. Denn wie die christliche Gemeinschaft der [Erden]pilger uns näher zu Christus hinführt, so verbindet uns die Gemeinschaft mit den Heiligen mit Christus, aus dem als Quelle und Haupt jede Gnade und das Leben des Gottesvolkes selbst hervorströmen" (LG 50).
„Christus beten wir an, weil er der Sohn Gottes ist. Die Blutzeugen aber lieben wir als Jünger und Nachahmer des Herrn und wegen ihrer unvergleichlichen Hingabe an ihren König und Meister. Möchten doch auch wir ihre Gefährten und Mitschüler werden!" (Polykarp, mart. 17).
958 Die Gemeinschaft mit den Verstorbenen. „In ganz besonderer Anerkennung dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die Kirche der [Erden]pilger von den anfänglichen Zeiten der christlichen Religion an das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt und hat, ‚weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden‘ (2 Makk 12,45), auch Fürbittgebet für sie dargebracht" (LG 50). Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden.
959 ... in der einzigen Familie Gottes. „Wir alle, die wir Kinder Gottes sind und eine Familie in Christus bilden, entsprechen, sofern wir in gegenseitiger Liebe und in dem einen Lob der Heiligsten Dreifaltigkeit miteinander Gemeinschaft haben, der innersten Berufung der Kirche . . " (LG 51).
KURZTEXTE
960 Die Kirche ist Gemeinschaft der Heiligen Dieser Ausdruck bezeichnet zunächst die Gemeinschaft an den heiligen Dingen [sancta], vor allem die Eucharistie, durch die „die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus bilden, dargestellt und verwirklicht" wird (LG 3).
961 Dieser Ausdruck bezeichnet auch die Gemeinschaft der „heiligen Personen [sancti] in Christus der für alle gestorben ist so dass das was ein jeder in und für Christus tut oder leidet allen zugute kommt.
962 Wir glauben an die Gemeinschaft aller Christgläubigen derer die hier auf Erden pilgern derer die nach Abschluss des Erdenlebens gelautert werden und derer die die himmlische. Seligkeit genießen sie alle bilden zusammen die eine Kirche. Wir glauben desgleichen dass in dieser Gemeinschaft die barmherzige Liebe Gottes und seiner Heiligen stets unseren Gebeten Gehör schenkt"(SPF3O).