KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE
ZWEITER TEIL
DIE FEIER DES
CHRISTLICHEN MYSTERIUMS
Warum Liturgie?
1066 Im Symbolum bekennt die Kirche das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit und deren „gnädigen Ratschluss" für die ganze Schöpfung: Der Vater erfüllt das „Geheimnis seines Willens" (Eph 1,9), indem er zum Heil der Welt und zur Ehre seines Namens seinen geliebten Sohn und seinen Heiligen Geist schenkt. Dieses ist das Mysterium Christi(1). Es wird in der Geschichte geoffenbart und verwirklicht nach einem Plan, das heißt einer weise ausgedachten „Ordnung", die vom hl. Paulus „Ökonomie des Mysteriums" (Eph 3,9), von der Vätertradition „Ökonomie des fleischgewordenen Wortes" oder „Heilsökonomie" genannt wird.
1067 „Dieses Werk der menschlichen Erlösung und der vollkommenen Verherrlichung Gottes, dessen Vorspiel die göttlichen Großtaten am Volk des Alten Bundes waren, hat Christus, der Herr, erfüllt, besonders durch das Pascha-Mysterium seines Leidens, seiner Auferstehung von den Toten und seiner glorreichen Himmelfahrt. In diesem Mysterium ‚hat er durch sein Sterben unseren Tod vernichtet und durch sein Auferstehen das Leben neugeschaffen. Denn aus der Seite des am Kreuz entschlafenen Christus ist das wunderbare Sakrament der ganzen Kirche hervorgegangen" (SC 5). Darum feiert die Kirche in der Liturgie vor allem das Pascha-Mysterium, durch das Christus das Werk unseres Heils vollbracht hat.
1068 In ihrer Liturgie verkündet und feiert die Kirche dieses Mysterium, damit die Gläubigen daraus leben und es in der Welt bezeugen:
„Die Liturgie, durch die sich, besonders im göttlichen Opfer der Eucharistie, ‚das Werk unserer Erlösung vollzieht‘, trägt nämlich in höchstem Maße dazu bei, dass die Gläubigen das Mysterium Christi und die eigentliche Natur der wahren Kirche zum Ausdruck bringen und anderen offenbar machen" (SC 2).
Was bedeutet das Wort „Liturgie"?
1069 Das Wort „Liturgie" bedeutet ursprünglich „öffentliches Werk", „Dienst des Volkes und für das Volk". In der christlichen Überlieferung bedeutet es, dass das Volk Gottes teilnimmt am „Werk Gottes" [Vgl. Joh 17,4]. Durch die Liturgie setzt Christus, unser Erlöser und Hoherpriester, in seiner Kirche, mit ihr und durch sie das Werk unserer Erlösung fort.
1070 Im Neuen Testament bezeichnet das Wort „Liturgie" nicht nur die Feier des Gottesdienstes [Vgl. Apg 13,2; Lk 1,23 gr], sondern auch die Verkündigung des Evangeliums [Vgl. Röm 15,16: Phil 2,14—17 und 2,30]und die tätige Nächstenliebe [Vgl. Röm 15,27; 2 Kor 9,12; Phil 2,25]. Bei all dem geht es um den Dienst an Gott und den Menschen. In der Liturgiefeier ist die Kirche Dienerin nach dem Vorbild ihres Herrn, des einzigen „Liturgen" [Vgl. Hehr 8,2.6 gr], indem sie in Gottesdienst, Verkündigung und Liebesdienst am Amt Christi als Priester, Prophet und König teilnimmt.
„Mit Recht gilt also die Liturgie als Vollzug des priesterlichen Amtes Jesu Christi; in ihr wird durch sinnenfällige Zeichen die Heiligung des Menschen bezeichnet und in je eigener Weise bewirkt und vom mystischen Leib Jesu Christi, nämlich dem Haupt und seinen Gliedern, der gesamte öffentliche Kult vollzogen. Infolgedessen ist jede liturgische Feier als Werk Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist, in vorzüglichem Sinn heilige Handlung, deren Wirksamkeit keine andere Handlung der Kirche durch dieselbe Bedeutung und denselben Rang gleichkommt" (SC 7).
Die Liturgie als Quelle des Lebens
1071 Als Werk Christi ist die Liturgie auch ein Handeln seiner Kirche. Die Liturgie verwirklicht und bekundet die Kirche als sichtbares Zeichen der Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen durch Christus. Sie nimmt die Gläubigen in das neue Leben der Gemeinschaft hinein. Sie setzt voraus, dass alle „bewusst, tätig und mit Gewinn" an ihr teilnehmen (SC 11).
1072 „Die heilige Liturgie füllt nicht das ganze Tun der Kirche aus" (SC 9); ihr müssen die Evangelisierung, der Glaube und die Bekehrung vorausgehen; erst dann kann sie im Leben der Gläubigen ihre Früchte bringen: das neue Leben im Heiligen Geist, den tätigen Einsatz für die Sendung der Kirche und den Dienst an ihrer Einheit.
Gebet und Liturgie
1073 Die Liturgie ist auch Beteiligung am Gebet, das Christus im Heiligen Geist an den Vater richtet. In ihr findet alles christliche Beten seine Quelle und seinen Abschluss. Durch die Liturgie wird der innere Mensch in der „großen Liebe", mit der Vater uns in seinem geliebten Sohn „geliebt hat" (Eph 2,4), verwurzelt und auf sie gegründet [Vgl. Eph 3,16—17.]. Diese „große Tat Gottes" wird dadurch, dass man ‚jederzeit" „im Geist betet" (Eph 6,18), gelebt und verinnerlicht.
Katechese und Liturgie
1074 „Die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt" (SC 10). Sie ist somit der vorzüglichste Ort der Katechese des Gottesvolkes. „Die Katechese ist von ihrem Wesen her mit dem gesamten liturgischen und sakramentalen Handeln verbunden; denn gerade in den Sakramenten und besonders in der Eucharistie wirkt Jesus Christus aus der Fülle seiner Person, um die Menschen umzuwandeln" (Johannes Paul II., CT 23).
1075 Die liturgische Katechese möchte in das Mysterium Christi einführen (sie ist „Mystagogie"), indem sie vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Bezeichnenden zum Bezeichneten, von den „Sakramenten" zu den „Mysterien" schreitet. Für diese Katechese sind die örtlichen und regionalen Katechismen zuständig. Der vorliegende Katechismus, der im Dienst der ganzen Kirche in der Verschiedenheit ihrer Riten und Kulturen [Vgl. SC3—4.] stehen will, wird das vorlegen, was grundlegend und der ganzen Kirche gemeinsam ist: die Liturgie als Mysterium und als Feier (Erster Abschnitt) und dann die sieben Sakramente und die Sakramentalien (Zweiter Abschnitt).
ERSTER ABSCHNITT
DIE SAKRAMENTALE
HEILSORDNUNG
1076 Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes wurde am Pfingsttag die Kirche der Welt offenbar [Vgl. SC 6; LG 2]. Die Ausgießung des Heiligen Geistes lässt in der „Vermittlung des Mysteriums" eine neue Zeit anbrechen: die Zeit der Kirche, in der Christus durch die Liturgie seiner Kirche sein Heilswerk kundtut, vergegenwärtigt und mitteilt, „bis er kommt" (1 Kor 11,26). Während dieser Zeit der Kirche lebt und handelt Christus fortan in und mit seiner Kirche auf eine neue, für diese neue Zeit eigene Weise. Er handelt durch die Sakramente. Die der Kirche des Ostens und des Westens gemeinsame Überlieferung nennt das „sakramentale Ökonomie". Diese besteht in der Mitteilung (oder „Ausspendung") der Früchte des Pascha-Mysteriums Christi in der Feier der „sakramentalen" Liturgie der Kirche.
Wir werden deshalb zuerst die „sakramentale Ausspendung" erklären (erstes Kapitel) und dann die Natur und die Wesenszüge der Liturgiefeier klarer zutage treten (zweites Kapitel) lassen.
ERSTES KAPITEL
DAS PASCHA-MYSTERIUM IN DER ZEIT
DER KIRCHE
ARTIKEL 1 DIE LITURGIE — WERK DER
HEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT
I Der Vater ist Ursprung und Ziel der Liturgie
1077 „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn" (Eph 1,3—6).
1078 Segnen ist eine göttliche Handlung, die Leben schenkt und im Vater ihren Ursprung hat. Sein Segen [bene-dictio, eu-logia] ist zugleich Wort und Gabe. Auf den Menschen bezogen bedeutet das Wort „Segen" Anbetung und Selbstübergabe an den Schöpfer in der Danksagung.
1079 Vom Anfang bis zum Ende der Zeiten ist das ganze Werk Gottes Segen. Vom liturgischen Gedicht der ersten Schöpfung bis zu den Lobgesängen im himmlischen Jerusalem verkünden die inspirierten Autoren den Heilsplan als eine unermessliche göttliche Segnung.
1080 Von Anfang an segnet Gott die Lebewesen, insbesondere Mann und Frau. Der Bund mit Noach und allen lebenden Wesen erneuert diesen Fruchtbarkeitssegen trotz der Sünde des Menschen, durch die der Erdboden „verflucht" ist. Von Abraham an durchdringt der göttliche Segen die auf den Tod zulaufende Geschichte der Menschen, um sie wieder zum Leben, zu ihrem Ursprung aufsteigen zu lassen. Durch den Glauben Abrahams, des „Vaters der Glaubenden", der den Segen entgegennimmt, wird die Heilsgeschichte eingeleitet.
1081 Die göttlichen Segnungen zeigen sich in erstaunlichen, Rettung bringenden Ereignissen: in der Geburt Isaaks, dem Auszug aus Ägypten (Pascha und Exodus), der Übergabe des verheißenen Landes, der Erwählung Davids, der Gegenwart Gottes im Tempel, im läuternden Exil und in der Rückkehr eines „kleinen Restes". Das Gesetz, die Propheten und die Psalmen, die die Liturgie des auserwählten Volkes durchweben, erinnern an die göttlichen Segnungen und antworten darauf in Lobpreis und Danksagung.
1082 In der Liturgie der Kirche wird der Segen Gottes vollkommen geoffenbart und mitgeteilt: Der Vater wird als Ursprung und Ziel allen Segens der Schöpfung und des Heiles anerkannt und angebetet; in seinem fleischgewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Wort überhäuft er uns mit seinen Segnungen und durch das Wort legt er uns die Gabe aller Gaben, den Heiligen Geist, ins Herz.
1083 Von daher versteht man die doppelte Dimension der christlichen Liturgie als Antwort des Glaubens und der Liebe auf die „geistlichen Segnungen", mit denen der Vater uns beschenkt. Mit ihrem Herrn vereint und „vom Heiligen Geist erfüllt" (Lk 10,21) dankt die Kirche einerseits in Anbetung, Lobpreis und Danksagung dem Vater „für sein unfassbares Geschenk" (2 Kor 9, 15). Andererseits hört die Kirche bis zur vollen Erfüllung des göttlichen Heilsplanes nicht auf, dem Vater „von seinen Gaben die Opfergabe" darzubringen und ihn anzuflehen, den Heiligen Geist auf die Opfergabe, auf die Kirche, auf die Gläubigen und auf die ganze Welt herabzusenden, damit durch die Gemeinschaft mit dem Tod und der Auferstehung Christi, des Hohenpriesters, und durch die Macht des Geistes diese göttlichen Segnungen „zum Lob seiner herrlichen Gnade" (Eph 1,6) lebendige Frucht bringen.
II Das Werk Christi in der Liturgie
Der Verherrlichte Christus
1084 Christus, der „zur Rechten des Vaters sitzt" und den Heiligen Geist in seinem Leib, der Kirche, ausbreitet, handelt jetzt durch die Sakramente, die er zur Mitteilung seiner Gnade eingesetzt hat. Die Sakramente sind durch die Sinne wahrnehmbare Zeichen (Worte und Handlungen), die unserer Menschennatur zugänglich sind. Kraft des Wirkens Christi und des Waltens des Heiligen Geistes bewirken sie die Gnade, die sie bezeichnen.
1085 In der Liturgie der Kirche bezeichnet und verwirklicht Christus vor allem sein Pascha-Mysterium. Während seines Erdenlebens kündigte Jesus durch sein Lehren das Pascha-Mysterium an und nahm es in seinen Taten vorweg. Als dann seine Stunde gekommen war[Vgl. Joh 13,1;17,1], durchlebte er das einzige Ereignis der Geschichte, das nicht vergeht: Jesus stirbt „ein für allemal" (Röm 6,10; Hebr 7,27; 9,12), wird begraben, ersteht von den Toten und sitzt zur Rechten des Vaters. Dieses tatsächliche Ereignis, welches sich in unserer Geschichte ereignet hat, ist ganz und gar einmalig: Alle anderen Ereignisse geschehen einmal, dann gehen sie vorüber, versinken in der Vergangenheit. Das Pascha-Mysterium Christi hingegen kann nicht in der Vergangenheit bleiben, denn durch seinen Tod hat er den Tod besiegt. Alles, was Christus ist, und alles, was er für alle Menschen getan und gelitten hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird ihnen gegenwärtig. Das Ereignis des Kreuzes und der Auferstehung ist etwas Bleibendes und zieht alles zum Leben hin.
..... ist seit der Kirche der Apostel .....
1086 „Wie Christus vom Vater gesandt wurde, so hat er auch selbst die vom Heiligen Geist erfüllten Apostel gesandt, nicht nur, um der ganzen Schöpfung das Evangelium zu verkünden und die Botschaft zu bringen, dass der Sohn Gottes uns durch seinen Tod und seine Auferstehung von der Macht des Satans und vom Tod befreit und in das Reich des Vaters versetzt hat, sondern auch, um das Heilswerk, das sie verkündeten, durch das Opfer und die Sakramente zu vollziehen, um die das ganze liturgische Leben kreist" (SC 6).
1087 Indem der auferstandene Christus den Aposteln den Heiligen Geist spendet, vertraut er ihnen seine Heiligungsgewalt an [Vgl. Joh 20, 21—23]: die Apostel werden sakramentale Zeichen Christi. Durch die Kraft desselben Heiligen Geistes vertrauen sie diese Heiligungsvollmacht ihren Nachfolgern an. Diese „apostolische Sukzession" durchformt das ganze liturgische Leben der Kirche. Sie ist sakramental und wird durch das Weihesakrament weitergegeben.
..... in der irdischen Liturgie zugegen ......
1088 „Um aber dieses so große Werk" — die Ausspendung oder Mitteilung seines Heilswerkes — „zu vollenden, ist Christus immer bei seiner Kirche, besonders in den liturgischen Handlungen. Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe sowohl in der Person des Dieners — denn ‚derselbe bringt das Opfer jetzt durch den Dienst der Priester dar, der sich selbst einst am Kreuz dargebracht hat‘ —‚ als auch vor allem unter den eucharistischen Gestalten. Gegenwärtig ist er mit seiner Kraft in den Sakramenten, so dass, wenn einer tauft, Christus selbst tauft. Gegenwärtig ist er in seinem Wort, da er ja selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. Gegenwärtig ist er schließlich, wenn die Kirche betet und singt, er, der versprochen hat: ‚Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen‘ (Mt 18,20)" (SC 7).
1089 „In der Tat gesellt sich Christus in diesem so großen Werk, in dem Gott vollkommen verherrlicht wird und die Menschen geheiligt werden, immer die Kirche zu, seine hochgeliebte Braut, die ihren Herrn anruft und durch ihn dem ewigen Vater Verehrung erweist" (SC 7).
..... die an der himmlischen Liturgie teilnimmt ......
1090 „In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener himmlischen teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem, zu der wir pilgernd unterwegs sind, gefeiert wird, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt, der Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes; [in der irdischen Liturgie] singen wir dem Herrn mit der ganzen Schar des himmlischen Heeres den Lobgesang der Herrlichkeit; [in ihr] verehren wir das Gedächtnis der Heiligen und erhoffen eine Teilhabe und Gemeinschaft mit ihnen; [in ihr] erwarten wir den Erlöser, unseren Herrn Jesus Christus, bis er, unser Leben, selbst erscheinen wird und wir mit ihm erscheinen werden in Herrlichkeit" (SC 8) [ 1 Vgl. LG 50].
III Der Heilige Geist und die Kirche in der Liturgie
1091 In der Liturgie bildet der Heilige Geist den Glauben des Gottesvolkes und vollbringt die „Meisterwerke Gottes", die Sakramente des Neuen Bundes. Es ist der Wunsch und das Werk des Geistes im Herzen der Kirche, dass wir aus dem Leben des auferweckten Christus leben. Wenn er in uns die von ihm geweckte gläubige Antwort findet, kommt es zu einem eigentlichen Zusammenwirken: Die Liturgie wird zum gemeinsamen Werk des Heiligen Geistes und der Kirche.
1092 In dieser sakramentalen Ausspendung des Mysteriums Christi handelt der Heilige Geist auf die gleiche Weise wie in den anderen Zeiten der Heilsökonomie: Er bereitet die Kirche auf die Begegnung mit dem Herrn vor; er ruft Christus dem Glauben der Gemeinde in Erinnerung und bekundet ihn; er vergegenwärtigt durch seine umgestaltende Kraft das Mysterium Christi und aktualisiert es. Als Geist der Gemeinschaft vereint er die Kirche mit dem Leben und der Sendung Christi.
Der Heilige Geist bereitet darauf vor, Christus aufzunehmen
1093 Der Heilige Geist vollendet in der sakramentalen Ordnung das im Alten Bund Vorgebildete. Da die Kirche Christi „im Alten Bund auf wunderbare Weise vorbereitet" wurde (LG 2), behält die Liturgie der Kirche Kultelemente des Alten Bundes als einen wesentlichen, unersetzlichen Bestandteil bei und übernimmt sie:
— zunächst die Lesung des Alten Testamentes;
— das Psalmengebet;
— und vor allem das Gedenken an die Rettung bringenden Ereignisse und vorausbezeichnenden Wirklichkeiten, die im Mysterium Christi in Erfüllung gegangen sind (Verheißung und Bund, Exodus und Pascha, Reich und Tempel, Exil und Rückkehr).
1094 Auf der Harmonie der beiden Testamente[Vgl. DV 14—16] baut die österliche Katechese des Herrn [Vgl. Lk 24, 13—49] und später diejenige der Apostel und der Kirchenväter auf. Diese Katechese enthüllt, was unter dem Buchstaben des Alten Testamentes verborgen lag: das Mysterium Christi. Sie wird als „typologisch" bezeichnet, weil sie das von Christus gebrachte Neue von den „Gestalten" [Typen] her offenbart, die ihn in den Geschehnissen, Worten und Sinnbildern des Alten Bundes ankündigten. Wenn man sie im Geist der Wahrheit von Christus her neu sieht, werden diese „Vorausbilder" enthüllt [Vgl. 2 Kor 3,14-16]. Die Sintflut und die Arche Noachs deuteten im voraus auf das Heil durch die Taufe [Vgl. 1 Petr 3,21]4, desgleichen die Wolke und der Durchzug durch das Rote Meer. Das Wasser aus dem Felsen war ein Vorausbild der geistlichen Gaben Christi [Vgl. 1 Kor 10,1—6]; das Manna in der Wüste wies im voraus auf die Eucharistie, das „wahre Brot vom Himmel" (Joh 6,32) hin.
1095 Deshalb liest und durchlebt die Kirche besonders in Advent, Fastenzeit und Osternacht alle diese großen Ereignisse der Heilsgeschichte im „Heute" ihrer Liturgie aufs Neue. Das erfordert aber, dass die Katechese den Gläubigen hilft, sich so für dieses „geistliche" Verständnis der Heilsökonomie zu öffnen, wie es uns die Liturgie der Kirche aufzeigt und erleben lässt.
1096 Jüdische und christliche Liturgie. Eine bessere Kenntnis des Glaubens und des religiösen Lebens des jüdischen Volkes, wie sie noch heute bekannt und gelebt werden, kann zu einem besseren Verständnis gewisser Aspekte der christlichen Liturgie verhelfen. Für Juden und für Christen ist die Heilige Schrift ein wesentlicher Bestandteil ihrer Liturgien: für die Verkündigung des Wortes Gottes, die Antwort auf dieses Wort, das Lobgebet und die Fürbitte für die Lebenden und die Toten und die Anrufung des göttlichen Erbarmens. Der Wortgottesdienst hat mit der ihm eigenen Form seinen Ursprung im Judentum. Das Stundengebet und weitere liturgische Texte und Formulare haben Entsprechungen im Judentum; ebenso die Formulierungen selbst unserer ehrwürdigsten Gebete wie z. B. des Vaterunsers. Auch die Hochgebete folgen Vorbildern aus der jüdischen Tradition. Die Ähnlichkeit zwischen jüdischer und christlicher Liturgie — aber auch der Unterschied ihrer Inhalte — wird besonders an den großen Festen des liturgischen Jahres, wie etwa dem Osterfest, ersichtlich. Christen und Juden feiern das Paschafest: Die Juden das auf die Zukunft ausgerichtete geschichtliche Pascha; die Christen das im Tod und in der Auferstehung Christi in Erfüllung gegangene, wenn auch noch stets auf die endgültige Vollendung harrende Pascha.
1097 In der Liturgie des Neuen Bundes ist jede liturgische Handlung, besonders die Feier der Eucharistie und der Sakramente, eine Begegnung zwischen Christus und der Kirche. Die liturgische Versammlung bildet eine Einheit kraft der „Gemeinschaft des Heiligen Geistes", der die Kinder Gottes im einzigen Leib Christi versammelt. Sie geht über die menschlichen, nationalen, kulturellen und gesellschaftlichen Bindungen hinaus.
1098 Die Gemeinde muss sich auf die Begegnung mit dem Herrn vorbereiten, ein „bereitwilliges Volk" sein. Diese Bereitung der Herzen ist das gemeinsame Werk des Heiligen Geistes und der Gemeinde, insbesondere ihrer Amtsträger. Die Gnade des Heiligen Geistes sucht den Glauben, die Bekehrung des Herzens und die Zustimmung zum Willen des Vaters zu wecken. Diese inneren Haltungen werden vorausgesetzt, damit die weiteren Gnaden, die in der Liturgiefeier selbst geschenkt werden, angenommen werden können und damit diese Feier Früchte neuen Lebens hervorbringen kann.
Der Heilige Geist erinnert an das Mysterium Christi
1099 Der Geist und die Kirche wirken zusammen, um in der Liturgie Christus und sein Heilswerk zu bekunden. In erster Linie bei der Eucharistiefeier, und auf ähnliche Weise bei den anderen Sakramenten, ist die Liturgie Feier des Gedenkens an das Heilsmysterium. Der Heilige Geist ist das lebendige Gedächtnis der Kirche [Vgl. Joh 14.26].
1100 Das Wort Gottes. Der Heilige Geist erinnert die liturgische Versammlung zunächst an den Sinn des Heilsereignisses, indem er dem Wort Gottes Leben gibt, damit es aufgenommen und ins Leben umgesetzt werden kann.
„Von größtem Gewicht in der Feier der Liturgie ist die Heilige Schrift. Aus ihr werden nämlich Lesungen gelesen und in der Homilie ausgedeutet, Psalmen gesungen, aufgrund ihres Anhauchs und Antriebs sind liturgische Gebete, Orationen und Gesänge verrichtet worden, und aus ihr empfangen Handlungen und Zeichen ihre Bedeutung" (SC 24).
1101 Der Heilige Geist schenkt den Lektoren und Zuhörern, der Empfänglichkeit ihres Herzens entsprechend, das geistliche Verständnis des Wortes Gottes. Durch die Worte, Handlungen und Symbole, die das Grundmuster einer Liturgiefeier bilden, bringt er die Gläubigen und die Amtsträger in lebendige Beziehung zu Christus, dem Wort und Bild des Vaters. So können die Gläubigen die Bedeutung dessen, was sie in der Feier vernehmen, betrachten und tun, in ihrem Leben wirksam werden lassen.
1102 „Durch das Wort des Heiles wird der Glaube, durch den die Gemeinde der Gläubigen sich bildet und heranwächst, ... im Herzen der Gläubigen genährt" (PO 4). Die Verkündigung des Wortes Gottes beschränkt sich nicht auf bloßes Unterweisen, sondern ruft nach der gläubigen Antwort als Zustimmung und Verpflichtung hinsichtlich des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. Wieder ist es der Heilige Geist, der die Gnade des Glaubens gibt, diesen stärkt und in der Gemeinde zum Wachsen bringt. Die liturgische Versammlung ist also zunächst Gemeinschaft im Glauben.
1103 Die Anamnese [Gedächtnis]. Die Liturgiefeier bezieht sich stets auf die heilbringenden Eingriffe Gottes in die Geschichte. „Das Offenbarungsgeschehen ereignet sich in Taten und Worten, die innerlich miteinander verknüpft sind, so dass ... die Worte die Werke verkündigen und das in ihnen enthaltene Geheimnis ans Licht treten lassen" (DV 2). Im Wortgottesdienst erinnert der Heilige Geist die Gemeinde an all das, was Christus für uns getan hat. Entsprechend der Natur der liturgischen Handlungen und den überlieferten Riten der Kirchen „gedenkt" eine Liturgiefeier in einer mehr oder weniger ausführlichen Anamnese der Großtaten Gottes. Der Heilige Geist, der so das Gedenken der Kirche weckt, regt zu Danksagung und Lob-preis [Doxologie] an.
Der Heilige Geist vergegenwärtigt das Mysterium Christi
1104 Die christliche Liturgie erinnert nicht bloß an die Ereignisse, die uns gerettet haben, sondern vergegenwärtigt sie. Das Pascha-Mysterium Christi wird gefeiert, nicht wiederholt; es werden nur die einzelnen Feiern wiederholt. In jeder von ihnen geschieht die Ausgießung des Heiligen Geistes, der das einmalige Mysterium in der Gegenwart Gestalt annehmen lässt.
1105 Die Epiklese [Herabrufung] ist die Bitte, in welcher der Priester den Vater anfleht, den heiligenden Geist zu senden, damit die Opfergaben zu Leib und Blut Christi und die Gläubigen bei ihrem Empfang selbst zu einer lebendigen Opfergabe für Gott werden.
1106 Zusammen mit der Anamnese bildet die Epiklese das Herzstück jeder sakramentalen Feier, insbesondere der Eucharistie.
„Du fragst, wie das Brot Leib Christi und der Wein ... Blut Christi wird. Und ich sage dir: Der Heilige Geist kommt hinzu und wirkt, was jedes Wort und jeden Gedanken übersteigt ... Es genüge dir zu hören, dass es durch den Heiligen Geist geschieht, so wie der Herr aus der heiligen Jungfrau und durch den Heiligen Geist von sich aus und in sich Fleisch annahm" (Johannes v. Damaskus, f. o. 4,13).
1107 Die verwandelnde Kraft des Heiligen Geistes in der Liturgie wirkt auf das Kommen des Reiches Gottes und die Vollendung des Heilsmysteriums hin. Im Harren und Hoffen lässt er uns die vollkommene Gemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit tatsächlich vorwegnehmen. Vom Vater gesandt, der die Epiklese der Kirche erhört, gibt der Geist denen, die ihn aufnehmen, das Leben und ist für sie schon jetzt der „erste Anteil" an ihrem Erbe [Vgl. Eph 1,14; 2 Kor 1,22].
Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
1108 Die Sendung des Heiligen Geistes zielt in jeder liturgischen Handlung darauf hin, die Gläubigen mit Christus zu vereinen, damit sie seinen Leib bilden. Der Heilige Geist ist wie Saft vom Weinstock des Vaters, der in den Rebzweigen Frucht hervorbringt [Vgl. Job 15, 1—17; Gal 5,22]. In der Liturgie wirkt der Heilige Geist mit der Kirche aufs innigste zusammen. Er, der Geist der Gemeinschaft, bleibt unaufhörlich in der Kirche, und deshalb ist die Kirche das große Sakrament der Gemeinschaft mit Gott, das die verstreuten Kinder Gottes zur Einheit sammelt. Die Frucht des Geistes in der Liturgie ist zugleich Gemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit und brüderliche Gemeinschaft [Vgl. 1 Job 1.3—7].
1109 In der Epiklese wird auch darum gebetet, dass die Vereinigung der Gemeinde mit dem Mysterium Christi vollkommen wirksam wird. „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes" (2 Kor 13, 13) müssen stets bei uns bleiben und auch über die Eucharistiefeier hinaus Früchte hervorbringen. Darum bittet die Kirche den Vater, den Heiligen Geist zu senden, damit dieser das Leben der Gläubigen zu einer lebendigen Opfergabe für Gott mache: durch die geistige Umgestaltung nach dem Bild Christi, durch die Sorge um die Einheit der Kirche und durch die Beteiligung an seiner Sendung im Zeugnis und im Dienst der Liebe.
KURZTEXTE
1110 In der Liturgie der Kirche wird Gott der Vater gepriesen und ange betet als der Ursprung allen Segens der Schöpfung und des Heiles mit dem er uns in seinem Sohn gesegnet hat um uns den Geist der Annahme an Kindes Statt zu geben
1111 Das Wirken Christi in der Liturgie ist sakramental weil in ihr durch die Macht des Heiligen Geistes sein Heilsmysterium gegenwärtig wird weil sein Leib die Kirche gleichsam das Sakrament (Zeichen und Werkzeug) ist worin der Heilige Geist das Heilsmysterzum wirkt weil die pilgernde Kirche durch ihre liturgischen Handlungen schon —gleichsam als Vorgeschmack — an der himmlischen Liturgie teilhat
1112 Die Sendung des Heiligen Geistes in der Liturgie besteht darin die Gemeinde auf die Begegnung mit Christus vorzubereiten Christus dem Glauben der Versammlung in Erinnerung zu rufen und zu bezeugen, durch seine verwandelnde Macht das Heilswerk Christi zu vergegenwärtigen und die Gabe der Gemeinschaft in der Kirche Frucht bringen zu lassen.
ARTIKEL 2 DAS PASCHA-MYSTERIUM IN DEN SAKRAMENTEN
DER KIRCHE
1113 Das ganze liturgische Leben der Kirche kreist um das eucharistische Opfer und um die Sakramente [Vgl. SC 6]. In der Kirche gibt es sieben Sakramente: die Taufe, die Firmung oder Chrismation, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe[Vgl. DS 860; 1310; 1601]. In diesem Artikel geht es um das, was den sieben Sakramenten in Bezug auf die Glaubenslehre gemeinsam ist. Die Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Feier werden im zweiten Kapitel dieses Abschnitts dargelegt, und, was jedem Sakrament eigen ist, im nächsten Abschnitt.
I Die Sakramente Christi
1114 „Im Anschluss an die Lehre der heiligen Schriften, die apostolischen Überlieferungen und die übereinstimmende Auffassung ... der Väter" bekennen wir, dass „die Sakramente des Neuen Bundes ... alle von unserem Herrn Jesus Christus eingesetzt" sind (K. v. Trient: DS 1600—1601).
1115 Die Worte und Taten Jesu während seines verborgenen Lebens und seines öffentlichen Wirkens waren bereits heilbringend. Sie nahmen die Wirkkraft seines Pascha-Mysteriums vorweg. Sie kündigten an und bahnten an, was er der Kirche geben will, wenn alles vollbracht sein wird. Die Mysterien des Lebens Jesu sind die Grundlagen für das, was Christus nun durch die Amtsträger seiner Kirche in den Sakramenten spendet, denn „was an unserem Erlöser sichtbar war, ist in seine Mysterien übergegangen" (Leo d. Gr., serm. 74,2).
1116 Als „Kräfte", die vom stets lebendigen und lebensspendenden Leibe Christi ausgehen(1), und als Taten des Heiligen Geistes, der im Leib Christi, der Kirche, wirkt, sind die Sakramente die „Meisterwerke Gottes" im neuen und ewigen Bund.
II Die Sakramente der Kirche
1117 Durch den Geist, der sie „in die ganze Wahrheit" führt (Joh 16, 13), hat die Kirche nach und nach dieses von Christus erhaltene kostbare Vermächtnis erkannt und dessen „Ausspendung" genauer bestimmt, so wie sie dies als treue Verwalterin der Mysterien Gottes [Vgl. ML 13,52; 1 Kor4, 1] in Bezug auf den Kanon der heiligen Schriften und der Glaubenslehre getan hat. So hat die Kirche im Laufe der Jahrhunderte erkannt, dass es unter ihren liturgischen Feiern sieben gibt, die im eigentlichen Sinn vom Herrn eingesetzte Sakramente sind.
1118 Die Sakramente sind Sakramente „der Kirche" in dem doppelten Sinn, dass sie „durch sie" und „für sie" da sind. Sie sind „durch die Kirche" da, denn diese ist das Sakrament des Wirkens Christi, der dank der Sendung des Heiligen Geistes in ihr am Werk ist. Und sie sind „für die Kirche" da; sie sind die „Sakramente, durch welche die Kirche gebaut wird" (Augustinus, civ. 22,17)[Vgl. Thomas v. A., s. th. 3,64,2 ad 3], denn sie bekunden und spenden den Menschen, vor allem in der Eucharistie, das Mysterium der Gemeinschaft mit dem Gott, der die Liebe ist, dem Einen in drei Personen.
1119 Da die Kirche mit Christus, dem Haupt, „nur eine einzige mystische Person" (Pius XII., Enz. „Mystici Corporis") bildet, handelt sie in den Sakramenten als „organisch verfasste" „priesterliche Gemeinschaft" (LG 11). Durch die Taufe und die Firmung wird das priesterliche Volk befähigt, die Liturgie zu feiern; einige Gläubige aber werden durch die heilige Weihe „dazu bestellt, die Kirche durch das Wort und die Gnade Gottes zu weiden" (LG 11).
1120 Das geweihte Amt oder „das amtliche oder hierarchische Priestertum" (LG 10) steht im Dienst jenes Priestertums, das durch die Taufe verliehen wird. Es gewährleistet, dass in den Sakramenten wirklich Christus durch den Heiligen Geist für die Kirche am Werk ist. Die Heilssendung, die der Vater seinem Menschgewordenen Sohn anvertraut hat, wird von ihm den Aposteln und durch sie ihren Nachfolgern anvertraut; sie erhalten den Geist Jesu, um in seinem Namen und in seiner Person zu handeln [Vgl. Joh 20, 21—23; Lk 24,47; Mt 28,18—20]. So bildet das geweihte Amt das sakramentale Band, das die liturgische Handlung mit dem verbindet, was die Apostel gesagt und getan haben. Durch die Apostel wird die Verbindung mit dem, was Christus, der Ursprung und Urgrund der Sakramente, gesagt und getan hat, hergestellt.
1121 Drei Sakramente, die Taufe, die Firmung und die Weihe, verleihen zusätzlich zur Gnade einen sakramentalen Charakter, ein „Siegel", durch das der Christ am Priestertum Christi teilhat und in unterschiedlichen Ständen und Funktionen der Kirche angehört. Dieses durch den Geist bewirkte Ähnlichwerden mit Christus und der Kirche ist unauslöschlich [Vgl. K. v. Trient: DS 1609. [Vgl. K. v. Trient: DS 1609]; es verbleibt im Christen für immer als Empfänglichkeit für die Gnade, als Verheißung und Gewähr des göttlichen Schutzes und als Berufung zum Gottesdienst und zum Dienst der Kirche. Diese Sakramente können folglich nicht wiederholt werden.
III Die Sakramente des Glaubens
1122 Christus hat seine Apostel gesandt, um in seinem Namen allen Völkern zu „verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden" (Lk 24,47). „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19). Die Sendung zu taufen — und damit die sakramentale Sendung — ist inbegriffen in der Sendung zu evangelisieren, denn das Sakrament wird vorbereitet durch das Wort Gottes und durch den Glauben, der diesem Wort zustimmt.
„Das Volk Gottes wird an erster Stelle geeint durch das Wort des lebendigen Gottes ... Die Verwaltung der Sakramente fordert die Verkündigung des Wortes sind doch die Sakramente Geheimnisse des Glaubens, der aus der Predigt hervorgeht und durch die Predigt genährt wird" (PO 4).
1123 „Die Sakramente sind hingeordnet auf die Heiligung der Menschen, den Aufbau des Leibes Christi und schließlich auf die Gott geschuldete Verehrung; als Zeichen haben sie auch die Aufgabe der Unterweisung. Den Glauben setzen sie nicht nur voraus, sondern durch Wort und Wirklichkeit nähren sie ihn auch, stärken ihn und zeigen ihn an; deshalb heißen sie Sakramente des Glaubens" (SC 59).
1124 Der Glaube der Kirche geht dem Glauben des einzelnen voraus, der aufgefordert wird, ihm zuzustimmen. Wenn die Kirche die Sakramente feiert, bekennt sie den von den Aposteln empfangenen Glauben. Deshalb gilt das alte Prinzip: „lex orandi, lex credendi" (oder, wie Prosper von Aquitanien im 5. Jahrhundert sagt: „legem credendi lex statuat supplicandi")[ Das Gesetz des Betens soll das Gesetz des Glaubens bestimmen": auct. ep. 8]. Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens; die Kirche glaubt so, wie sie betet. Die Liturgie ist ein grundlegendes Element der heiligen, lebendigen Überlieferung [Vgl. DV 8].
1125 Darum darf kein sakramentaler Ritus nach dem Belieben des Amtsträgers oder der Gemeinde abgeändert oder manipuliert werden. Selbst die höchste Autorität in der Kirche kann die Liturgie nicht nach Belieben ändern, sondern nur im Glaubensgehorsam und in Ehrfurcht vor dem Mysterium der Liturgie.
1126 Da die Sakramente die Gemeinschaft im Glauben in der Kirche zum Ausdruck bringen und entfalten, ist die „lex orandi" eines der wesentlichen Kriterien des Dialogs, der die Einheit der Christen wiederherzustellen sucht [Vgl. UR 2 und 15].
IV Die Sakramente des Heils
1127 Die im Glauben würdig gefeierten Sakramente verleihen die Gnade, die sie bezeichnen [Vgl. K. v. Trient: DS 1605 und 1606.]. Sie sind wirksam, denn in ihnen ist Christus selbst am Werk: er selbst tauft, er selbst handelt in seinen Sakramenten, um die Gnade mitzuteilen, die das Sakrament bezeichnet. Der Vater erhört stets das Gebet der Kirche seines Sohnes, die in der Epiklese eines jeden Sakramentes ihren Glauben an die Macht des Heiligen Geistes zum Ausdruck bringt. Wie das Feuer alles, was es erfasst, in sich verwandelt, so verwandelt der Heilige Geist das, was seiner Macht unterstellt wird, in göttliches Leben.
1128 Dies ist der Sinn der Aussage der Kirche [Vgl. K. v. Trient: DS 1608], dass die Sakramente ex opere operato [wörtlich: „aufgrund der vollzogenen Handlung"] wirken. Das heißt, sie wirken kraft des ein für allemal vollbrachten Heilswerkes Christi. Daraus folgt: „Das Sakrament wird nicht durch die Gerechtigkeit des Menschen, der [das Sakrament] spendet oder empfängt, sondern durch die Kraft Gottes vollzogen" (Thomas v. A., s. th. 3,68,8). Sobald ein Sakrament der Absicht der Kirche gemäß gefeiert wird, wirkt in ihm und durch es die Macht Christi und seines Geistes, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Spenders. Die Früchte der Sakramente sind auch von der inneren Verfassung ihres Empfängers abhängig.
1129 Die Kirche sagt, dass die Sakramente des Neuen Bundes für die Gläubigen heilsnotwendig sind [Vgl. K. v. Trient: DS 1604]. Die „sakramentale Gnade" ist die jedem Sakrament eigene, durch Christus gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Dieser heut und verwandelt alle, die ihn empfangen, indem er sie dem Sohn Gottes gleich gestaltet. Die Frucht des sakramentalen Lebens besteht darin, dass der Geist der Gotteskindschaft den Gläubigen Anteil an der göttlichen Natur schenkt [Vgl. 2 Petr 1,4.], indem er sie mit der Lebenskraft des einzigen Sohnes, des Erlösers, vereint.
V Sakramente des ewigen Lebens
1130 Die Kirche feiert das Mysterium ihres Herrn, „bis er kommt" (1 Kor 11,26) und „Gott alles in allen" sein wird (1 Kor 15,28). Seit der Zeit der Apostel wird die Liturgie durch das Seufzen des Geistes in der Kirche zu ihrem Ziel hingezogen: „Marána tha!" (1 Kor 16,22). Die Liturgie nimmt auch am Sehnen Jesu teil: „Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen ... bis das Mahl seine Erfüllung findet im Reich Gottes" (Lk 22,15—16). In den Sakramenten Christi empfängt die Kirche jetzt schon das Angeld ihres Erbes. Sie hat bereits am ewigen Leben Anteil, „während wir auf die selige Hoffnung und das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus warten"
(Tit 2,13). „Der Geist und die Braut aber sagen: Komm! ... Komm, Herr Jesus!" (Offb 22, 17.20).
Der hl. Thomas von Aquin fasst die verschiedenen Bedeutungen des sakramentalen Zeichens wie folgt zusammen: „Das Sakrament ist sowohl ein erinnerndes Zeichen dessen, was vorhergegangen ist, nämlich des Leidens Christi; als auch ein hinweisendes auf das, was in uns durch Christi Leiden gewirkt wird, nämlich der Gnade; wie auch ein vorausdeutendes Zeichen, nämlich eine Vorankündigung der künftigen Herrlichkeit" (s. th. 3,60,3).
KURZTEXTE
1131 Die Sakramente sind von Christus eingesetzte und der Kirche anvertraute wirksame Zeichen der Gnade durch die uns das göttliche Leben gespendet wird Die sichtbaren Riten unter denen die Sakramente gefeiert werden bezeichnen und bewirken die Gnaden die jedem Sakrament zu eigen sind in Gläubigen die sie mit der erforderlichen inneren Haltung empfangen bringen sie Frucht
1132 Die Kirche friert die Sakramente als priesterliche Gemeinschaft die gegliedert ist durch das Priestertum das in der Taufe empfangen wird und das der geweihten Amtsträger
1133 Der Heilige Geist bereitet die Gläubigen auf die Sakramente vor Er tut dies durch das Wort Gottes und durch den Glauben der mit aufgeschlossenem Herzen das Wort annimmt Die Sakramente starken so den Glauben und bringen ihn zum Ausdruck.
1134 Das sakramentale Leben bringt Frucht sowohl für den Einzelnen als auch für die Kirche Diese Frucht besteht für jeden Gläubigen darin dass er in Jesus Christus für Gott lebt für die Kirche darin dass sie in der Liebe und in ihrer Sendung zum Zeugnis wächst.
ZWEITES KAPITEL
DIE SAKRAMENTALE FEIER DES
PASCHA-MYSTERIUMS
1135 Die Katechese über die Liturgie erfordert zunächst das Verständnis der sakramentalen Grundordnung (erstes Kapitel). In diesem Licht wird die Neuartigkeit ihrer Feier offenbar. In diesem Kapitel geht es daher um die Feier der Sakramente der Kirche. Es wird dargelegt, was — in all den verschiedenen liturgischen Traditionen — die Feiern aller sieben Sakramente gemeinsam haben. Das Besondere eines jeden Sakramentes wird später erläutert. Diese grundlegende Katechese über die Liturgie der Sakramente antwortet auf die ersten Fragen, die sich die Gläubigen diesbezüglich stellen:
— Wer feiert die Liturgie?
— Wie wird sie gefeiert?
— Wann wird sie gefeiert?
— Wo wird sie gefeiert?
ARTIKEL 3 DIE LITURGIE DER KIRCHE FEIERN
I Wer feiert sie?
1136 Die Liturgie ist ein „Tun" des „ganzen Christus [Christus totus]". Die himmlische Liturgie feiern diejenigen, die bereits jenseits der Welt der Zeichen sind. Dort ist die Liturgie schon auf vollkommene Weise Gemeinschaft und Fest.
Wer feiert die himmlische Liturgie?
1137 Die Apokalypse des hl. Johannes, die in der Liturgie der Kirche gelesen wird, offenbart zunächst: „Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer" (Offb 4,2): Gott „der Herr" (Jes 6,1)[Vgl. Ez 1,26—28]. Sodann sieht der hi. Johannes das Lamm, das aussah „wie geschlachtet" (Offb 5,6)[Vgl. Joh 1,29]: es ist der gekreuzigte und auferweckte Christus, der einzige Hohepriester des wahren Heiligtums [Vgl. z.B. Hebr 4,14—15; 10. 19—21], der zugleich „opfert und geopfert wird, darbringt und dargebracht wird" (Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus, Hochgebet). Schließlich zeigt sich „ein Strom, Wasser des Lebens ... er geht vom Thron Gottes und des Lammes aus" (Offb 22,1) — eines der schönsten Sinnbilder für den Heiligen Geist [Vgl. Joh 4,10—14. Offb 21,6].
1138 Am Dienst des Lobpreises Gottes und an der Verwirklichung seines Planes sind alle beteiligt, die unter Christus, dem Haupt, erneut zusammengefasst sind: die himmlischen Mächte [Vgl. Offb 4—5: Jes 6.2—3], die ganze Schöpfung (in der Offenbarung dargestellt durch die vier Lebewesen), die Diener des Alten und des Neuen Bundes (die vierundzwanzig Ältesten), das neue Volk Gottes (die Hundertvierundvierzigtausend [Vgl. Offb 7,1—8; 14,1]), insbesondere die für das Wort Gottes hingeschlachteten Blutzeugen [Vgl. Offb 6,9—11] und die heilige Gottesmutter (die Frau [Vgl. Offb 12], die Braut des Lammes [Vgl. Offb 21,9]), und schließlich „eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen" (Offb 7,9).
1139 An dieser ewigen Liturgie lassen uns der Geist und die Kirche teilnehmen, wenn wir in den Sakramenten das Heilsmysterium feiern.
Wer feiert die Liturgie der Sakramente?
1140 Die ganze Gemeinde, der mit Christus, dem Haupt, vereinte Leib, feiert. „Die liturgischen Handlungen sind keine privaten Handlungen, sondern Feiern der Kirche, die das ‚Sakrament der Einheit‘ ist, nämlich das heilige Volk, unter den Bischöfen geeint und geordnet. Daher gehen sie den ganzen mystischen Leib der Kirche an, machen ihn sichtbar und wirken auf ihn ein; seine einzelnen Glieder aber berühren sie auf verschiedene Weise, entsprechend der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme" (SC 26). Darum gilt: „Jedes Mal, wenn Riten gemäß ihrer jeweiligen Eigenart eine gemeinschaftliche Feier mit Beteiligung und tätiger Teilnahme der Gläubigen mit sich bringen, soll betont werden, dass diese so weit wie möglich einer einzelnen und gleichsam privaten Feier dieser [Riten] vorzuziehen ist" (SC 27).
1141 Die Gemeinde, die feiert, ist die Gemeinschaft der Getauften, die „durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist ... zu einem geistigen Haus und einem heiligen Priestertum geweiht [wurden], damit sie ... geistige Opfer darbringen" (LG 10). Dieses „gemeinsame Priestertum" ist das Priestertum Christi, des einzigen Priesters, an dem alle seine Glieder teilhaben[Vgl. LG 10; 34: P0 2].
„Die Mutter Kirche wünscht sehr, dass alle Gläubigen zu jener vollen, bewussten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, die vom Wesen der Liturgie selbst erfordert wird und zu der das christliche Volk, ‚das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, der heilige Stamm, das Eigentumsvolk‘ (1 Petr 2,9)[Vgl. 1 Petr 2,4—5] kraft der Taufe das Recht und die Pflicht hat" (SC 14).
1142 Aber „nicht alle Glieder [leisten] denselben Dienst" (Röm 12,4). Einzelne Glieder sind in und durch die Kirche von Gott zu einem besonderen Dienst an der Gemeinde berufen. Diese Diener werden ausgewählt und durch das Weihesakrament geweiht. Dadurch befähigt sie der Heilige Geist, in der Person Christi, des Hauptes, zu handeln, um allen Gliedern der Kirche zu dienen [Vgl. PO 2 und 15]. Der geweihte Amtsträger ist gleichsam die „Ikone" Christi, des Priesters. In der Eucharistie tritt das Sakrament der Kirche voll zutage; daher findet das Amt des Bischofs im Vorsitz der Eucharistiefeier seinen vorzüglichen Ausdruck und, in Gemeinschaft mit ihm, das Amt der Priester und der Diakone.
1143 Für den Dienst an den Aufgaben des gemeinsamen Priestertums der Gläubigen gibt es noch weitere besondere Dienste. Die damit Betrauten empfangen nicht das Sakrament der Weihe; ihre Aufgaben werden von den Bischöfen gemäß den liturgischen Traditionen und den pastoralen Bedürfnissen bestimmt. „Auch die Ministranten, Lektoren, Kommentatoren und jene, die zum Kirchenchor gehören, versehen einen wahrhaft liturgischen Dienst" (SC 29).
1144 So ist bei der Feier der Sakramente die ganze Versammlung „Liturge" [Feiernde], jeder seiner Aufgabe entsprechend, aber in der „Einheit des Geistes", der in allen handelt. „Bei den liturgischen Feiern soll jeder, ob Amtsträger oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aufgrund der Natur der Sache und der liturgischen Normen zukommt" (SC 28).
II Wie Wird die Liturgie gefeiert?
Zeichen und Symbole
1145 Zeichen und Symbole sind wie die Fäden, aus denen die Feier eines Sakramentes gewoben ist. Ihre Bedeutung wurzelt, gemäß der göttlichen Heilspädagogik, im Schöpfungswerk und in der menschlichen Kultur. Sie tritt jedoch in den Ereignissen des Alten Bundes deutlicher zutage und offenbart sich vollständig in der Person und im Werk Christi.
1146 Zeichen aus der Erfahrungswelt der Menschen. Im menschlichen Leben nehmen Zeichen und Sinnbilder einen wichtigen Platz ein. Da der Mensch ein zugleich leibliches und geistiges Wesen ist, äußert und gewahrt er die geistigen Wirklichkeiten durch materielle Zeichen und Symbole. Als gesellschaftliches Wesen benötigt der Mensch Zeichen und Sinnbilder, um durch die Sprache, durch Gesten und Handlungen mit anderen verbunden zu sein. Das gleiche gilt für seine Beziehung zu Gott.
1147 Gott spricht zum Menschen durch die sichtbare Schöpfung. Der materielle Kosmos bietet sich dem Verstand des Menschen dar, damit er in ihm die Spuren seines Schöpfers wahrnehme [Vgl. weish 13,1; Röm 1,19—20; Apg 14,17]. Licht und Nacht, Wind und Feuer, Wasser und Erde, Bäume und Früchte sprechen von Gott und versinnbildlichen zugleich seine Größe und seine Nähe.
1148 Weil sie von Gott geschaffen sind, können diese sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeiten Ausdruck des Wirkens Gottes werden, der die Menschen heiligt, und des Wirkens der Menschen, die Gott anbeten. Das gleiche gilt von den Zeichen und Symbolen im Zusammenleben der Menschen: Waschen und Salben, Brechen des Brotes und Trinken aus dem gleichen Becher können zum Ausdruck der heiligenden Gegenwart Gottes und der Dankbarkeit des Menschen gegenüber seinem Schöpfer werden.
1149 Die großen Religionen der Menschheit zeugen oft eindrucksvoll von diesem kosmischen und symbolischen Sinn der religiösen Riten. Die Liturgie der Kirche benötigt, integriert und heiligt Elemente der Schöpfung und der menschlichen Kultur, indem sie ihnen die Würde von Zeichen der Gnade, der Neuschöpfung in Jesus Christus verleiht.
1150 Zeichen des Bundes. Das auserwählte Volk erhält von Gott besondere Zeichen und Sinnbilder, die sein liturgisches Leben kennzeichnen. Es sind nicht mehr bloß feierliche Darstellungen der Kreisläufe im Kosmos und nicht bloß gesellschaftliche Gesten, sondern Zeichen des Bundes und Symbole der Großtaten Gottes für sein Volk. Zu diesen liturgischen Zeichen des Alten Bundes gehören die Beschneidung, die Salbung und Weihe der Könige und der Priester, die Handauflegung, die Opfer und vor allem das Pascha. Die Kirche erblickt in diesen Zeichen Vorzeichen der Sakramente des Neuen Bundes.
1151 Von Christus aufgenommene Zeichen. Bei seinen Predigten gebraucht Jesus, der Herr, oft Zeichen aus der Schöpfung, um die Mysterien des Reiches Gottes zu veranschaulichen‘. Er wirkt Heilungen und unterstützt seine Predigt durch sichtbare Zeichen oder symbolische Handlungen [Vgl. Joh 9,6; Mk 7, 33—35; 8,22—25]. Er gibt den Geschehnissen und Zeichen des Alten Bundes, vor allem dem Auszug aus Ägypten und dem Pascha [Vgl. Lk 9,31; 22,7—20], einen neuen Sinn, denn er selbst ist die Bedeutung all dieser Sinnbilder.
1152 Sakramentale Zeichen. Seit Pfingsten bewirkt der Heilige Geist die Heiligung durch die sakramentalen Zeichen seiner Kirche. Die Sakramente der Kirche schaffen den ganzen Reichtum der Zeichen und Symbole des Kosmos und des gesellschaftlichen Lebens nicht ab, sondern läutern und integrieren sie. Zudem lassen sie in Erfüllung gehen, was der Alte Bund in Urbildern und Gestalten im voraus andeutete. Sie versinnbilden und verwirklichen das durch Christus gewirkte Heil, deuten im voraus auf die Herrlichkeit des Himmels hin und nehmen sie in gewisser Weise vorweg.
Worte und Handlungen
1153 Die Feier eines Sakramentes ist eine Begegnung der Kinder Gottes mit ihrem Vater in Christus und dem Heiligen Geist. Diese Begegnung findet wie ein Zwiegespräch ihren Ausdruck in Taten und Worten. Zwar sind die liturgischen Handlungen schon an und für sich eine Sprache, aber das Wort Gottes und die Antwort des Glaubens müssen diese Handlungen begleiten und lebendig machen, damit der Same, das Wort vom Reich Gottes, auf gutem Erdreich Frucht bringe. Die liturgischen Handlungen deuten zeichenhaft an, was das Wort Gottes ausdrückt: das Angebot der Gnade Gottes und zugleich die Glaubensantwort seines Volkes.
1154 Der Wortgottesdienst bildet einen unerlässlichen Bestandteil der sakramentalen Feiern. Um den Glauben der Gläubigen zu nähren, werden die Zeichen, die das Wort Gottes begleiten, verdeutlicht: die Heilige Schrift (Lektionar oder Evangeliar), ihre Verehrung (Prozession, Weihrauch, Licht), die Stätte ihrer Verkündigung (Ambo), ihre Lesung, die gut vernehmbar und verständlich sein soll, die Homilie des Amtsträgers, welche die Verkündigung weiterführt sowie die Antworten der Versammlung (wie Akklamationen, Psalmen, Litaneien und Glaubensbekenntnis).
1155 Liturgisches Wort und liturgische Handlung lassen sich als Unterweisung und Zeichen nicht voneinander trennen; auch als Verwirklichung dessen, was sie bedeuten, sind sie untrennbar. Der Heilige Geist führt nicht nur zum Verständnis des Wortes Gottes, indem er den Glauben weckt, sondern er verwirklicht durch die Sakramente auch die Großtaten Gottes, die das Wort Gottes verkündet. Er lässt das Werk, das der Vater durch den geliebten Sohn vollbracht hat, gegenwärtig werden und teilt es mit.
Gesang und Musik
1156 „Die überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von unschätzbarem Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen Ausdrucksformen vor allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht" (SC 112). Das Dichten und das oft von Musikinstrumenten begleitete Singen der inspirierten Psalmen stehen schon in enger Verbindung mit den Liturgiefeiern des Alten Bundes. Die Kirche führt diese Tradition weiter und entfaltet sie: „Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn !" (Eph 5, 19)[Vgl. Kol 3,16-17]. „Wer singt, betet doppelt"[Vgl. Augustinus, Psal. 72,1].
1157 Der Gesang und die Musik erfüllen ihre Zeichenfunktion auf umso bedeutsamere Weise, „je enger sie mit der liturgischen Handlung verbunden" sind (SC 112). Dabei ist auf die folgenden drei Punkte zu achten: auf die ausdrucksvolle Schönheit des Betens, die einmütige Beteiligung der Gemeinde zu den vorgesehenen Zeiten und den festlichen Charakter der Feier. So dienen Gesang und Musik dem Ziel der liturgischen Worte und Handlungen:
der Verherrlichung Gottes und der Heiligung der Gläubigen [Vgl. SC 112].
„Wie weinte ich unter deinen Hymnen und Gesängen, heftig bewegt von den wohllautenden Klängen in deiner Kirche! Jene Klänge drangen in mein Ohr und ließen die Wahrheit in mein Herz träufeln; fromme Empfindungen wallten darin auf, meine Tränen flossen, und mir war wohl dabei" (Augustinus, conf. 9,6,14).
1158 Die Harmonie der Zeichen (Gesang, Musik, Worte und Handlungen) ist umso ausdrucksvoller und fruchtbarer, je besser sie sich im kulturellen Reichtum des feiernden Volkes Gottes entfaltet [Vgl. SC 119]. Darum soll „der religiöse Volksgesang ... eifrig gepflegt werden, so dass die Stimmen der Gläubigen bei Andachtsübungen und gottesdienstlichen Feiern und auch bei den liturgischen Handlungen selbst gemäß den [kirchlichen] Richtlinien und Vorschriften ... erklingen können" (SC 118). Doch die „für den Kirchengesang bestimmten Texte müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; sie sollen vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft werden" (SC 121).
Die heiligen Bilder
1159 Das heilige Bild, die liturgische Ikone, stellt in erster Linie Christus dar. Es kann nicht den unsichtbaren, unfassbaren Gott darstellen. Die Inkarnation des Sohnes Gottes hat eine neue Bilder-,,Ökonomie" eingeführt:
„Einst konnte Gott, der weder Körper noch Gestalt hat, keineswegs durch ein Bild dargestellt werden. Aber jetzt, nachdem er im Fleisch sichtbar wurde und mit den Menschen lebte, kann ich von dem, was ich von Gott gesehen habe, ein Bild machen ... Wir schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,16).
1160 Die christliche Ikonographie gibt durch das Bild die gleiche Botschaft des Evangeliums wieder, die die Heilige Schrift durch das Wort übermittelt. Bild und Wort erhellen einander:
„Kurz, wir bewahren alle kirchlichen Traditionen, ob sie uns schriftlich oder mündlich anvertraut wurden, ohne sie durch Neuerungen zu entstellen. Eine dieser Traditionen ist die Ikonenmalerei. Da sie mit den Berichten des Evangeliums übereinstimmt, ist sie uns nützlich, den Glauben an die wirkliche und nicht eingebildete Menschwerdung des Wortes Gottes zu bestärken und uns großen Gewinn zu bringen. Denn die Dinge, die einander gegenseitig erhellen haben offensichtlich die gleiche Bedeutung" (2. K. v. Nizäa 787: COD 111).
1161 Sämtliche Zeichen der Liturgiefeier beziehen sich auf Christus, so auch die Bilder der heiligen Gottesmutter und der Heiligen. Sie sind Zeichen für Christus, der in ihnen verherrlicht wird. In ihnen schauen wir die „Wolke von Zeugen" (Hebr 12,1), welche sich weiterhin um das Heil der Welt sorgen und mit denen wir, vor allem in der sakramentalen Feier, vereint sind. Durch ihre Ikonen sieht unser Glaube den „nach dem Bilde Gottes" geschaffenen, endlich zur Gottähnlichkeit verklärten Menschen [Vgl. Röm 8.29; 1 Joh 3,2.], und sogar die Engel, die ebenfalls unter Christus, dem Haupt, zusammengefasst sind.
„Folgend der Gottkündenden Lehre unserer heiligen Väter und der Überlieferung der katholischen Kirche — denn wir wissen, dass diese vom Heiligen Geist, der in ihr wohnt, stammt — beschließen wir mit aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, in den heiligen Kirchen Gottes, auf den heiligen Geräten und Gewändern, Wänden und Tafeln, Häusern und Wegen, ebenso wie die Darstellung des kostbaren und lebendigmachenden Kreuzes die ehrwürdigen und heiligen Bilder — seien sie aus Farben, Stein oder sonst einem geeigneten Material —anzubringen; [dies gilt] für das Bild unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus, unserer unbefleckten Herrin, der heiligen Gottesgebärerin, der ehrwürdigen Engel und aller heiligen und frommen Menschen" (2. K. v. Nizäa:DS 600).
1162 „Die Schönheit und die Farbe der Bilder regen mein Gebet an. Sie sind ein Fest für meine Augen, so wie das Bild der Landschaft mein Herz anregt, Gott zu preisen" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,27). Die Betrachtung der heiligen Bilder, zusammen mit dem Nachsinnen über das Wort Gottes und mit dem Gesang der kirchlichen Hymnen, fügt sich in die Harmonie der liturgischen Zeichen ein, damit das gefeierte Mysterium sich dem Gedächtnis des Herzens einpräge und sich sodann im neuen Leben der Gläubigen auspräge.
III Wann Wird die Liturgie gefeiert?
Die liturgische Zeit
1163 „Als liebende Mutter hält die Kirche es für ihre Aufgabe, das Heilswerk ihres göttlichen Bräutigams an bestimmten Tagen das Jahr hindurch in heiligem Gedenken zu feiern. In jeder Woche begeht sie an dem Tag, den sie Herrentag genannt hat, das Gedächtnis der Auferstehung des Herrn, und einmal im Jahr feiert sie diese Auferstehung zugleich mit dem seligen Leiden des Herrn an Ostern, ihrem höchsten Fest. Im Kreislauf des Jahres entfaltet sie das ganze Mysterium Christi ... Indem sie so die Mysterien der Erlösung feiert, erschließt sie die Reichtümer der Machterweise und der Verdienste ihres Herrn, so dass sie jederzeit gewissermaßen gegenwärtig gemacht werden und die Gläubigen mit ihnen in Berührung kommen und mit der Gnade des Heils erfüllt werden" (SC 102).
1164 Das Volk Gottes hat seit dem mosaischen Gesetz im Zusammenhang mit dem Pascha bestimmte Festtage gekannt, um der staunenswerten Taten des rettenden Gottes zu gedenken, ihm für sie zu danken, die Erinnerung an sie wach zu halten und die neuen Generationen zu lehren, ihr Verhalten nach ihnen zu richten. In der Zeit der Kirche, zwischen dem schon ein für allemal vollbrachten Pascha Christi und seiner Vollendung im Reich Gottes, ist die an bestimmten Festtagen gefeierte Liturgie ganz durch die Neuartigkeit des Mysteriums Christi geprägt.
1165 Wenn die Kirche das Mysterium Christi feiert, ist in ihrem Beten immer wieder ein Wort zu hören: heute! — in Entsprechung zum Gebet, das der Herr sie gelehrt hat [Vgl. Mt6,11] und zum Ruf des Heiligen Geistes [Vgl. Hebr3,7—4,11; Ps95,7]. Dieses „Heute" des lebendigen Gottes, in das der Mensch einzutreten berufen ist, ist „die Stunde" des Pascha Jesu, das die ganze Geschichte durchzieht und trägt.
„Das Leben hat sich auf alle Wesen ausgebreitet und alle sind von einem großen Licht erfüllt. Der Aufgang der Aufgänge dringt ins Weltall ein, und der, der schon ‚vor dem Morgenstern‘ und vor den Gestirnen da war, unsterblich und unendlich, der große Christus, strahlt auf alle Wesen heller als die Sonne. Für uns, die an ihn glauben, bricht deshalb ein langer, ewiger lichter Tag an, der nie ein Ende hat: das mystische Pascha" (Hippolyt, pasch. 1—2).
Der Tag des Herrn
1166 „Aus apostolischer Überlieferung, die ihren Ursprung auf den Auferstehungstag Christi zurückführt, feiert die Kirche Christi das Pascha-Mysterium jeweils am achten Tage, der deshalb mit Recht Tag des Herrn oder Herrentag genannt wird" (SC 106). Der Tag der Auferstehung des Herrn ist zugleich der „erste Tag der Woche", das Gedenken an den ersten Schöpfungstag, und der „achte Tag", an dem Christus nach seiner „Ruhe" des großen Sabbats den Tag anbrechen lässt, „den der Herr gemacht", den „Tag, der keinen Abend kennt" (Byzantinische Liturgie). Das „Mahl des Herrn" ist sein Zentrum, denn da begegnet die ganze Gemeinschaft der Gläubigen dem auferstandenen Herrn, der sie zu seinem Festmahl einlädt[Vgl. Joh 21,12; Lk 24,30].
„Der Tag des Herrn, der Tag der Auferstehung, der Tag der Christen, ist unser Tag. Er wird Tag des Herrn genannt, denn an diesem Tag ist der Herr als Sieger zum Vater aufgestiegen. Wenn die Heiden ihn Tag der Sonne nennen, bekennen auch wir das gerne, denn heute ist das Licht der Welt aufgegangen, heute ist die Sonne der Gerechtigkeit erschienen, deren Strahlen das Heil bringen" (Hieronymus, pasch.).
1167 Der Sonntag ist der Tag schlechthin, an dem die Gläubigen zur liturgischen Versammlung zusammenkommen, „um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenken und Gott dankzusagen, der sie ‚wiedergeboren hat zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten" (SC 106).
„Wenn wir, o Christus, über die Wunder nachsinnen, die an diesem Sonntag deiner heiligen Auferstehung sich ereigneten, sagen wir: Gesegnet ist der Sonntag, denn an ihm geschah der Beginn der Schöpfung ...‚ das Heil der Welt die Erneuerung des Menschengeschlechts ... An ihm freuten sich der Himmel und die Erde und wurde das ganze Weltall von Licht erfüllt. Gesegnet ist der Sonntag, denn an ihm wurden die Pforten des Paradieses geöffnet, damit Adam und alle Verbannten ohne Bangen in es eintreten" (Fanqîth, Syrisches Offizium von Antiochien, Band 6, Sommerteil, 5. 193b).
Das liturgische Jahr
1168 Die neue Zeit der Auferstehung erfüllt vom österlichen Triduum als ihrer Lichtquelle her das ganze liturgische Jahr mit ihrer Klarheit. Das Jahr wird vor und nach den drei Österlichen Tagen Schritt für Schritt durch die Liturgie verklärt. Es ist wirklich ein „Gnadenjahr des Herrn"[Vgl. Lk4,19]. Die Ökonomie des Heiles ist in der Zeit am Werk, aber seitdem sie im Pascha Jesu vollendet und der Heilige Geist ausgegossen wurde, ist das Ende der Geschichte als „Vorgeschmack" bereits vorweggenommen, und das Reich Gottes tritt in unsere Zeit ein.
1169 Ostern ist deshalb nicht einfach ein Fest unter anderen, sondern „das Fest der Feste", „die Feier der Feiern", so wie die Eucharistie das Sakrament der Sakramente (das Große Sakrament) ist. Der hl. Athanasius nennt das Osterfest „den großen Sonntag" (ep. fest. 1), so wie die Heilige Woche im Osten „die Große Woche" genannt wird. Das Mysterium der Auferstehung, worin Christus den Tod besiegt hat, durchdringt unsere alte Zeit mit seiner mächtigen Kraft, bis alles Christus unterworfen sein wird.
1170 Auf dem Konzil von Nizäa (im Jahr 325) einigten sich alle Kirchen darauf, dass das christliche Pascha am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond [14. Nisan] gefeiert werden soll. Die 1582 im Westen vorgenommene Kalenderreform (der nach dem Papst Gregor XIII. benannte „gregorianische Kalender") hat zu einer Verschiebung von mehreren Tagen gegenüber dem östlichen Kalender geführt. Die Kirchen des Westens und des Ostens suchen heute ein Einvernehmen, damit sie das Hochfest der Auferstehung des Herrn wieder am selben Tag feiern können.
1171 Das liturgische Jahr ist die Ausfaltung der verschiedenen Aspekte des einen Pascha-Mysteriums. Das gilt besonders für den um das Mysterium der Inkarnation angelegten Festkreis (Verkündigung, Weihnachten, Epiphanie), der des Beginns unseres Heiles gedenkt und uns die Erstlingsfrüchte des Pascha-Mysteriums mitteilt.
Die Heiligengedächtnisse im liturgischen Jahr
1172 „Bei der Feier dieses Jahreskreises der Mysterien Christi verehrt die heilige Kirche mit besonderer Liebe Maria, die selige Gottesgebärerin, die durch ein unzerreißbares Band mit dem Heilswerk ihres Sohnes verbunden ist. In ihr bewundert und preist sie die erhabenste Frucht der Erlösung. In ihr schaut sie wie in einem reinen Bilde mit Freuden an, was sie ganz zu sein wünscht und hofft" (SC 103).
1173 Wenn sie im Jahreskreis das Gedächtnis der Märtyrer und der anderen Heiligen feiert, „verkündet die Kirche das Pascha-Mysterium" in denen, „die mit Christus gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind. Sie stellt den Gläubigen ihr Beispiel vor Augen, das alle durch Christus zum Vater zieht, und sie erfleht um ihrer Verdienste willen die Wohltaten Gottes" (SC 104)[Vgl. SC 108 und 111].
Die Liturgie des Stundengebetes
1174 Das Mysterium Christi — seine Menschwerdung und sein Pascha —feiern wir in der Eucharistie, besonders in der sonntäglichen Versammlung. Es durchdringt und verklärt die Stunden eines jeden Tages durch die Feier des Stundengebetes, „des göttlichen Offiziums" [Vgl. 5C 83—101]. Den apostolischen Ermahnungen nachkommend, ohne Unterlass zu beten [Vgl. 1 Thess 5,17; Eph 6,18.], ist diese Feier „so aufgebaut, dass der gesamte Ablauf des Tages und der Nacht durch Gotteslob geweiht wird" (SC 84). Sie ist „öffentliches Gebet der Kirche" (SC 98), in dem die Gläubigen (Kleriker, Ordensleute und Laien) das königliche Priestertum der Getauften ausüben. In einer von der Kirche approbierten Form gefeiert, ist die Stundenliturgie „wahrhaft die Stimme der Braut, die zum Bräutigam spricht, ja es ist das Gebet, das Christus vereint mit seinem Leibe an seinen Vater richtet" (SC 84).
1175 Die Stundenliturgie soll zum Gebet des ganzen Volkes Gottes werden. In ihr setzt Christus seine „priesterliche Aufgabe ... durch seine Kirche fort" (SC 83). Jeder nimmt seiner Stellung in der Kirche und seinen Lebensumständen entsprechend daran teil: die Priester, die sich dem Dienst der Seelsorge widmen, denn sie sind aufgerufen, im Gebet und im Dienst am Wort zu verharren [Vgl. SC 86; 96; P0 5]; die Ordensleute aufgrund ihres Charismas des geweihten Lebens [Vgl. 5C 98]; alle Gläubigen entsprechend ihren Möglichkeiten: „Die Seelsorger sollen darum bemüht sein, dass die Haupthoren, besonders die Vesper an Sonntagen und höheren Festen, in der Kirche gemeinsam gefeiert werden. Auch den Laien wird empfohlen, das Stundengebet zu verrichten, sei es mit den Priestern, sei es unter sich oder auch jeder einzelne allein" (SC 100).
1176 Die Stundenliturgie zu feiern erfordert nicht nur, die Stimme mit dem betenden Herzen in Einklang zu bringen, sondern auch, „sich eine reichere liturgische und biblische Bildung" anzueignen, „zumal was die Psalmen betrifft" (SC 90).
1177 Die Hymnen und Fürbitten des Stundengebetes fügen das Psalmengebet so in die Zeit der Kirche ein, dass sie den Symbolgehalt der Tageszeit, der liturgischen Zeit oder des gefeierten Festes zum Ausdruck bringen. Die Lesung des Wortes Gottes, die in jeder Hore stattfindet (mit den darauf folgenden Responsorien oder Troparien), und, in gewissen Horen, die Lesung von Texten der Kirchenväter und geistlichen Lehrer führen zudem tiefer in den Sinn des gefeierten Mysteriums ein, verhelfen zum Verständnis der Psalmen und bereiten auf das betrachtende Gebet vor. Die geistliche Schriftlesung [lectio divina], in der das Wort Gottes gelesen und meditiert wird, um Gebet zu werden, ist auf diese Weise in der liturgischen Feier verwurzelt.
1178 Das Stundengebet, das gleichsam eine Weiterführung der Eucharistiefeier ist, schließt die verschiedenen Andachten des Gottesvolkes nicht aus, sondern verlangt sie als Ergänzung, insbesondere die Anbetung und Verehrung des heiligsten Sakramentes.
IV Wo Wird die Liturgie gefeiert?
1179 Der Kult „im Geist und in der Wahrheit" (Joh 4,24) des Neuen Bundes ist nicht ausschließlich an einen Ort gebunden. Die ganze Erde ist heilig und den Menschenkindern anvertraut. Wenn die Gläubigen an einem Ort zusammenkommen, ist vor allem wichtig, dass sie sich „als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen" lassen (1 Petr 2,5). Der Leib des auferstandenen Christus ist der geistige Tempel, aus dem die Quelle lebendigen Wassers entspringt. Durch den Heiligen Geist Christus einverleibt, sind wir selber „der Tempel des lebendigen Gottes" (2 Kor 6, 16).
1180 Falls die Ausübung der Religionsfreiheit nicht behindert wird [Vgl. DH 4], erbauen die Christen Gebäude, die für den Gottesdienst bestimmt sind. Diese sichtbaren Kirchen sind nicht einfach Versammlungsorte, sondern bezeichnen und bezeugen die Kirche, die an diesem Ort lebt, die Wohnung Gottes unter den in Christus versöhnten und geeinten Menschen.
1181 „Das Gotteshaus, in dem die Heiligste Eucharistie gefeiert und aufbewahrt wird, in dem die Gläubigen sich versammeln und die Gegenwart des auf dem Opferaltar für uns dargebrachten Erlösers zur Hilfe und zum Trost der Gläubigen verehrt wird, soll schön sein, geeignet zu Gebet und heiliger Handlung" (PO 5) [Vgl. SC 122—127]. In diesem „Gotteshaus" sollen die Wahrheit und Harmonie der Zeichen, die es bilden, Christus kundtun, der an dieser Stätte zugegen ist und handelt [Vgl. SC 7].
1182 Der Altar des Neuen Bundes ist das Kreuz des Herrn [Vgl. Hebr 13,10], aus dem die Sakramente des Pascha-Mysteriums entspringen. Auf dem Altar, der der Mittelpunkt der Kirche ist, wird unter den sakramentalen Zeichen das Kreuzesopfer gegenwärtig. Er ist auch der Tisch des Herrn, zu dem das Volk Gottes eingeladen wird [Vgl. IGMR 259]. In einigen östlichen Liturgien ist der Altar auch das Sinnbild des Grabes (Christus ist wirklich gestorben und wirklich auferstanden).
1183 Der Tabernakel soll sich „in den Kirchen an einem ganz würdigen, höchst ehrenvollen Ort" befinden (MF). Die edle Form, die Lage und die Sicherheit des eucharistischen Tabernakels [Vgl. SC 128.] sollen die Anbetung des Herrn fördern, der im heiligsten Sakrament des Altares wahrhaft zugegen ist.
Der heilige Chrisam [Myron] — die Salbung mit ihm ist das sakramentale Zeichen der Besiegelung durch die Gabe des Heiligen Geistes — wird altem Brauch entsprechend an einem sicheren Ort im Heiligtum aufbewahrt und verehrt. Dort kann man auch das Katechumenen- und das Krankenöl verwahren.
1184 Der Sitz [Kathedra] des Bischofs oder des Priesters „hat dessen Dienst als Vorsteher der Gemeinde und dessen Aufgabe, das Gebet zu leiten, gut erkennbar zu machen" (IGMR 271).
Der Ambo: „Die Würde des Wortes Gottes erfordert für seine Verkündigung einen besonderen Ort in der Kirche, dem sich im Wortgottesdienst die Aufmerksamkeit der Gläubigen wie von selbst zuwendet" (IGMR 272).
1185 Die Sammlung des Gottesvolkes beginnt in der Taufe; die Kirche muss eine Stätte für die Feier der Taufe [Baptisterium] haben und durch Weihwasserbecken die Erinnerung an das Taufversprechen wach halten.
Die Erneuerung des Lebens aus der Taufe erfordert die Buße. Die Kirche muss sich deshalb dazu eignen, die Reue auszudrücken und die Vergebung zu empfangen, was einen geeigneten Ort zur Aufnahme der Pönitenten verlangt.
Die Kirche soll auch ein Raum sein, der zu Sammlung und stillem Gebet einlädt, die das große Gebet der Eucharistie weiterführen und verinnerlichen.
1186 Die Kirche hat auch eine eschatologische Bedeutung. Um in das Gotteshaus einzutreten, muss man eine Schwelle überschreiten. Dies ist ein Sinnbild des Hinübergangs aus der durch die Sünde verwundeten Welt zur Welt des neuen Lebens, in die alle Menschen berufen sind. Die sichtbare Kirche versinnbildlicht das Vaterhaus, zu dem das Volk Gottes unterwegs ist und wo der Vater „alle Tränen von ihren Augen abwischen wird" (Offb 21,4). Darum ist die Kirche auch das weit offen stehende einladende Haus aller Kinder Gottes.
KURZTEXTE
1187 Die Liturgie ist das Werk des ganzen Christus — des Hauptes und des Leibes Unser Hoherpriester friert sie unablässig in der himmlischen Liturgie zusammen mit der heiligen Gottesmutter den Aposteln allen Heiligen und all den vielen Menschen die schon in das Himmelreich eingetreten sind.
1188 In einer Liturgiefeier ist die ganze Gemeinde Liturge ein jeder gemäß seiner Aufgabe Das Priestertum der Getauften ist das Priestertum des ganzen Leibes Christi. Einzelne Gläubige empfangen das Sakrament dem Weihe um Christus als das Haupt des Leibes zu vergegenwärtigen.
1189 Die liturgische Feier umfasst Zeichen und Symbole die sich auf die Schöpfung (Licht Wasser Feuer) auf das menschliche Leben (waschen salben das Brot brechen) und auf die Heilsgeschichte (die Paschariten) beziehen In die Welt des Glaubens hineingenommen und von dem Kraft des Heiligen Geistes ergriffen, werden diese kosmischen Elemente diese menschlichen Riten diese an Gott erinnernden Gesten zu Trägern des heilbringenden und heiligenden Wirkens Christi
1190 Dem Wortgottesdienst ist ein wesentlicher Bestandteil der Liturgie Das Wort Gottes das verkündet wird und die Zustimmung aus dem Glauben die darauf antwortet bringen den Sinn der Feier zum Aus druck.
1191 Gesang und Musik hängen mit der liturgischen Handlung eng zusammen. Für ihren guten Gebrauch ist auf Folgendes zu achten Das Gebet soll schon zum Ausdruck kommen die Gemeinde soll ein mutig beteiligt sein und die Feier soll einen sakralen Charakter haben
1192 Die heiligen Bilder in unseren Kirchen und Häusern sind dazu bestimmt unseren Glauben an das Mysterium Christi zu wecken und zu nähren Durch die Ikonen Christi und seiner Heilstaten beten wir ihn selbst an In den heiligen Bildern der heiligen Gottesmutter, der Engel und der Heiligen verehren wir die darauf dargestellten Personen
1193 Der Sonntag der Tag des Herrn ist der hauptsachliche Tag der Eucharistiefeier weil er der Tag der Auferstehung ist Er ist der Tag der liturgischen Versammlung der Tag der christlichen Familie der Tag der Freude und der Muße Er ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres (SC 106)
1194 „Im Kreislauf des Jahres entfaltet [die Kirche] das ganze Mysterium Christi von der Menschwerdung und Geburt bis zur Himmelfahrt zum Pfingsttag und zur Erwartung der seligen Hoffnung und der Ankunft des Herrn" (SC 102)
1195 Indem die irdische Kirche an bestimmten Tagen des liturgischen Jahres der Heiligen gedenkt an erster Stelle der heiligen Gottesmutter sodann der Apostel der Märtyrer und der anderen Heiligen bekundet sie, dass sie mit der himmlischen Liturgie vereint ist. Sie preist Christus dafür dass er in seinen verheimlichten Gliedern sein Heil gewirkt hat Das Vorbild der Heiligen spornt sie auf dem Weg zum Vater an
1196 Die Gläubigen welche das Stundengebet feiern vereinen sich durch das Psalmengebet das Nachsinnen über das Wort Gottes durch Gesänge und Segnungen mit Christus unserem Hohenpriester So schließen sie sich dem unablässigen und weltumspannenden Gebet Christi an das den Vater verherrlicht und auf die ganze Welt die Gabe des Heiligen Geistes herabzieht.
1197 Christus ist der wahre Tempel Gottes der Ort an dem seine Heimlichkeit wohnt Durch die Gnade Gottes werden auch die Christen zum Tempel des Heiligen Geistes, zu lebendigen Steinen aus denen die Kirche erbaut ist.
1198 In ihrem irdischen Dasein benötigt die Kirche Orte in denen sich die Gemeinde versammeln kann unsere sichtbaren Kirchen — heilige Orte Abbilder der heiligen Stadt des himmlischen Jerusalems dem wir entgegenpilgern.
1199 In diesen Kirchen vollzieht die Kirche den öffentlichen Kult zur Ehre der heiligsten Dreifaltigkeit hört das Wort Gottes und singt sein Lob lasst ihr Gebet emporsteigen und bringt das Opfer Christi dar der inmitten der Versammlung sakramental gegenwärtig ist Diese Kirchen sind auch Statten der inneren Sammlung und des persönlichen Gebetes.
ARTIKEL 4 VIELFALT DER LITURGIE —EINHEIT DES MYSTERIUMS
Liturgische Traditionen und Katholizität der Kirche
1200 Von der ersten Gemeinde von Jerusalem an bis zur Wiederkunft Christi feiern die Kirchen Gottes, die dem apostolischen Glauben treu sind, überall das gleiche Pascha-Mysterium. Das Mysterium, das in der Liturgie gefeiert wird, ist nur eines; nur die Formen seiner Feier sind unterschiedlich.
1201 Das Mysterium Christi ist von so unerschöpflichem Reichtum, dass keine liturgische Tradition es vollkommen und ganz zum Ausdruck bringen kann. Die Geschichte der Entstehung und Entwicklung der Riten zeugt von einer erstaunlichen sich ergänzenden Vielfalt. Solange die Kirchen in diesen liturgischen Traditionen in der Gemeinschaft im Glauben und in den Sakramenten des Glaubens lebten, bereicherten sie einander und erstarkten in der Treue zur Überlieferung und zur gemeinsamen Sendung der ganzen Kirche [Vgl. EN 63—64].
1202 Die verschiedenen liturgischen Überlieferungen sind aus der Sendung der Kirche erwachsen. Die Kirchen ein und desselben geographischen und kulturellen Bereichs begannen allmählich, das Mysterium Christi in besonderen, kulturell geprägten Ausdrucksformen zu feiern. Unterschiede in den Formen finden sich bei der Art und Weise der Überlieferung des Glaubens gutes [Vgl. 2 Tim 1,14], in der liturgischen Symbolik, im Aufbau der brüderlichen Gemeinschaft, im theologischen Verständnis der Mysterien und in Formen der Heiligkeit. So wird durch das liturgische Leben einer bestimmten Kirche Christus, das Licht und Heil aller Völker, dem. Volk und der Kultur geoffenbart, zu denen diese Kirche gesandt und in denen sie verwurzelt ist. Die Kirche ist allumfassend: sie kann alle wahren Reichtümer der Kulturen läutern und so in ihre Einheit einbinden [Vgl. LG 23; UR 4].
1203 Die liturgischen Überlieferungen oder Riten, die gegenwärtig in der Kirche im Gebrauch stehen, sind: der lateinische Ritus (vor allem der römische Ritus, aber auch die Riten gewisser Ortskirchen wie der ambrosianische Ritus, oder die Riten einzelner Orden) ‚ der byzantinische, der alexandrinische oder koptische, der syrische, der armenische, der maronitische und der chaldäische Ritus. „Der Überlieferung treu folgend, erklärt das Hochheilige Konzil ...‚ dass die heilige Mutter Kirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt und will, dass sie in Zukunft erhalten und in jeder Weise gefördert werden" (SC 4).
Liturgie und Kulturen
1204 Die Feier der Liturgie soll dem Geist und der Kultur der verschiedenen Völker entsprechen [Vgl. SC 37—40]. Damit das Mysterium Christi allen Völkern kundgemacht werde, um sie „zum Gehorsam des Glaubens zu führen" (Röm 16,26), muss es in allen Kulturen verkündet, gefeiert und gelebt werden. Die Kulturen werden dabei durch das Mysterium nicht aufgehoben, sondern erlöst und vollendet [Vgl. CT 53]. Durch ihre eigene, von Christus angenommene und verklärte menschliche Kultur haben die vielen Kinder Gottes Zugang zum Vater und verherrlichen ihn in dem einen Geist.
1205 „Die Anpassung muss der Tatsache Rechnung tragen, dass es in der Liturgie, und vornehmlich in der Liturgie der Sakramente, einen unveränderlichen Bestandteil gibt, weil er göttlichen Ursprungs ist, über den die Kirche zu wachen hat. Daneben gibt es Bestandteile, die verändert werden können und die die Kirche an die Kulturen der neuevangelisierten Völker anpassen kann und mitunter auch muss [Vgl. SC 21]" (Johannes Paul II., Ap. Schr. „Vicesimus quintus annus" 16).
1206 „Die liturgische Vielfalt kann bereichernd wirken, aber auch Spannungen, gegenseitige Missverständnisse und selbst Spaltungen hervorrufen. Selbstverständlich darf in diesem Bereich die Verschiedenheit nicht die Einheit beeinträchtigen. Sie darf sich nur äußern innerhalb des treuen Festhaltens am gemeinsamen Glauben, an den sakramentalen Zeichen, welche die Kirche von Christus erhalten hat, und an der hierarchischen Gemeinschaft. Die Anpassung an die Kulturen erfordert eine Bekehrung des Herzens und notfalls die Aufgabe von altüberlieferten Bräuchen, die mit dem katholischen Glauben unvereinbar sind" (ebd.)
KURZTEXTE
1207 Es ist richtig dass sich die Feier der Liturgie mit Hilfe der Kultur des Volkes in dem sich die Kirche befindet auszudrücken sucht ohne sich von ihr abhängig zu machen Die Lituigie ist aber auch selbst fähig Kulturen zu erzeugen und zu bilden.
1208 Die verschiedenen als legitim anerkannten liturgischen Überlieferungen bezeugen die Katholizität dem Kirche denn sie bringen ein und dasselbe Mysterium Christi zeichenhaft zum Ausdruck und teilen es mit.
1209 Das Kriterium das die Einheit in der Vielfalt der liturgischen Traditionen sichert ist die Treue zur apostolischen Überlieferung das heißt zur Gemeinschaft im Glauben und in den Sakramenten welche die Kirche von den Aposteln empfangen hat Diese Gemeinschaft kommt in der apostolischen Sukzession zum Ausdruck und wird durch sie gewährleistet.